514 Berliner Benin-Bronzen wieder nigerianisches Eigentum

News vom 25.08.2022

Die „Benin-Bronzen“ gehören seit heute offiziell wieder Nigeria. Rund ein Drittel der Werke bleibt als Leihgabe in Berlin und wird im Humboldt Forum gezeigt

Bildcollage mit Fotos dreier Beninbronzen
© Staatliche Museen zu Berlin, Ethnologisches Museum / Jörg von Bruchhausen

Am 25. August 2022 unterzeichneten SPK-Präsident Hermann Parzinger, und Abba Isa Tijani, Generaldirektor der National Commission for Museums and Monuments (NCMM), den Vertrag über die Eigentumsübertragung der Benin-Objekte aus der Sammlung des Ethnologischen Museums der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz an Nigeria.

Es handelt sich um 512 Werke, die als Folge der sogenannten Britischen Strafexpedition von 1897 nach Berlin gelangten. Damit ist es die bislang größte Eigentumsrückübertragung von Sammlungsobjekten aus kolonialem Kontext. Erste Objekte werden noch in diesem Jahr nach Nigeria zurückgeführt werden. Rund ein Drittel der übereigneten Objekte werden für zunächst zehn Jahre als Leihgabe in Berlin bleiben und im Humboldt Forum ausgestellt werden.

Seit Jahren wurde national und international versucht, eine Lösung für den Umgang mit den „Benin-Bronzen“ zu finden, die nach der Eroberung des Königreichs Benin durch britische Truppen 1897 in verschiedenste Sammlungen weltweit gelangten. Tausende Objekte wurden als Kriegsbeute nach London verschifft und dort veräußert. Weitere hunderte der geplünderten Objekte blieben noch eine Zeit lang im kolonialen Nigeria, gelangten dann aber über Netzwerke von europäischen und afrikanischen Geschäftsleuten und Händlern ebenfalls in europäische und nordamerikanische Museen. Auch das Berliner Museum profitierte vom kolonialen System und seinen durch Gewalt ermöglichten „Erwerbungen“.

Seit 2010 ist es Mitglied der Benin Dialogue Group, in der europäische Museen die Zukunft der Benin-Objekte in ihren Sammlungen gemeinsam mit nigerianischen Partnern erörtern. Die 2021 auf Regierungsebene begonnenen Verhandlungen zwischen Deutschland und Nigeria wurden im Juli dieses Jahres mit der Unterzeichnung einer Gemeinsamen Erklärung, die den Rahmen für Rückgaben aus allen deutschen Museen bietet, erfolgreich abgeschlossen. In diesem Rahmen waren bereits zwei weitere Objekte aus der Berliner Sammlung an Nigeria übereignet und übergeben worden.

Zwei Räume im Humboldt Forum widmen sich der Kunst aus dem Königreich Benin und seiner Geschichte. Die Präsentation im Humboldt Forum wurde eng mit den nigerianischen Partnern abgestimmt. Sie wird in den kommenden zehn Jahren immer wieder gemeinsam umgestaltet werden, um dem Publikum die Vielfalt und enorme Qualität der historischen und heutigen Kunst aus Nigeria nahe zu bringen. Auch das Vermittlungsprogramm wird von nigerianischer Seite mitgestaltet, unter anderem über Vermittlerinnen der NCMM, die bereits jetzt im Rahmen einer residency in Berlin sind.

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