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SPK-Magazin 1/2021: Tempel und Scheune
Das Kulturforum: Ein Ort, an dem Architektur, Kunst, Musik, Wissenschaft und Literatur aufeinandertreffen. Das neue Heft nimmt Sie mit auf einen Spaziergang durch diese einzigartige Kulturlandschaft, vorüber an der frisch sanierten Neuen Nationalgalerie und der geschäftigen Baustelle für das Museum des 20. Jahrhunderts.
Erstaunlich findet Kunsthistoriker Christian Welzbacher, dass das häufig als „unvollendet“ gescholtene Kulturforum den Entwicklungen Berlins trotzt und erzählt, wieso diese Offenheit dieses Kulturquartiers seit jeher ein Glücksfall für Stadtplaner*innen ist.
Als „vom Glück geküsst“ empfinden sich auch die Nachbar*innen Andrea Zietzschmann, Intendantin der Berliner Philharmoniker, Hannes Langbein, Direktor der Siftung St. Matthäus und SPK-Präsident Hermann Parzinger. Im Gespräch mit Ralf Hanselle diskutieren sie gemeinsam über die Vergangenheit und Zukunft der einzigartigen Kulturadresse.
Einzigartig ist das Kulturforum vor allem auch wegen der architektonischen Meisterwerke, zu denen ohne Zweifel Mies van der Rohes Neue Nationalgalerie, der „Tempel der westlichen Moderne“, gehört, die seit 1968 das Stadtbild prägt. Mehr als fünf Jahre lang wurde sie nun saniert und erstrahlt wieder in ihrem alten Glanz – festgehalten von Christoph Mack in einer großartigen Bilderserie.
Mehr über Mies schreibt im Heft Fritz Neumeyer, der sich die letzten Worte des Architekten auf Tonband genauer angeschaut hat – ein einzigartiges Zeitdokument, verschollen, aber zum Glück im Transkript erhalten.
Kaum zieht eine Baustelle ab, schon rollen die nächsten Bagger an: Im März 2021 begannen zwischen Neuer Nationalgalerie und Philharmonie die Bauarbeiten für das Museum des 20. Jahrhunderts, in dem künftig die Kunstbestände der Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin aus dem 20. Jahrhundert ausgestellt werden. Gerrit Wiesmann sprach mit dem verantwortlichen Architekten Jacques Herzog und mit Joachim Jäger, dem Leiter der Nationalgalerie, über die „Scheune“ und die Reibungskräfte ihrer künftigen Sammlung.
Jüngst erweitert wurde diese um mehr als 100 Arbeiten, die der Künstler Gerhard Richter der Nationalgalerie als Dauerleihgabe großzügig zur Verfügung stellt. Zu sehen sein werden diese dann im Museum des 20. Jahrhunderts in einem eigenen Gerhard-Richter-Saal.
Bis zur Fertigstellung muss sich der*die geneigte Besucher*in noch eine Weile gedulden, langweilig wird es am Kulturforum aber nicht: Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr nimmt Sie mit auf einen Rundgang durch die Sammlungen der Ausstellungshäuser, wo sie jahrhundertealten Reliquiaren, mächtigen Orgeln und filigranen Zeichnungen der italienischen Renaissance-Meister begegnet.
Eine besondere Begegnung der anderen Art dokumentiert Ingolf Kern: Hemdendesigner Lasse Holger Mitterhusen besucht Modekuratorin Katrin Lindemann im Kunstgewerbemuseum und spricht mit ihr über den Stilwandel eines rätselhaften Wesens.
Danach können Sie Michael Bienert auf seiner historischen Spurensuche durch das Tiergartenviertel folgen und mit ihm die Moderne erkunden. Weiter geht’s mit ein bisschen Natur: Philosoph Andreas Weber hat einmal genauer hingehört und berichtet, was die alte Platane am Scharounplatz zu erzählen hat.
Auch von Erinnerungen und Zukunftsvisionen handelt das Magazin. Einer geht, einer erinnert sich, einer kommt: SIM-Direktor Thomas Ertelt lässt seine Zeit im preußischen Dienst Revue passieren, Hanns Zischler erinnert sich an seine ersten Besuche im Ibero-Amerikanischen Institut und der zukünftige Generaldirektor der Staatsbibliothek, Achim Bonte, erzählt von seinen Plänen für die Universalbibliothek.
Auf neue Pfade wagen sich auch die Verantwortlichen der St. Matthäus-Kirche, Neuen Nationalgalerie, Philharmonie und Staatsbibliothek ab Ende August: Erstmals untersuchen sie gemeinsam die „Utopie Kulturforum“, die Joachim Brand einmal genauer erläutert.