Pflanzen Denken: 4A_Lab Akademie beleuchtet Verflechtungen zwischen Menschen und Pflanzen

Pressemitteilung vom 30.10.2024

Vom 4. bis 8. November 2024 lädt das 4A_Lab zur interdisziplinären Akademie „Ecological Entanglements across Collections – Plant Lives and Beyond“ nach Berlin. Im Austausch mit Forschern, Experten und einem interessierten Publikum werden am Beispiel der Sammlungen der SPK Denkweisen über pflanzliche und nicht-menschliche Lebensformen untersucht und deren Rolle in künstlerisch-ästhetischen Praktiken beleuchtet.

Die Beziehung zwischen Pflanze und Mensch ist ein eng verzahntes, wechselseitiges Zusammenspiel von Lebensformen. Der Mensch ist nicht nur existenziell auf pflanzliches Leben angewiesen, sondern greift seit jeher in pflanzliche Ökosysteme ein. Jüngere Studien haben gezeigt, dass deren Organismen über unterschiedliche, aktive Formen der Sinneswahrnehmung verfügen. Pflanzen agieren im globalen Maßstab als bestimmende Agenten bei der Entstehung menschlicher Welten. Dieses neue Bewusstsein für vegetabiles Leben erfordert neue Paradigmen in der kunst- und transhistorischen Forschung, die das breite Spektrum der Interaktion zwischen Menschen und Pflanzen über Zeit und Raum hinweg erfassen. 

Das 4A_Lab ist ein Kooperationsprojekt des Kunsthistorischen Instituts in Florenz – Max-Planck-Institut (KHI) und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK). Es ermöglicht seit 2019 internationalen Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler, in den unterschiedlichen Einrichtungen und Museen der SPK die komplexen Verflechtungen zwischen Menschen und pflanzlichem sowie nicht-menschlichem Leben in den Sammlungsbeständen zu erforschen.

Aufbauend auf der ökokritischen Wende in den Geisteswissenschaften bietet die diesjährige Akademie des 4A_Lab unter der Leitung von Kunsthistorikerin Hannah Baader (KHI) einem interessierten Publikum die Möglichkeit, dieses Geflecht zwischen Spezies, Objekten, Praktiken und Geografien im Austausch mit internationalen Forscherinnen, Museumsexperten und Studierenden neu zu denken.
Die Akademie widmet sich täglich einem neuen Thema und unterschiedlichen Sammlungen: Vom Ibero-Amerikanischen Institut über den Hamburger Bahnhof, die Staatsbibliothek zu Berlin, die Gemäldegalerie und das Musikinstrumenten-Museum bis hin zum Museum für Fotografie bietet die Akademie einen spannenden Einblick in die reichhaltige Forschungslandschaft Berlins. Die Akademievorträge sind in englischer Sprache und werden online zugänglich sein. Ausgewählte Veranstaltungen werden auf Deutsch angeboten. Panels, Vorträge, Workshops, Ortsbesichtigungen sowie künstlerische, auditive und musikalische Performances schaffen dabei Synergien zwischen unterschiedlichen Perspektiven und Wissensformen. 

Der erste Tag, „Discourses, Imaginaries and Common Sense“, beginnt mit einer kritischen Neubewertung des Umweltdenkens, das untrennbar mit religiösen und politischen Konstellationen, rassischen und kolonialen Dominanzen, den Künsten, der Wissenschaftsgeschichte und der Pflanzenbiologie verbunden ist. Eine Performance der Radiokünstlerinnen Kate Donovan und Ella Finer rundet den Diskussionstag ab. Der zweite Tag, „Environmentalism in Contemporary Art after 1970“, rückt die kritische Würdigung von Umwelttheorien und dem kolonialen Erbe in der Kunst der Gegenwart in den Mittelpunkt. Tag 3, „Paradise Drama“, widmet sich der Verbindung von Vegetabilem, Macht und Widerstand im Iran der Safaviden, im vorkolonialen- und nachkolonialen Indien und in China, mit einem Schwerpunkt auf Asien und daüber hinaus im Zeitraum zwischen 1600-1850. Dabei wird die Gestaltung von Gärten als religiöse, spirituelle, und politische Machtstrukturen diskutiert und deren Widerstandsfähigkeit beleuchtet. Am vierten Tag, „Plants, Sensory Interactions and Language in Early Modern Europe“, wird die Kommunikation zwischen pflanzlichen und nicht-menschlichen Lebensformen thematisiert. Sinnliche Wahrnehmungen von Geräuschen, Gerüchen, Musik und Gefühlen in und durch Pflanzen werden überdacht. Ein Konzert der renommierten Barock-Harfistin Margret Koell in der Gemäldegalerie beschließt den Tag. Der letzte Tag beleuchtet Pflanzenfotografien in Vorträgen zu „Plant Photography, Coloniality and Art in and after the 1920s“ und beschließt mit einer offenen Diskussionsrunde die Akademie, die sich der Frage der Bedeutung von Ökologie, vegetabilem Leben und Pflanzenwissen in gegenwärtigen Sammlungspräsentationen widmet.

Weitere Informationen und Anmeldung unter:
https://www.khi.fi.it/it/aktuelles/veranstaltungen/2024/11/ecological-entanglements-across-collections.php

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