Ausgelagerte Bestände in Polen

Einige Bestände der preußischen Sammlungen wurden im Zweiten Weltkrieg in damals deutsche Gebiete ausgelagert, die heute zu Polen gehören. Die Stiftung macht weiterhin das Eigentum an diesen Kulturgütern geltend.

Historische Aufnahme einer Bücherauslagerung der Staatsbibliothek (öffnet Vergrößerung des Bildes)

Seit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden Bestände der Staatsbibliothek zum Schutz an verschiedene Orte des Deutschen Reichs ausgelagert, Aufnahme von 1943. © bpk / Regina Nowak

Auslagerungen zum Schutz vor Kriegseinwirkungen

Die Staatlichen Museen zu Berlin und die Preußische Staatsbibliothek lagerten während des Zweiten Weltkrieges große Teile ihrer Bestände an Orte außerhalb Berlins aus. Sie sollten damit vor den alliierten Luftangriffen geschützt werden. Zahlreiche Auslagerungsorte in den deutschen Ostgebieten gehörten nach Kriegsende zum polnischen Staatsgebiet. Auf diese Weise gelangten Teile der Sammlungen in polnischen Besitz.

Unterschiedliche Rechtsauffassungen zu Eigentumsverhältnissen

Die polnische Seite geht davon aus, dass mit der Übertragung der Hoheit über das Staatsgebiet alle dorthin verlagerten Kulturgüter polnisches Eigentum geworden sind. Nach deutscher Rechtsauffassung gehören diese Bestände jedoch weiterhin den Einrichtungen, die sie ausgelagert haben. Beide Länder verhandeln seit 1991 auf Regierungsebene zu Fragen einer Rückgabe.

Rückgaben einzelner Bestände und Objekte an beide Seiten

Einige Objekte sind bereits nach Deutschland zurückgekehrt. Aufgrund einer Vereinbarung mit der DDR übergab Polen 1965 rund 127.000 Bücher unterschiedlicher Fachgebiete an deutsche Bibliotheken. Darunter befanden sich fast 92.000 Bände aus der Staatsbibliothek. Danach wurden nur mehr Einzelbände zurückgegeben. 1977 übergab der damalige polnische Staatschef sechs wertvolle Autographen an die DDR-Regierung. Im Jahr 2000 kehrte ein Luther-Druck aus dem 16. Jahrhundert nach Berlin zurück. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz übergab ihrerseits 1992 den so genannten Posener Goldschatz an das Archäologische Museum Posen.

Die Sammlung „Berlinka“ in Krakau

In zahlreichen polnischen Bibliotheken, so in den Universitätsbibliotheken in Lodz, Lublin und Posen, befinden sich auch heute noch Druckschriften der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek. Eine umfangreiche Sammlung von besonders wertvollen Autographen und anderen Schriften aus der Staatsbibliothek befindet sich in der Universitätsbibliothek Krakau (Biblioteka Jagiellonska). Sie galt zunächst als verschollen. Erst Ende der 1970er Jahre wurde ihr Verbleib in Krakau bekannt. Sie ist seitdem unter dem Namen „Berlinka“ bekannt, ihr Verbleib ist nach wie vor strittig.

Deutsch-polnische Fachkontakte und Projekte

Durch die Auslagerungen im Krieg und die nur teilweise Rückkehr der Bestände sind historisch gewachsene Sammlungen zerrissen worden. Ihre wissenschaftliche Bearbeitung ist daher nur mit großem Aufwand möglich. Dies zu erleichtern ist ein großes Anliegen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Sie pflegt gute fachliche Kontakte zu den polnischen Kultureinrichtungen, die verlagerte Kulturgüter verwahren. Damit wird angestrebt, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie der allgemeinen Öffentlichkeit einen Zugang zu diesen Beständen zu ermöglichen. In einem gemeinsamen Projekt erstellten beispielsweise deutsche und polnische Fachleute einen Katalog der Sammlung Autographa, deren Großteil sich in Krakau („Berlinka“) befindet.

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