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Zusammenarbeit in Respekt und Freundschaft
News vom 18.09.2015
Julien Chapuis, Leiter der Skulpturensammlung, spricht über nach 1945 nach Russland gelangte Sammlungsobjekte, die deutsch-russischen Zusammenarbeit und seine Erwartungen an das Kolloquium „Donatello und das verschwundene Museum“. Bei diesem bewerten internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Rolle Donatellos für die Berliner Museen neu.
Wie gelangten Werke aus den Beständen der Staatlichen Museen nach dem Zweiten Weltkrieg nach Russland? Gibt es hier neue Erkenntnisse zum Verbleib einiger herausragender Objekte?
In den Jahren 1945-1946 wurden aus Ostdeutschland circa 2.5 Millionen Objekte in die Sowjetunion abtransportiert. 1958 kamen rund 1.5 Millionen Objekte in die DDR zurück. Ich erwarte, dass in unserem Kolloquium neue Erkenntnisse zum Verbleib von Hauptwerken aus der Skulpturensammlung bekannt gemacht werden. Ich bin selbst sehr gespannt.
Stehen Sie im Kontakt mit russischen Fachkollegen und was versprechen Sie sich vom Dialog auf Museumsebene?
In den letzten zwei Jahren habe ich immer regen Kontakt mit den Kollegen im Puschkin-Museum gepflegt. Das Puschkin-Museum und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz sind in diesem Jahr eine Kooperation zum Thema „Donatello und die Skulptur der Renaissance" eingegangen. Bei diesem Projekt geht es um die Erforschung, Restaurierung, Veröffentlichung und letztendlich Ausstellung in Russland von Werken, die seit 1939 aus dem Bewusstsein der Kunstgeschichte und der Öffentlichkeit verschwunden sind. Die Zusammenarbeit läuft hervorragend und basiert auf Respekt und Freundschaft.
Wie erklären Sie sich den großen Erfolg der Ausstellung "Das verschwundene Museum" und wie geht es weiter?
Während der Vorbereitung dieser Ausstellung ist eines ganz klar geworden: Es gibt zu dieser Thematik keine allgemein gültige Haltung. Jeder reagiert anders. Auch ist jede Generation seit 1945 anders mit dem Thema umgegangen. Es geht um die Verarbeitung von traumatischen Ereignissen. Es gibt also nicht nur eine Erzählung, sondern Stränge von Erzählungen. Die Ausstellung ist als eine mehrstimmige Reflexion zu verstehen: Auf dem Audioguide, der auch online abrufbar ist, kommen Kuratoren, Restauratoren, Archivare, Historiker, Mitarbeiter der Gipsformerei und Künstler zu Wort. Verschiedene Ansichten und auch Widersprüche werden offensichtlich. Tatsächlich ist der Umgang mit diesem Erbe für jede Generation – und für jede Person– ein anderer. Ich glaube, diese Art der Vermittlung entspricht den Bedürfnissen und Erwartungen eines modernen Publikums.