Die Perspektive wechseln ist Programm
17.10.2017Die Perspektive wechseln ist Programm
„Multikultureller Musterschüler oder Erbe des Kolonialismus?“ – Zwischen diesen beiden Polen bewegt sich die Debatte um das Humboldt Forum. In der Kunstzeitung (Ausgabe Oktober 2017) meldeten sich drei Experten zu Wort, darunter Viola König, Direktorin des Ethnologischen Museums der Staatlichen Museen zu Berlin.


Die öffentliche Forderung nach Provenienzforschung ist notwendig; nur durch externe Kritik gelingt es Ressourcen zu mobilisieren. Ich erforsche seit dem Studium die Provenienz von Objekten, doch das Ethnologische Museum betreut ½ Million. Heerscharen von Experten werden benötigt, um diese zu erforschen: Provenienz, Kontext und Funktion. Ohne das Humboldt Forum gäbe es diese Debatte nicht. Es gilt nicht nur Objekte auszustellen deren Provenienz bekannt ist, sondern vielmehr den aktuellen Kenntnisstand offenzulegen. Die effektivste Art der Kommunikation mit den Herkunftsgesellschaften erfolgt heute digital. Kritiker fordern ein Moratorium, das vierte seit 2001. Wer sich darauf einlässt riskiert das Ende eines Forums für den „Dialog mit der Weltgesellschaft“ und gegen „koloniale Amnesie“ in der Mitte Berlins.
Dieser Beitrag erschien ursprünglich in der Kunstzeitung (Ausgabe Oktober 2017).