Rückgabe der Berliner Benin-Bronzen

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Press release from 08/25/2022

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Eigentum an allen Berliner „Benin-Bronzen“ an Nigeria übertragen – rund ein Drittel der Werke bleibt als Leihgabe in Berlin – weitere Zusammenarbeit geplant

Heute unterzeichneten Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK), und Abba Isa Tijani, Generaldirektor der National Commission for Museums and Monuments (NCMM), den Vertrag über die Eigentumsübertragung der Benin-Objekte aus der Sammlung des Ethnologischen Museums der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz an Nigeria. Es handelt sich um 512 Werke, die als Folge der sogenannten Britischen Strafexpedition von 1897 nach Berlin gelangten. Es handelt sich dabei um die bislang größte Eigentumsrückübertragung von Sammlungsobjekten aus kolonialem Kontext. Erste Objekte werden noch in diesem Jahr nach Nigeria zurückgeführt werden. Rund ein Drittel der übereigneten Objekte wird für zunächst zehn Jahre als Leihgabe in Berlin bleiben und im Humboldt Forum ausgestellt werden.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth erklärt: „Diese Rückgabe hat Vorbildcharakter für alle Museen in Deutschland, die Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten besitzen. Es freut mich sehr, dass in den nächsten Monaten weitere Rückgabevereinbarungen kommen sollen. All diese Bemühungen bilden das Fundament für eine weitere und intensivere kulturelle Zusammenarbeit zwischen Nigeria und Deutschland.“

Hermann Parzinger, Präsident der SPK: „Ich freue mich, dass wir nur wenige Wochen nach der ersten symbolischen Übergabe von zwei Objekten anlässlich der Unterzeichnung der politischen Erklärung am 1. Juli 2022 im Auswärtigen Amt nun auch das Eigentum an unserem gesamten Benin-Bestand an Nigeria übertragen konnten. Die Tatsache, dass wir ein Drittel der Objekte vorerst als langfristige Leihgaben behalten und in wechselnden Präsentationen im Humboldt Forum in den Sälen zur Kunst und Kultur Benins in Vergangenheit und Gegenwart zeigen können, erfüllt uns mit großer Dankbarkeit und unterstreicht das große Vertrauen, das in den gemeinsamen Gesprächen der letzten Jahre entstanden ist. Wir haben damit ein tragfähiges Fundament für langfristige und vielfältige Kooperationen in der Zukunft gelegt. Allen Beteiligten in Deutschland und in Nigeria danke ich sehr für die konstruktive Zusammenarbeit.“

Abba Tijani, Generaldirektor der NCMM Nigeria, sagte: "Dies stellt die Zukunft in Bezug auf die Ausgabe von Artefakten dar; eine Zukunft der Zusammenarbeit zwischen Museen, eine Zukunft, in der den legitimen Forderungen anderer Nationen und traditioneller Institutionen Respekt und Würde entgegengebracht werden. Andere Museen außerhalb Deutschlands werden hiermit aufgefordert, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz nachzueifern. Bemerkenswert und festzuhalten ist, dass die anderen deutschen Museen gemäß der am 1. Juli 2022 unterzeichneten Vereinbarung bereits die restlichen Altertümer für die Rückführung nach Nigeria vorbereiten".

Seit Jahren wurde national und international versucht, eine Lösung für den Umgang mit den „Benin-Bronzen“ zu finden, die nach der Eroberung des Königreichs Benin durch britische Truppen 1897 in verschiedenste Sammlungen weltweit gelangten. Nach der Eroberung wurde Oba Ovonramwen, der letzte unabhängige König, ins Exil in die Stadt Calabar geschickt und der königliche Palast geplündert. Tausende Objekte wurden als Kriegsbeute nach London verschifft und dort veräußert. Weitere hunderte der geplünderten Objekte blieben noch eine Zeit lang im kolonialen Nigeria, gelangten dann aber über Netzwerke von europäischen und afrikanischen Geschäftsleuten und Händlern ebenfalls in europäische und nordamerikanische Museen. Auch das Berliner Museum profitierte vom kolonialen System und seinen durch Gewalt ermöglichten „Erwerbungen“. Seit 2010 ist es Mitglied der Benin Dialogue Group, in der europäische Museen die Zukunft der Benin-Objekte in ihren Sammlungen gemeinsam mit nigerianischen Partnern erörtern. Die 2021 auf Regierungsebene begonnenen Verhandlungen zwischen Deutschland und Nigeria wurden im Juli dieses Jahres mit der Unterzeichnung einer Gemeinsamen Erklärung, die den Rahmen für Rückgaben aus allen deutschen Museen bietet, erfolgreich abgeschlossen.

Unter den Leihgaben finden sich alle Varianten der Kunst aus Benin. Lars-Christian Koch, Direktor des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst, sagt: „Ich bin dankbar, dass wir im Humboldt Forum die herausragende Kunst aus Benin in all ihren Fassetten zeigen können. Gemeinsam mit den nigerianischen Partnern haben wir die ursprünglich geplante Präsentation komplett überarbeitet. Wir erzählen die Geschichte des Königreichs Benin und seiner Eroberung, und zeigen neben den historischen Objekten auch Werke zeitgenössischer Künstler, etwa Filme, Textilien oder Bronzegüsse, die heute noch nach auf traditionelle Weise hergestellt werden.“

Zwei Räume im Humboldt Forum widmen sich der Kunst aus dem Königreich Benin und seiner Geschichte. Der erste Raum wird mit dem Gedenkkopf einer Königinmutter oder iyoba ein Prunkstück der Kunst des höfischen Benin ins Zentrum stellen. In diesem Raum werden die Bedeutung und Geschichte der Objekte und der Sammlung und ihrer Rückgabe dargestellt. In einer Videoinstallation sind 10 Akteure, die an dem Prozess mitgewirkt haben, zu sehen. Für den zweiten Raum wurden rund 30 historische Objekte ausgewählt, die die gesamte Bandbreite der höfischen Kunst Benins aufzeigen. Ihnen wird zeitgenössische Kunst aus Nigeria gegenübergestellt, die auch heute noch traditionelle Techniken nutzt. Eine größere Diskussionsfläche bietet Raum für Vermittlungsaktivitäten, Workshops und Austausch. Die Präsentation im Humboldt Forum wurde eng mit den nigerianischen Partnern abgestimmt. Sie wird in den kommenden zehn Jahren immer wieder gemeinsam umgestaltet werden, um dem Publikum die Vielfalt und enorme Qualität der historischen und heutigen Kunst aus Nigeria nahe zu bringen. Auch das Vermittlungsprogramm wird von nigerianischer Seite mitgestaltet, unter anderem über Vermittlerinnen der NCMM, die bereits jetzt im Rahmen einer residency in Berlin sind.

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