Internationales Kooperationsprojekt: Nuba-Fotografien von Leni Riefenstahl erforscht

News vom 24.10.2024

Wissenschaftler*innen der SPK erforschen gemeinsam mit Expert*innen aus dem Sudan die Nuba-Fotografien aus dem Nachlass von Leni Riefenstahl

Männer mit scharfkantigen Holzschilden (guzuq in der Masaskin-Sprache), die im Schild-Kampf verwendet wurden. Erläuterung des Sachverhaltes durch einen lokalen Vertreter beim Workshop in 2023 in Kampala. Masakin, ca. 1965; © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek / Nachlass Leni Riefenstahl
Männer mit scharfkantigen Holzschilden (guzuq in der Masaskin-Sprache), die im Schild-Kampf verwendet wurden. Erläuterung des Sachverhaltes durch einen lokalen Vertreter beim Workshop in 2023 in Kampala. Masakin, ca. 1965; © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek / Nachlass Leni Riefenstahl

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz erhielt 2018 den Nachlass der Filmemacherin und Fotografin Leni Riefenstahl (1902-2003) geschenkt. Die Bestände wurden entsprechend der wissenschaftlichen Kompetenzen innerhalb der SPK an die Staatsbibliothek zu Berlin, die Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek und das Ethnologische Museum aufgeteilt, während das filmische Werk, das technische Equipment und die Textilien der Stiftung Deutsche Kinemathek (SDK) übergeben wurden.

Ein Schwerpunkt der Erschließungsarbeit lag zunächst auf Riefenstahls Nuba-Fotografien, die in den 1960er und 70er Jahren im südlichen Sudan entstanden. Ihre Aufnahmen wurden damals weltweit kontrovers rezipiert. Wie blicken die Nuba heute auf diese Arbeiten und wie sieht der künftige Umgang damit aus?

Erstmals erforschen nun Expertinnen und Experten aus dem Sudan gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Deutschland die etwa 10.000 Fotografien und die Filme, welche Leni Riefenstahl in den Nuba-Bergen gemacht hat. 

„Die SPK ist sich bewusst, dass sie mit diesem Nachlass nicht nur ein viel diskutiertes künstlerisches Werk übernommen hat, sondern dass damit auch eine besondere Verantwortung für die kritische Auseinandersetzung mit dieser umstrittenen Person der Zeitgeschichte verbunden ist. Genau dem stellen wir uns“, so Vizepräsident Gero Dimter. „Im Kontext der Dekolonisierung der Sammlungen können wir mit diesem Projekt einen wichtigen Beitrag leisten, da wir mit mehreren SPK-Einrichtungen und ihren jeweiligen Expertisen an der Erschließung arbeiten und wir von Anfang an die Perspektiven der Nuba-Akteure ins Zentrum der Erforschung gestellt haben.“

Unter dem Titel „Deutsch-Sudanesische kollaborative Erschließung und Präsentation des Nuba-Werks von Leni Riefenstahl“ wurden die Arbeiten erforscht und kontextualisiert. Zum ersten Mal ist es dabei gelungen, die Sichtweisen von Vertreterinnen und Vertreter dieser Bevölkerungsgruppen auf Riefenstahls Bilder in den Fokus zu rücken. Außerdem geht es in dem Projekt darum, eine internationale Zugänglichkeit zu erreichen sowie die Nuba- und Afrika-Bestände Riefenstahls zu sichern, zu archivieren und digital zu erschließen.

Am 25. und 26. Oktober 2024 wird es auf einem internationalen Symposium mit dem Titel „Collaboration and Digital Handover: Discussing the Project Nuba Images by Leni Riefenstahl“ am Kulturforum in Berlin um Fragen rund um die Rezeption der Fotografien und die Perspektiven der Nuba selbst gehen. Am Ende der Veranstaltung werden die digitalisierten Fotografien Riefenstahls an das Pan-Nuba Council übergeben.

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