Im Westen viel Neues: Staatliche Museen eröffnen im Humboldt Forum

News vom 22.09.2021

Nach jahrelanger Umzugszeit werden die Sammlungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst in der Mitte Berlins neu präsentiert – ein Fokus dabei: der koloniale Kontext

Eine Delegation in einem Ausstellungssaal des Ethnologischen Museums im Humboldt Forum mit hohen Vitrinen
© Staatliche Museen zu Berlin, Ethnologisches Museum / Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss / Foto: David von Becker

Gemeinsam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Kulturstaatsministerin Monika Grütters bei einem Festakt am 22. September 2021 die Präsentationen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst im Humboldt Forum eröffnet. In ihrer Festrede sagte die Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie: „Wir können die Vergangenheit nicht ändern, aber wir können die Blindheit gegenüber der Vergangenheit ändern.“

Ab dem 23. September sind die Neupräsentationen der beiden Museen im zweiten und dritten Obergeschoss des Westflügels für Besucher*innen zugänglich. Auf mehr als 8.500 Quadratmetern Ausstellungsfläche und in mehr als 30 Ausstellungsmodulen werden rund 10.000 Exponate gezeigt und aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Mit den Sammlungen Afrikas, Asiens, Ozeaniens und Amerikas im Humboldt Forum und jenen zur Kunst- und Kulturgeschichte Europas und des Nahen Ostens auf der Museumsinsel wird die Mitte Berlins zu einem wahren Ort der Weltkulturen.

In die Ausstellungen integriert sind auch zeitgenössische künstlerische Interventionen, die sich unmittelbar auf die Sammlungen beziehen oder in Auseinandersetzung mit ihnen entstanden sind, etwa die raumgreifende „Township Wall“ von António Ole oder ein als Kunstwerk gestaltetes Kleid der Modekünstlerin Cynthia Schimming. Spektakulär sind auch die Raumgestaltungen wie etwa der elliptische Hörraum der Musikethnologie und der von Pritzker-Preisträger Wang Shu gestaltete Raum im Museum für Asiatische Kunst.

Die Sammlungen und die gezeigten Objekte werden aus unterschiedlichen Perspektiven präsentiert oder kommentiert. Von Beginn an war es ein Anliegen der Kurator*innen, dem multiperspektivischen Blick zu folgen. Das bedeutet, dass die Zusammenarbeit mit internationalen Partner*innen und Mitgliedern von Source Communities integraler Bestandteil des Ausstellungskonzeptes war.

Dabei präsentieren die Museen nicht nur aktuelle, kooperative Forschung zu den Objekten und neue Ausstellungs- und Vermittlungskonzepte, sondern stellen sich auch der eigenen Sammlungsgeschichte und aktuellen postkolonialen Fragen. Die kritische Aufarbeitung der Provenienzen und Erwerbungskontexte ebenso wie deren Einbettung in die Kolonialgeschichte sind Teil der Erzählung im Humboldt Forum und werden die Arbeit an unseren Sammlungen auch zukünftig prägen.

Ziel der Ausstellung im Humboldt Forum ist es, die Multiperspektivität auf die Objekte und die Geschichten sichtbar und hörbar zu machen, und dies so partizipativ und inklusiv wie nur möglich. Im Rahmen der Neu-Präsentation der beiden Museen wird daher sehr vermittlungsorientiert gearbeitet – etwa mit einem durchgängigen Einsatz von Grafik, digitalen Medien und deutlich ausgewiesenen Flächen für Familien, Kinder und Jugendliche.

Die Inhalte der von Ralph Appelbaum Associates in Zusammenarbeit mit den Kurator*innen konzipierten und gestalteten Dauerausstellung sollten möglichst flexibel und „beweglich“ gehandhabt werden. Durchgesetzt hat sich dadurch eine sehr modulare Struktur der Ausstellung. Einerseits gibt es geräumige, hohe Säle mit gewichtigen Großobjekten. Daneben werden „klassische“ objektzentrierte Ausstellungsbereiche mit Vitrinen und Podesten eingerichtet (z.B. im Fall der „Sakralen Kunst in China und Japan“ oder der religiösen Kunst Südasiens, „Kunst des Buddhismus in Südasien“).

In den Schaumagazinen und Studiensammlungen beider Museen mit ihren jeweils verdichteten Objektpräsentationen in großen Vitrinen-Konstruktionen werden die Sammlungsbestände nach unterschiedlichen Themenschwerpunkten in einer ästhetischen Magazin-Anmutung gezeigt. Sie unterstreichen dabei die Bedeutung von Sammlungen als Grundlage eines jeden Museums, aus der Ausstellungen und andere Projekte immer wieder neu entwickelt werden können. In allen werden unter anderem das Sammeln und die Sammlungsgeschichte und damit auch die Provenienz der gezeigten Exponate thematisiert.

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