Verbleib zweier Fayence-Vasen im Berliner Kunstgewerbemuseum gesichert

Pressemitteilung vom 27.10.2010

Zwei bedeutende Fayencevasen aus dem Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin konnten kürzlich als ehemals jüdisches Eigentum identifiziert werden. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat sich mit den Erben darauf geeinigt, dass die Vasen nach Zahlung einer Entschädigung im Kunstgewerbemuseum verbleiben können, wo sie seit Jahren in der ständigen Ausstellung zu sehen sind (Raum IV, Vitrine IV/61).

Das Vasenpaar stammt aus dem Besitz von Olga von Wassermann, die wegen ihres jüdischen Glaubens von der Verfolgung durch das NS-Regime betroffen war. Unter diesem Eindruck entschieden sich Frau von Wassermann und ihre Kinder, Deutschland zu verlassen. In Vorbereitung der Emigration veräußerte Olga von Wassermann einen wesentlichen Teil ihres Hausrates und ihres Kunstbesitzes. So wurde im Dezember 1937 im Auktionshaus Lange auch das Paar Deckelvasen versteigert und ging an das Kunstgewerbemuseum, das damalige Schlossmuseum.

Hermann Parzinger, Präsident der SPK, betont: „Da die Familie von Wassermann ohne die Repressalien Deutschland nicht verlassen hätte und ihren Besitz nicht verkaufen hätte müssen, betrachtet die SPK die Vasen als verfolgungsbedingt entzogen und hat sich um eine faire und gerechte Lösung mit den Erben im Sinne der Washingtoner Grundsätze bemüht.“

Henning Kahmann von der Rechtsanwaltskanzlei von Trott zu Solz, die die Erben vertritt, erklärte: „Auch wir halten die gefundene Lösung für gerecht und möchten der Stiftung für ihre faire Herangehensweise danken.“

Das Paar Deckelvasen (Inv. Nr. 1937, 44 a/b) stammt aus der Berliner Manufaktur Cornelius Funcke und entstand wohl zwischen 1701 und 1713. Die 39 cm hohen, achtseitigen Fayencevasen haben eine schmale Form mit flachem Deckel. Auf intensiv türkisgrünem Fond sind musizierende Engel und Putten mit Notenblättern in Kobaltbau, Manganviolett und Gelb dargestellt. Der für Funcke typische türkisgrüne Fond in Verbindung mit der Vasenform deutet auf eine frühe Entstehungszeit hin. Die dargestellten Szenen verweisen auf das preußische Herrscherhaus: Sie sind eine Hommage auf die Krönung Friedrichs I., da sie die Rangerhöhung der Kurfürstenwürde (unten: Engel mit Kurhut und Szepter) zur Königswürde (oben: Engel mit Königskrone und Palmwedeln) zeigen.

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