Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz zur aktuellen Restitutionsdebatte. Aufklärung der Bestandsherkunft und Restitution von NS-Raubkunst bleiben zentrale Themen

Pressemitteilung vom 14.04.2009

Zu der aktuellen Restitutionsdebatte erklärt der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Hermann Parzinger: „Die Rückgabe von Kunstwerken kann, wie Norman Rosenthal zu Recht äußert, die unfassbaren Verbrechen des NS-Regimes an den europäischen Juden nicht wieder gut machen. Bei der deutschen Restitutionspraxis geht es aber um Aufklärung und moralische Verpflichtung. Deshalb steht für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz die bisherige Praxis im Geiste der von den Washingtoner Prinzipien geforderten fairen und gerechten Lösungen nicht zur Disposition“.

Die Stiftung werde daher weiterhin intensive, verantwortungsbewusste Provenienzrecherche betreiben und – in begründeten Einzelfällen – NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut zurückgeben. Ferner sagt Parzinger: „Gerade im Hinblick auf die nationalsozialistische Geschichte unseres Landes darf es keine Schlussstrich-Debatte geben, den unfassbaren Verbrechen der Vergangenheit müssen wir heute und morgen größtmögliche Aufklärung und Wiedergutmachung entgegensetzen.“ Sammlungen und Bestände in den Museen, Bibliotheken und Archiven der Stiftung Preußischer Kulturbesitz hätten heute nicht den Weltrang ohne das großzügige Mäzenatentum jüdischer Mitbürger und Mitbürgerinnen vor 1933.

Vieles kann erst seit der deutschen Wiedervereinigung aufgeklärt werden, da seitdem wesentliches Archivmaterial zugänglich ist. Seit 1999 ist der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz befugt, direkt mit den Rechtsnachfolgern jüdischer Eigentümer über einvernehmliche Lösungen zu verhandeln. Die Stiftung hat seitdem in 29 Fällen über Restitutionsbegehren entschieden. 22 dieser Rückgabeersuchen wurde entsprochen, weitere Fälle sind derzeit in Bearbeitung. Darüber hinaus werden die Sammlungsbestände der Stiftung in systematisch-wissenschaftlicher Form im Hinblick auf ihre Herkunft sukzessive weiter erforscht und die Ergebnisse dieser Recherche öffentlich gemacht.

Im Juni 2008 hat die bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz angesiedelte und vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Me­dien und von der Kulturstiftung der Länder finanzierte Arbeitsstelle für Provenienzrecherche /-forschung ihre Arbeit aufgenommen. Sie verstärkt die Suche nach NS-Raubkunst, indem sie Förderanträge deutscher Museen, Bibliotheken und Archive zu diesem Thema behandelt und unterstützt.

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