Was Museen zum Wiederaufbau der Ukraine beitragen können

News from 05/28/2024

Bei einer Konferenz der Stiftung OBMIN auf der Museumsinsel Berlin planen ukrainische Museen die Zukunft ihres Landes

Menschen sitzen auf Zuschauerrängen eines Auditoriums
© Lisa Vlasenko / Ukrainian Institute in Germany

Dem anhaltendem russischen Angriffskrieg zum Trotz legen die ukrainischen Museen gemeinsame Vorschläge für einen umfassenden Wiederaufbau des Landes vor. Bei der Konferenz „From Crisis to Future: New Responsibilities for Museums in Ukraine“ am 28. und 29. Mai in der James-Simon-Galerie diskutieren Vertreter*innen der verfassenden Institutionen ihre Forderungen. Die unter der Schirmherrschaft der Regierungen der Ukraine, Polens und Deutschlands stehende Konferenz bringt ukrainische Museumsexpert*innen mit Partnerorganisationen und Vertreter*innen der drei Regierungen zusammen.

Das wichtigste Thema der Konferenz sind besagte Forderungen, die die ukrainischen Museen in den vergangenen Wochen in Online-Workshops der Stiftung OBMIN gemeinsam mit dem Kulturministerium erarbeitet haben. Ihr Ziel ist ein umfassendes Konzept für die Zukunft der Ukraine, die sie „zu einem besseren Ort zum Leben, Arbeiten und Besuchen“ machen möchten. Dies erfordert aus ihrer Sicht deutlich mehr als den Wiederaufbau von Infrastruktur oder Gebäuden. Museen könnten eine wichtige Rolle übernehmen, Diskussionen voranzubringen und die Zivilgesellschaft zu stärken. 

Die Museen schlagen dabei vor, trotz des Kriegsgeschehens auch Chancen für die Zukunft zu sehen und die Ukraine „zum inklusivsten Land der Welt“ zu entwickeln, mit vollem Zugang für alle, die im Krieg direkt und indirekt physisch und psychisch geschädigt wurden. Diese Inklusion beinhaltet auch Menschen und Institutionen wie Museen, die aus den vorübergehend besetzten Gebieten fliehen mussten, in der übrigen Ukraine in die gesellschaftlichen Strukturen einzubinden. Dafür gibt es bereits gute Beispiele: Museen aus besetzten Gebieten zeigen ihre geretteten Objekte in Partnerschaft mit Museen in der freien Ukraine oder haben ihr Angebot ins Internet verlagert.

Aus solchen Erfahrungen schöpfen die Museen die Zuversicht, dass die künftige Ukraine auch das Land mit den „modernsten und besucherfreundlichsten“ Museumskonzepten werden könne. Der Wiederaufbau müsse genutzt werden, um „Museen für das 21. Jahrhundert“ zu schaffen, die für Besucher*innen, vor allem junge Menschen, relevant zu bleiben. Große Chancen sehen die Museen auch in einer verstärkten internationalen Zusammenarbeit – nicht nur zur Unterstützung der Ukraine, sondern genauso als Bereicherung für die übrigen Europäer*innen: Der Beitrag der Ukraine zum europäischen kulturellen Erbe sollte quer durch Europa sichtbarer gemacht werden. Insgesamt sehen sich die Museen in der Verantwortung, dazu beizutragen, „die Ukraine zu einem Modell zu machen, was eine Gesellschaft erreichen kann, die die Freiheit in all ihren Aspekten fördert.“

Staatsminister Tobias Lindner dazu: „Die ukrainische Kultur steht unter russischem Beschuss – und dies im wahrsten Sinne des Wortes. Dass trotz des Krieges viele zivilgesellschaftliche und kulturelle Akteure vor Ort geblieben oder wieder zurückgekehrt sind, zeigt die enorme Widerstandsfähigkeit der ukrainischen Gesellschaft. Der Mut und die Entschlossenheit der Ukrainerinnen und Ukrainer sind beispielgebend. Deutschland ist überzeugt von der Kraft kultureller Identität und demokratisch motivierter Resilienz. Deshalb stellen wir Fragen des gesellschaftlichen Wiederaufbaus auch in den Fokus der Ukraine Recovery Conference am 11. und 12. Juni in Berlin."

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