200 Jahre deutschsprachige Einwanderung nach Brasilien

News from 01/28/2025

We apologize that this content is available in German only.

Brasilien war das wichtigste Zielland deutschsprachiger Auswanderung in Lateinamerika. Das Ibero-Amerikanische Institut (IAI) blickte im Jubiläumsjahr 2024 mit der Brasilianischen Botschaft und weiteren Partnern zurück und voraus.

Sepiaaufnahme eines Hauses
Albert Richard Dietzes Fotostudio in Santa Leopoldina. © Ibero-Amerikanisches Institut

Als junger Mann zog Albert Richard Dietze (1838-1906) aus dem heutigen Sachsen-Anhalt nach Brasilien und war damit einer von mehr als 220.000 deutschsprachigen Menschen, die sich seit dem 19. Jahrhundert im größten Land Lateinamerikas niederließen. Er leitete ein Fotostudio und wurde so zu einem Chronisten des Lebens von Eingewanderten, ihres Alltags und ihrer neuen Umgebung.

2024 jährte sich der Beginn dieser Migrationsgeschichte in einer Zeit intensiver Neugestaltung der bilateralen Beziehungen und globaler Krisen zum 200. Mal. Dieses Jubiläum fiel mit den schwersten Überschwemmungen zusammen, die Brasilien je erlebt hat; insbesondere im südlichsten Bundesstaat Rio Grande do Sul, in dem sich 1824 die ersten deutschsprachigen Einwanderergruppen niederließen. Dort sind bis heute zahlreiche Traditionen lebendig, die aus den Herkunftsgebieten der Einwanderer resultieren, wie das Oktoberfest. Minderheitensprachen, wie das Riograndenser Hunsrückisch werden weiterhin gesprochen und gepflegt.

Eine Brücke vom 19. bis ins 21. Jahrhundert schlug das IAI mit der Brasilianischen Botschaft in Berlin und der Universität zu Köln mit dem Thema „Transatlantische Begegnungen zwischen Brasilien und Deutschland: Dialoge aus 200 Jahren Aus- und Einwanderung“. Die von Ricarda Musser (IAI) und Frederik Schulze (Universität zu Köln) organisierte Tagung analysierte kulturelle Praktiken und historische Entwicklungen anhand von Quellen unterschiedlicher medialer Formate wie Briefe und Aufzeichnungen zu Oral History, Musik, Presse, Literatur, Film und Bild – wie den Fotografien von Dietze. Diese stehen in der Fotothek des IAI, im Ethnologischen Museum und der Brasilianischen Nationalbibliothek für die Forschung zur Migrationsgeschichte zur Verfügung. Ein Band mit den Ergebnissen der Tagung ist für 2025 geplant.

Die Ausstellung „Aufbruch in ein fremdes Land“ in der Brasilianischen Botschaft in Kooperation mit dem IAI und der Deutsch-Brasilianischen Gesellschaft gibt einen historischen Überblick. Die von Karen Lisboa kuratierte Schau stellt zahlreiche Fragen zum Leben in der neuen Heimat: Welche Herausforderungen galt es zu überwinden? Welche Rolle spielten die Frauen? Wie haben sich Familien an die neuen Bedingungen angepasst? Zur Finissage am 29.1.2025 erscheint im Publikationsprogramm des Ibero-Amerikanischen Instituts der von Karen Macknow Lisboa verfasste zweisprachige Katalog zur Ausstellung (deutsch und portugiesisch). Dieser ist auch im kostenlosen Download erhältlich.

Zwei der Fotografien im 1889 anlässlich der Weltausstellung in Paris veröffentlichten Album de vues du Brésil mit zeitgenössischen Ansichten von Stadt und Land werden Albert Richard Dietze zugeschrieben. Sie erinnern daran, wie individuelle Lebenswege und gesellschaftliche Entwicklungen über Ländergrenzen hinweg miteinander in Dialog treten.

2025 jährt sich die deutschsprachige Einwanderung nach Argentinien zum 200. Mal und das IAI wird sich daran beteiligen, die vielfältigen Verbindungen zwischen Akteur*innen, Ideen und Entwicklungen sichtbar zu machen und in vielfältige Dialoge zu bringen.

Weiterführende Links

To overview