SPK und Bayerische Staatsgemäldesammlungen starten gemeinsames Projekt zur Erinnerung an jüdische Schicksale

Pressemitteilung vom 27.01.2022

Multimediales Archiv zur Erinnerung an NS-Verfolgte geplant – Lebensgeschichten hinter Restitutionsfällen – BKM fördert mit 690.000 Euro

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit ihren Staatlichen Museen zu Berlin und die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen werden in einem dreijährigen Projekt eine Mediathek Kunstsammlerinnen und -sammler, Mäzene und sammelnder Bürgerinnen und Bürger jüdischer Herkunft aufbauen. Dieses Archiv der vergessenen Schicksale basiert auf den Provenienzforschungen beider Einrichtungen. Neben der Mediathek werden spezifische digitale Vermittlungsformate für Jugendliche und junge Erwachsene entwickelt. Medienpartner des Projektes, das von der Beauftragten des Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert wird, sind der Rundfunk Berlin-Brandenburg und der Bayerische Rundfunk.

Das Projekt wird die Vielfalt jüdischer Biographien in der deutschen Gesellschaft vor 1933 beleuchten. Mit der Erzählung unterschiedlichster individueller Lebensgeschichten soll es auch heute noch vorhandenen stereotypen Vorstellungen entgegenwirken. Hermann Parzinger, Präsident der SPK, betont: „Die jüdischen Sammlerinnen und Sammler haben dieses Land geprägt, haben Künstlerinnen und Künstler gefördert und den Ruf der Museen geprägt. Viele von ihnen wurden Opfer der Nationalsozialisten, ihre Sammlungen geraubt. Wir stoßen bei unseren Forschungen immer wieder auf Namen, die keiner mehr kennt, die aber einst für bedeutende Sammlungen, für Haltungen, für ein Leben mit Kunst standen. Was waren das für Menschen? Durch das Erzählen ihrer Lebensgeschichten möchten wir viele Namen ins Bewusstsein zurückbringen. Mit dem gemeinsamen Projekt möchten SPK und Bayerische Staatsgemäldesammlungen einen Beitrag zur Erinnerungskultur und für eine tolerante, offene Gesellschaft leisten.“

Daneben wird das Projekt einem breiten Publikum und vor allem auch der jüngeren Generation vermitteln, welche Bedeutung Provenienzforschung über die unmittelbare Prüfung der Herkunft von Kunstwerken hinaus hat. Bernhard Maaz, Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, erklärt: „Bei Provenienzforschung geht es immer auch um das größere Bild: um die Erforschung von historischen Zusammenhängen, gesellschaftlichen Netzwerken und individuellen Lebensgeschichten, ja Schicksalen.“

Seit über zwanzig Jahren beschäftigen sich Kultureinrichtungen weltweit mit der Aufarbeitung des durch die Nationalsozialisten ausgeübten Raubs von Kulturgut, das zumeist jüdischen Bürger*innen gehörte. Auch die Einrichtungen der SPK und die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen erforschen, ausgehend von den Washington Principles, systematisch die Herkunft der Objekte in ihren Sammlungen und suchen nach fairen und gerechten Lösungen mit den Nachkommen der Opfer. Die drei Pinakotheken und 20 Zweiggalerien umfassenden Bayerischen Staatsgemäldesammlungen konnten seit 1998 25 Werke aus 17 Sammlungen restituieren. Die SPK hat seit 1999 mehr als 50 Restitutionsbegehren bearbeitet und dabei mehr als 350 Kunstwerke und rund 2000 Bücher an die Berechtigten zurückgegeben. Darunter waren eine Zeichnung von Vincent van Gogh, Arbeiten von Munch und „Der Watzmann“ von Caspar David Friedrich.

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