Zukunft für das Berliner Kulturforum beginnt: SPK lobt Ideenwettbewerb für das Museum des 20. Jahrhunderts aus

Pressemitteilung vom 03.09.2015

Neuer Museumskomplex wird die bedeutenden Bestände der Nationalgalerie aufnehmen – Ideenwettbewerb soll architektonisches Konzept liefern und Vorschläge für städtebauliche Einordnung unterbreiten

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz startet eines ihrer wichtigsten Neubauprojekte. Am Berliner Kulturforum wird in den kommenden Jahren das Museum des 20. Jahrhunderts entstehen, das gemeinsam mit der Neuen Nationalgalerie von Ludwig Mies van der Rohe einen Rundgang durch die Kunst der frühen 1900er Jahre bis zum Ende des 20. Jahrhunderts ermöglicht. In einem von der SPK weltweit ausgeschriebenen Ideenwettbewerb wird nach einem architektonischen Konzept für das Gebäude sowie dessen städtebauliche und freiraumplanerische Einbindung gesucht.

Als Fachpreisrichter wurden die Architekten Roger Diener (Basel), Heike Hanada (Berlin), Arno Lederer (Stuttgart), Hilde Léon (Berlin), Till Schneider (Frankfurt), Enrique Sobejano (Madrid) und die Landschaftsarchitektin Undine Giseke (Berlin) ausgewählt. Die Sachpreisrichter sind Staatsministerin Monika Grütters, Stiftungspräsident Hermann Parzinger, der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin Michael Eissenhauer, Senatsbaudirektorin Regula Lüscher sowie die Bundestagsabgeordnete Herlind Gundelach (CDU) und die frühere SPD-Parlamentarierin Petra Merkel. Beraten wird der Wettbewerb u.a. von der Künstlerin Katharina Grosse, der Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Marion Ackermann, und Landeskonservator Jörg Haspel.

Das Baufeld liegt an der Potsdamer Straße zwischen Neuer Nationalgalerie, Kammermusiksaal und St.-Matthäus-Kirche und umfasst eine unbebaute Fläche von etwa 10.200 Quadratmetern. Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, nannte den Start des Ideenwettbewerbs eine Riesenchance für das Kulturforum: „Ich bin der Kulturstaatsministerin und den Haushältern des Bundestages dankbar, dass wir diesen Ort der Moderne weiterentwickeln können. Mit unseren Beständen, unseren Sammlern, aber auch mit Mut und Kühnheit. Die Neue Nationalgalerie wird ein Museum mit zwei Häusern sein, die freilich auch eigenständig erlebbar sein werden. Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten mit großer Stetigkeit viel darüber gelesen, was an diesem geistigen Berliner Knotenpunkt geschehen könnte, allein es passierte nichts. Heute richten wir den Blick nach vorne: Das Kulturforum liegt nicht mehr an der Mauer, sondern im Herzen der Stadt. Wir brauchen nicht nur Platz für Kunst, wir brauchen eine einladende Geste! Zum ersten Mal haben wir die Möglichkeit, mit der Sprache der zeitgenössischen Architektur Mies weiterzudenken und in einen Dialog mit Scharoun zu treten. Keine leichte Aufgabe für die, sich bewerben werden!“

Nach den Worten von Kulturstaatsministerin Monika Grütters, die die Initiative für den Neubau ergriffen hatte und im November vergangenen Jahres den Haushaltausschuss des Deutschen Bundestages davon überzeugen konnte, 200 Millionen Euro für das Projekt zur Verfügung zu stellen, war diese Entscheidung wegweisend: „Endlich können wir die großartigen Werke des 20. Jahrhunderts, die bisher größtenteils im Depot lagern, in aller Breite ausstellen. Die Entscheidung für den Neubau ist zugleich ein Signal nicht nur für Berlin als Kulturmetropole und für die Sammlung der Neuen Nationalgalerie, sondern auch für die Sammlungen des Ehepaares Pietzsch und der Herren Marx und Marzona, die im neuen Haus eine neue Heimat finden werden.“ Die Staatsministerin verteidigte die Entscheidung für den Standort an der Potsdamer Straße. Zum einen sei das Baufeld mit ca. 10.000 Quadratmetern Fläche hier groß genug, um einen Ausstellungsbetrieb mit ca. 14.000 Quadratmetern Nutzfläche angemessen unterzubringen, zum zweiten biete der Standort Potsdamer Straße städtebaulich die größeren Chancen. Der Bundesrechnungshof habe ausdrücklich gewürdigt, dass sich der Ideenwettbewerb nur noch auf ein Baufeld beziehen soll.

Der Neubau soll das Kulturforum insgesamt erfahrbarer werden lassen und die Erreichbarkeit aller bestehenden Bauwerke und Funktionen deutlich stärken und verbessern. Zudem geht es darum, die die vielfältigen Wechselwirkungen und Sichtachsen zwischen Mies, Scharoun und Stüler zu berücksichtigen. Senatsbaudirektorin Regula Lüscher nannte es eine „historische Chance“, städtebaulich nachhaltige Impulse für die Gesamtgestaltung des Kulturforums im Sinne der Stadtlandschaft zu setzen: „Das Land Berlin unterstützt daher den Bund bei der Realisierung des Vorhabens nach Kräften. Auf politischer wie auch fachlicher Ebene ist ein gemeinsames Vorgehen bereits geübte Praxis. Ich bin gespannt auf die städtebaulichen Ideen aus dieser ersten Stufe des Verfahrens und bin überzeugt, dass schließlich ein architektonischer Entwurf gefunden wird, der dem Ort seine entscheidende Prägung für die Zukunft verleiht."

Was die Anforderungen an die Ausstellungsräume betrifft, sollen sie sowohl Orientierung über den Gesamtzusammenhang der Bestände ermöglichen als auch einzelne Themenkomplexe ablesbar machen. Der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, Michael Eissenhauer, ist davon überzeugt, dass aus den eingehenden Entwürfen gute Ideen hervorgehen werden: „Die Neue Nationalgalerie war schon bald nach ihrer Eröffnung zu klein, um unsere Bestände des 20. Jahrhunderts in all ihrer Fülle zu zeigen. Es ist ein großes Glück, dass wir diese Sammlung und die herausragenden Zustiftungen zukünftig auf angemessenem Raum präsentieren können."

Der offene Ideenwettbewerb, an dem sich auch jüngere Architekten beteiligen können, die noch keinen größeren Museumsbau realisiert haben, läuft sechs Monate lang. Im Frühjahr des Jahres 2016 wird klar sein, welche 10 bis 20  Teilnehmer für den anschließenden Realisierungswettbewerb nominiert werden, eine ähnliche Anzahl von Architekten wird zu dieser zweiten Phase eingeladen. Daraus werden schließlich zum Jahresende 2016 bis zu sechs Arbeiten ausgewählt, die in die letzte, entscheidende Runde gehen. Der Neubau soll als ÖPP-Projekt, also in Partnerschaft mit einem privaten Investor, errichtet werden. Dazu sagte Staatsministerin Monika Grütters: „Die möglichen Rahmenbedingungen hierfür werden derzeit von uns ermittelt in der Hoffnung, damit eine schnellere und wirtschaftlichere Realisierung zu erreichen. Die Entscheidung darüber ist jedoch noch nicht gefallen. Erst wenn eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung überzeugend nachweist, dass es mit ÖPP wirtschaftlicher als bei dem herkömmlichen Verfahren geht, kommt diese Variante zum Zug. Die Entscheidung hierüber fällt der Bundestag, der uns die Mittel für den Bau dann noch entsperren muss.“

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