Baufortschritt beim Neuen Museum

Pressemitteilung vom 16.03.2006

Die Bauarbeiten beim Neuen Museum, dem kriegsbeschädigten und als Ruine überkommenen Gebäude von August Stüler (als zweites Haus auf der Museumsinsel 1843 begonnen und 1859 eröffnet) schreiten mit großen Schritten gemäß den Planungen des Architekten David Chipperfield voran. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg in Teilen komplett zerstört, andere Teile blieben bis hin zu den Wandmalereien erhalten, wurden aber durch eine fehlende Restaurierung in der Nachkriegszeit stark in Mitleidenschaft gezogen. Zurzeit werden die komplett zerstörten Gebäudeabschnitte (vierter Quadrant) wieder aufgebaut.

Die Kritik der Gesellschaft Historisches Berlin e.V., die eine exakte Wiederherstellung des Zerstörten einfordert, geht ins Leere. Der Verein tritt als selbst ernannter Sachwalter einer Denkmalpflege auf, deren Kriterien er selbst erstellt. Die Denkmalbehörden des Landes Berlin und des Landesdenkmalrates bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sind in allen Phasen der Planung und Realisierung beim Wiederaufbau des Neuen Museums einbezogen. Alle einzelnen Entscheidungen sind in enger Abstimmung mit ihnen erfolgt, beginnend beim Architektenwettbewerb 1997. Bei den Entscheidungen der Unesco, die Museumsinsel in der Liste des Weltkulturerbes aufzunehmen, war die Planung von Chipperfield nicht nur bekannt, sie war im Antrag auch dargestellt. In zahlreichen Ausstellungen, Podien und Publikationen wurde die Konzeption immer wieder auch der Öffentlichkeit vorgestellt und diskutiert.

Das Besondere der denkmalpflegerischen Aufgabe beim Neuen Museum ergibt sich daraus, dass einige Teile des Gebäudes und seiner Ausstattung komplett zerstört sind, andere stark, wieder andere weniger in Mitleidenschaft gezogen sind. Die erhaltenen Teile werden mit der größtmöglichen Sorgfalt restauriert und so ergänzt, dass ein einheitlicher und dem ursprünglichem Zustand nahe kommender Eindruck entsteht. Das Treppenhaus allerdings wurde durch eine Brandbombe komplett zerstört. So sind auch die Fresken von Kaulbach, die Bauzier wie auch die gesamte Treppe selbst unwiederbringlich verloren. Der Versuch einer originalgetreuen Rekonstruktion ließe die Wertschätzung des glücklicherweise in anderen Teilen des Gebäudes Erhaltenen vermissen und wäre ästhetisch zum Scheitern verurteilt. Das Treppenhaus entsteht nun neu nach den Plänen von Chipperfield als ein Raumkörper, der die Kubatur und die anmutige Eleganz des Stülerschen Entwurfes aufgreift und sich dabei einer zeitgemäßen Architektursprache bedient. Das Treppenhaus wird wie bei Stüler das Herzstück im Gesamtorganismus des Hauses bilden und die in der Richtung wechselnden Treppenläufe und Podeste der ursprünglichen Anlage nachzeichnen. Ebenso werden die Fassaden der zerstörten Bauteile in der Struktur des historischen Bauwerks erstellt. Die Erlebnisdichte der ursprünglichen Architektur wird neu inszeniert. Mit welcher Behutsamkeit und welchem Respekt bei diesem Bauvorhaben dem Erhaltenen entgegengebracht wird, lässt sich daran zeigen, dass etwa die Hälfte der insgesamt 230 Mio. Euro umfassenden Baukosten in die Restaurierung fließt. Die Behauptung des Vereins, eine Realisierung ihrer Vorstellungen sei preisgünstiger, kann klar widersprochen werden.

Ein anderer Kritikpunkt des Vereins Historisches Berlin richtet sich auf das geplante Neue Eingangsgebäude, das zwischen Neuem Museum und Kupfergraben entstehen soll, da es den freien Blick auf das Gebäude beeinträchtige. Der Vorwurf negiert die Tatsache, dass der Neubau auf dem Platz des zerstörten Packhofs entstehen wird, eines Gebäudes, das  August Stüler vorfand, als er sein Museum entwarf.

Die denkmalpflegerischen Leistungen bei der Wiederherstellung der Museumsinsel haben bisher von berufener Seite viel Lob erfahren. So erhielt die Stiftung Preußischer Kulturbesitz 2002 für die Sanierung der Alten Nationalgalerie die Ferdinand-von-Quast-Medaille, benannt nach dem ersten preußischen Staatskonservator.

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