Stiftung Preußischer Kulturbesitz gibt drei Meißner Porzellangruppen zurück

Press release from 08/06/2008

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat vor kurzem drei Meißner Porzellangruppen aus der ehemaligen Sammlung der Familie Arnhold an deren Rechtsnachfolgerin, die Firma S.Bleichröder OHG i.L., zurückgegeben.

Die verfolgungsbedingt entzogenen Stücke waren bis vor kurzem im Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin ausgestellt. Es handelt sich um Tierfiguren, um zwei Wiedehopfe von 1736 bzw. 1741 (je 31 cm hoch) und einen Eichelhäher mit Eichhörnchen und Hirschkäfer (55 cm hoch, 1739). Alle drei Stücke sind naturalistisch farbig bemalt; ihr Modelleur war Johann Joachim Kändler, der nicht nur für die Figurenplastik der Meißner Manufaktur prägend war, sondern für die europäische Porzellankunst insgesamt. Es sind die einzigen Kändler-Tierfiguren, die den Krieg im Kunstgewerbemuseum überdauert haben. Die Rückgabe erfolgte aufgrund einer aktuellen Anfrage der Rechtsnachfolgerin und gegen Rückzahlung der im Wiedergutmachungs-verfahren in den späten 1950er Jahren an die Familie Arnhold geleisteten Entschädigung für die Porzellane an das Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen in Berlin.

Die Stücke stammen aus dem Besitz von Adolf Arnhold, einem der Inhaber der Bankhäuser Gebr. Arnhold Dresden und Berlin sowie Bleichroeder Berlin. Sie wurden ihm zusammen mit etlichen anderen Kunstwerken im Jahr 1940 verfolgungsbedingt entzogen. Deren Abgabe war Bedingung dafür, dass die jüdische Familie Arnhold, die Deutschland verließ und nach New York und Brasilien übersiedelte, andere Kunstgegenstände ausführen durfte. Siebzehn Stücke aus der Sammlung Arnhold wurden 1941 im Schlossmuseum Berlin (heutiges Kunstgewerbemuseum) inventarisiert. Im Krieg waren die Werke im Keller des Schlossmuseums untergebracht. 1949 wurden 4 Silberleuchter aus diesem Bestand, die den Krieg in Berlin überdauert hatten, auf der Grundlage eines Rückerstattungsverfahrens über den Collecting Point in Wiesbaden an die Anspruchsberechtigten der Familie Arnhold zurückgegeben. Die drei nun restituierten Porzellane galten im Westen als Kriegsverlust. Tatsächlich waren sie aber - wenngleich erheblich beschädigt - im Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin (Ost) erhalten geblieben. Sie sind 1968/1970 in Dresden restauriert und danach im Schloss Köpenick in Berlin als eigener Sammlungsbestand inventarisiert worden. Der verfolgungsbedingte Verlust dieser Werke ist bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz erst durch die Anfrage der Familie im Februar 2007 ermittelt worden. Alle übrigen Kunstgegenstände aus der früheren Sammlung Arnhold, die 1940 entzogen und in Berlin verblieben waren, sind bis heute als „kriegsbedingte Verluste" vermerkt und befinden sich nicht in Einrichtungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

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