Wie Willy Kurth die Bilder rettete

News from 10/10/2023

Eine neue Publikation rekonstruiert erstmals die wagemutige Rettungsaktion des Kustos des Kupferstichkabinetts, der hunderte Meisterwerke vor dem Bildersturm der Nazis bewahrte

Moderne Lithografie
Max Beckmann: Die Nacht, 1919. Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Jörg P. Anders

Sommer 1937: Im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin, seinerzeit der bedeutendsten Sammlung zur Grafik der Moderne in Deutschland, werden von den Nationalsozialisten über 800 Arbeiten als „entartet“ konfisziert. Dieser Bildersturm trifft ebenso rund 100 weitere deutsche Museen mit dem Verlust von insgesamt etwa 21.000 Werken der modernen Kunst, von denen ein Teil in der diffamierenden Wanderausstellung „Entartete Kunst“ über mehrere Jahre im ganzen Land gezeigt wird. Dennoch verblieben dem Berliner Kupferstichkabinett einige Hundert der verfemten Werke – darunter Hauptblätter von Ernst Ludwig Kirchner und seinen „Brücke“-Gefährten Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff, Max Pechstein und Otto Mueller, auch von Emil Nolde, Max Beckmann, Ernst Barlach, Wilhelm Lehmbruck, Pablo Picasso, Wassily Kandinsky neben weiteren Modernen –, und zwar deshalb, weil der zuständige Kustos Willy Kurth (1881–1963) mit bewundernswerter Zivilcourage und wagemutigen Tricks den Zugriff der NS-Beschlagnahmekommission unterlief. 
Die Berliner Kunsthistorikerin Anita Beloubek-Hammer, beleuchtet nun erstmals diesen Vorgang und würdigt die Rolle von Willy Kurth in einem Buch, das im Lukas Verlag, Berlin, erschienen ist. Die Ferdinand-Möller-Stiftung hatte die Forschungen sowie die neu erschienene Publikation maßgeblich unterstützt. 

Das Kupferstichkabinett widmet zudem im kommenden Jahr dem Themenkomplex unter dem Titel „Die gerettete Moderne. Meisterwerke von Kollwitz bis Kirchner“ (1.2. bis 21.4.2024) eine eigene Ausstellung.

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