SPK beteiligt sich an der #WeRemember-Kampagne aus Anlass des Holocaust-Gedenktags am 27. Januar

Pressemitteilung vom 26.01.2024

Motive sind Orte oder Objekte von jüdischen Sammlerinnen und Sammlern, die im Projekt „Kunst, Raub und Rückgabe – Vergessene Lebensgeschichten“ eine Rolle spielen

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und ihr Präsident Hermann Parzinger beteiligen sich an der Kampagne #WeRemember, mit der der World Jewish Congress anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktages an die Opfer der Shoah erinnert.

„Wir gedenken mit dieser Aktion der ermordeten Jüdinnen und Juden Europas. Gleichzeitig wenden wir uns gegen den grassierenden Antisemitismus – egal in welcher Form er auftreten mag. Antisemitismus ist keine Meinung, so wie Rassismus keine Meinung ist. Der Antisemitismus ist ein Warnzeichen für unsere Gesellschaft. Wir als Kultureinrichtungen sind gefordert, aufzuklären“, so Hermann Parzinger.  

Für die die Fotos zur Kampagne sind Schauplätze oder Objekte ausgewählt worden, die im Projekt „Kunst, Raub und Rückgabe – Vergessene Lebensgeschichten“ eine Rolle spielen. Damit erinnert die Stiftung gemeinsam mit den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und den Sendern rbb und BR an Menschen jüdischer Herkunft, die das Kulturleben einst bereichert haben. Dann wurden sie von den Nationalsozialisten verfolgt, beraubt, vertrieben und ermordet. Etliche der geraubten Kunstwerke und Bücher gelangten in öffentliche Sammlungen. Wenn Museen, Bibliotheken und Archive die Herkunft ihrer Kunstwerke erforschen, begegnen sie oft den Schicksalen der verfolgten Menschen. 

Auf der Website www.kunst-raub-rueckgabe.de  werden ihre Lebensgeschichten erzählt: Wer waren diese Menschen, was geschah mit ihren Kunstwerken? Und was bedeutet es ihren Nachkommen, wenn ein geraubtes Kunstwerk zurückgegeben wird? 

Die Website ist seit kurzem mit den ersten Geschichten online. Weitere Lebensgeschichten und Filme sind schon in Arbeit und werden folgen. Es entsteht eine Mediathek der Erinnerung mit einer Vielfalt an Geschichten, die natürlich nur beispielhaft für unzählige Verfolgungsschicksale stehen können. 

Da ist zum Beispiel die Familie Guttsmann. Friedrich Guttsmann stammte aus einer jüdischen Familie. Er verlor 1936 seine Arbeit und die Wohnung. In der Not musste sich die Familie beinahe von ihrem gesamten Hab und Gut trennen und die zwei jugendlichen Söhne in die Fremde nach Schweden schicken, damit sie nicht als sogenannte ‚Mischlinge‘ verfolgt werden. Eltern und Söhne sahen sich erst Jahre später wieder. Oder der jüdische Rechtsanwalt Michael Berolzheimer: Er konnte 1938 gerade noch rechtzeitig Nazi-Deutschland verlassen. Seine zurückgelassene Grafiksammlung aber wurde von den Nationalsozialisten zur Finanzierung der berüchtigten ‚Judenvermögensabgabe‘ missbraucht. Die Blätter wurden versteigert und zerstreut, bis heute ist nur ein kleiner Teil der Werke wiederaufgetaucht und an die Nachfahren zurückgegeben. Ebenso die Sammlung Rudolf und Emilie Mosse: Der Verleger gehörte zu den großen Persönlichkeiten des Berliner Wirtschafts- und Gesellschaftslebens seiner Zeit. Nach seinem Tod führten seine Tochter und ihr Mann den Konzern weiter. Als Juden und Inhaber eines liberalen Verlagshauses gerieten sie schon früh ins Visier der Nationalsozialisten. Die Familie verließ das Land 1933, der Verlag wurde arisiert, die umfangreiche Kunstsammlung zwangsversteigert.

Die eindrücklichen Geschichten auf der Website werden durch Didaktikmaterialsets für Schule und außerschulische Bildung ergänzt, die federführend von den Projektpartnern Bayerische Staatsgemäldesammlungen entwickelt wurden. Hier steht jeweils eine Lebensgeschichte im Mittelpunkt. Anhand eines ganz konkreten Verfolgungsschicksals werden komplexere Themen wie Reichsfluchtsteuer, Wiedergutmachungspolitik nach dem Krieg oder Rückgaben von Raubkunst durch Museen vertieft. Die Materialien sind multimedial angelegt, regen zur Auseinandersetzung mit der Website an und enthalten modular strukturierte Aufgabensets, weiterführende Links und Impulse zur Projekt- und Gruppenarbeit. Sie stehen zum Download auf der Website zur Verfügung und können von Lernenden verschiedener Schulstufen und Bildungsniveaus verwendet werden. Empfohlen wird die Bearbeitung ab der Klassenstufe 9 (Gymnasium) bzw. 10 (Realschule und Gesamtschule). 
 

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