Museum für Islamische Kunst unterstützt Wiederaufbau der Umayyadenmoschee in Aleppo

News vom 06.09.2018

Syrian Heritage Archive Project erforscht seit fünf Jahren die Zerstörung des kulturellen Erbes in dem vom Bürgerkrieg verheerten Land – Im Februar 2019 wird das Projekt bei einer Ausstellung im Pergamonmuseum vorgestellt

Die Umayyadenmoschee in Aleppo mit ihrem Minarett aus dem 11. Jahrhundert - im Jahr 2011 und im Jahr 2018
© Issam Hajjar/Nabil Kasbo

Die Zerstörung des syrischen Kulturerbes durch den Bürgerkrieg beschäftigt das Museum für Islamische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin seit nunmehr fünf Jahren. Das Museum beschreitet dabei neue Wege zur Bewahrung, Archivierung, Vermittlung und Teilhabe in Zeiten des Krieges. Die Arbeiten zum Kulturerbe liefern Grundlagen für den Wiederaufbau sowie partizipative Plattformen für ein breites Awareness Raising. Die Projekte setzen unterschiedliche Schwerpunkte in der Dokumentation und Bereitstellung von Materialien, ergänzen sich aber in der Kommunikation der Projektergebnisse. 

Im Fokus steht durch eine Förderung der Gerda-Henkel-Stiftung besonders Aleppo. In einem Katalog werden grundlegende Informationen von Bauwerken, vor allem ihre kunsthistorische und historische Bedeutung, durch persönliche Erinnerungen, Fotos und Pläne zusammengetragen. Die Projektgruppe „Built Heritage Documentation“ mit ihrer detaillierten Schadenskartierung bedeutender Monumente nach denkmalpflegerischen Standards, erarbeitet die baulichen Grundlagen. Die ersten Bauten werden nun online gestellt und ein Datenpaket zur Unterstützung des Wiederaufbaus der Umayyadenmoschee übergeben. 

„Die weltberühmte Altstadt ist zum Symbol dieses grausamen Krieges geworden. Durch die detaillierte Schadenskartierung, Sammlung historischer Bilder und Pläne und Texten zur Bau- und Erinnerungsgeschichte konnten jetzt drei Pilotbauten rekonstruiert und online gestellt werden. Unser Ziel ist es, den Aleppinern beim Wiederaufbau der Altstadt zu helfen und der UNESCO umfangreiche Unterlagen hierfür bereitzustellen“, sagt Stefan Weber, Direktor des Museums für Islamische Kunst. Im August begann mit der Andrew W. Mellon Foundation eine dritte Projektphase: Wissenschaftler erarbeiten mit zwei Bloggern eine interaktive Kulturerbe-Karte, die immaterielles Erbe, lokales Wissen und persönliche Geschichte mit dem materiellen Erbe der Datenbank verbindet. Individuelle Erfahrungen können nun als „community archive“ mit der interaktiven Karte verbunden werden – Kulturerbe wird persönlich und bleibt kein abstrakter Begriff.

Die Syrian Initiative des Museums wurde bei den diesjährigen Museums&Heritage Awards in London ausgezeichnet. “Impressive and timely, it not only protects the heritage and history of Syria but reminds us of our global responsibility" urteilte die Jury. Nach den Worten von SPK-Präsident Hermann Parzinger zeige sich durch die Initiative die gewachsene internationale Rolle der Stiftung: „Beim Wiederaufbau des zerstörten syrischen Weltkulturerbes braucht es starke Partner, die auf den Tag hinarbeiten, an dem dieser Krieg zu Ende sein wird. In der Ausstellung ‚Kulturlandschaft Syrien – Bewahren und Archivieren in Zeiten des Krieges‘ wird im Pergamonmuseum das Projekt ab 2019 einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt.“  

Grundlage dieser Arbeiten zu Syrien ist das Syrian Heritage Archive Project, ein Gemeinschaftsprojekt des Museums für Islamische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin und des Deutschen Archäologischen Instituts, das seit nunmehr fünf Jahren durch das Auswärtige Amt gefördert wird. Es ist Teil des Verbundsprojekts „Die Stunde Null – Eine Zukunft für die Zeit nach der Krise“. Syrische und deutsche Wissenschaftler dokumentieren in Zusammenarbeit systematisch die Kultur- und Naturschätze des vom Krieg verheerten Landes. Durch die systematische Archivierung von über 200.000 Fotos, Plänen, Karten und Berichten entstand das umfangreichste Archiv Syriens mit fundamentaler Bedeutung für einen späteren Wiederaufbau.

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