Bereichsnavigation
SPK restituiert 73 Urkunden aus dem Warschauer Hauptarchiv Alter Akten an Polen
Pressemitteilung vom 01.12.2025
Im Zuge der deutsch-polnischen Regierungskonsultationen wurden am heutigen Montag im Bundeskanzleramt 73 Urkunden aus der Zeit des Deutschen Ordens aus dem Bestand des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz an Polen zurückgegeben.
Es handelt sich dabei um Archivalien, die im Zuge der Besetzung Polens durch die deutsche Wehrmacht 1941 aus dem Warschauer Hauptarchiv Alter Akten entnommen wurden und die über mehrere Zwischenstationen nach Dahlem gelangten. Der Stiftungsrat der SPK hatte dieser freiwilligen Rückgabe erst kürzlich zugestimmt.
Bei den wertvollen Dokumenten handelt es sich um bis zu 800 Jahre alte Pergamenturkunden, die 1525 von Albrecht von Brandenburg-Ansbach, dem letzten Deutschordenshochmeister in Preußen und ersten Herzog von Preußen, dem Königsreich Polen übergeben wurden. Hierunter befinden sich bedeutende Papsturkunden und zahlreiche weitere Urkunden, die diplomatische und kriegerische Auseinandersetzungen zwischen dem Deutschen Orden und Polen betreffen.
Die Abgabe der Archivalien nach der Unterwerfung Preußens unter polnische Lehnshoheit 1525 an die Krone in Krakau, entsprach den im 16. Jahrhundert üblichen Rechtsgepflogenheiten. Die in den Urkunden festgehaltenen päpstlichen und kaiserlichen Privilegien des Deutschen Ordens wie auch Verträge zwischen Polen und dem Orden, galten unter den neuen Machtverhältnissen in der vorliegenden Form nicht mehr. Die Abgabe war damit ein Symbol der Unterwerfung des Deutschen Ordens nach jahrhundertelangen Auseinandersetzungen mit Polen.
Im Zuge der Besetzung Polens durch die deutsche Wehrmacht setzte 1941 eine aus Königsberger Archivaren bestehende Kommission die Herausgabe der Archivalien aus dem Warschauer Hauptarchiv Alter Aktendurch. Die entnommenen Archivalien wurden dem Urkundenbestand des Staatsarchivs Königsberg eingegliedert. Bei dieser Entnahme handelte es sich um einen Akt im Rahmen der Besatzung, der nicht zu rechtfertigen ist.
Mit der Auslagerung des Staatsarchivs Königsberg gelangten die Urkunden 1944/45 zunächst in die Auslagerungsorte Grasleben bzw. Goslar, 1953 ins Archivlager Göttingen und von dort 1979 in das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (GStA PK). Allerdings ging im Zuge der Umlagerung der Königsberger Archivalien in das Bergwerk Grasleben 1944/45 oder während der Auslagerungszeit dort von den 74 Urkunden eine Urkunde, ein Privileg Kaiser Ludwigs IV. von 1338, verloren. Sie gelangte nicht mit den anderen Königsberger Archivalien 1953 in das Staatliche Archivlager Göttingen, wo im Findmittel zum Bestand ein (undatierter) Fehlt-Vermerk angebracht wurde. Entsprechend fehlt die Urkunde heute im Geheimen Staatsarchiv.
„Ich freue mich sehr, dass wir diese wertvollen Urkunden nach einer Entscheidung des Stiftungsrates heute an Polen übergeben konnten. Gleichzeitig hoffe ich, dass es mit dieser Rückgabe wieder Bewegung in den Gesprächen mit unserem östlichen Nachbarland gibt, mit dem uns so viel verbindet,“ so Marion Ackermann, Präsidentin der SPK.
Ulrike Höroldt, Direktorin des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz ergänzt: „Ich freue mich gerade vor dem Hintergrund unserer guten fachlichen Zusammenarbeit mit den polnischen Kolleginnen und Kollegen ebenfalls, dass mit der heutigen Übergabe eine lange Geschichte einen Abschluss findet und die Urkunden wieder an ihren angestammten Platz im Warschauer Hauptarchiv Alter Akten zurückkehren.“
Pressebilder zum Download: https://www.preussischer-kulturbesitz.de/newsroom/presse/pressebilder.html




