Grundsteinlegung für das berlin modern

Pressemitteilung vom 09.02.2024

Am 9. Februar 2024 wurde im Beisein von Kulturstaatsministerin Claudia Roth und dem Regierenden Bürgermeister Berlins Kai Wegner der Grundstein für das berlin modern am Kulturforum gelegt. Es sprachen außerdem Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Danyal Bayaz, Finanzminister des Landes Baden-Württemberg, Klaus Biesenbach, Direktor der Neuen Nationalgalerie, Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes und der Architekt Jacques Herzog. Anwesend war auch Maren Brakebusch von Vogt Landschaftsarchitekten.

An dem Festakt in der Neuen Nationalgalerie nahm auch die Künstlerin Lucy Raven teil, deren Installation Ready Mix, 2021, in den kommenden Wochen vor Ort unmittelbare Fragen zu Dauerhaftigkeit, Nachhaltigkeit und der Autonomie der Architektur als moderne Form visueller Kultur und ihrer Funktion aufwirft. Den eigentlichen Akt der Grundsteinlegung am Baufeld begleitete eine Live-Performance des Drummers Deantoni Parks, der die Musik für Ravens immersive Filminstallation komponierte.

Nach dem Befüllen der Zeitkapsel und den von Claudia Roth, SPK-Vizepräsident Gero Dimter und Klaus Biesenbach gesprochenen Segenssprüchen für das Haus wurde der Grundstein mithilfe eines Krans in die rund 16 Meter tiefe Baugrube gehoben.

16.000 Quadratmeter zusätzlich für die Kunst

Der Neubau und die benachbarte Neue Nationalgalerie zeigen künftig die Kunstbestände der Sammlung der Nationalgalerie aus dem 20. Jahrhundert – rund 5000 Werke. Seit Jahrzehnten konnte die Neue Nationalgalerie ihre umfangreichen Bestände nur in Ausschnitten präsentieren. In der aktuellen Präsentation sind etwa nur 3 Prozent der Sammlung zu sehen.

Marina Abramović, Otto Dix, Joseph Beuys, Isa Genzken, Lotte Laserstein, Wolfgang Mattheuer, Gerhard Richter, Cindy Sherman, Andy Warhol – diese und weitere namhafte Künstler*innen des 20. Jahrhunderts sind mit wichtigen Werken in der Sammlung der Nationalgalerie vertreten. Aus Platzgründen können bisher jedoch immer nur kleine Ausschnitte des Bestandes gezeigt werden. So ist die gesamte Kunst der Klassischen Moderne derzeit im Depot. Auch viele Werke der Kunst nach 1945 sind seit Jahren eingelagert, vor allem große Installationen etwa von Rebecca Horn oder Anselm Kiefer.

Das berlin modern macht es möglich, diese breite und vielfältige Sammlung endlich dauerhaft der Öffentlichkeit präsentieren zu können. In einem Rundgang durch beide Häuser lässt sich künftig die Kunst und damit auch die Geschichte des 20. Jahrhunderts in ihren verschiedenen Stationen und Ausprägungen durchlaufen: von Kirchners epochalem Werk Potsdamer Platz (1914) über George Grosz und die Neue Sachlichkeit bis zur zeitgenössischen Kunst von Katharina Sieverding und Barbara Kruger; von den poetischen Träumen eines Joan Miró bis in die eigenwilligen Räume von Rebecca Horn; von den Filmexperimenten am Bauhaus bis in die Videoräume von Gary Hill, Bruce Nauman oder Pipilotti Rist. Der Rundgang gibt einen Rückblick aus der Perspektive der Gegenwart und ist gattungsübergreifend angelegt. Neben Malerei, Skulptur, Fotografie und Performance ermöglicht der Parcours durch beide Gebäude gerade auch Ausblicke auf die Geschichte von Architektur, Design und Film.

Darüber hinaus werden auch Werke der Sammlung Ulla & Heiner Pietzsch (rund 160 Werke), der Sammlung Marx (knapp 200 Werke) und der Sammlung Marzona (rund 300 Werke) sowie der Kunstbibliothek und des Kupferstichkabinetts zu sehen sein.

Ein offenes Haus für alle

Mit der heutigen Grundsteinlegung nimmt die intensive Planungsarbeit der letzten Jahre nun weiter konkrete, gebaute Formen an. Der Neubau von berlin modern wird gesteuert durch den Landesbetrieb Bundesbau Baden-Württemberg im Auftrag der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) als Bauherrin und Eigentümerin. Entworfen wurde das Museum am Kulturforum Berlin von dem Architekturbüro Herzog & de Meuron mit Vogt Landschaftsarchitekten, die aus dem Realisierungswettbewerb von 2016 als 1. Preisträger hervorgingen.

Schon der Wettbewerbsentwurf war als ein vernetzendes Haus geplant, das sich mit großzügiger Geste in den öffentlichen, städtischen Raum öffnet und Verbindungen zu den Nachbarbauten schafft. Das Museum verbindet unterschiedliche Orte des Kulturforums zu einer vielfältigen, städtebaulichen Komposition – mit Grün, Plätzen und der Einbindung der angrenzenden ikonischen Architekturen, wie der Philharmonie von Hans Scharoun und der Neuen Nationalgalerie von Mies van der Rohe.

berlin modern mit seinem großen Satteldach, um eine als Naturdenkmal geschützte Platane herum gebaut, wird ein „Haus für alle“ und der wesentliche Baustein zur Vollendung des Kulturforums werden.

Ein sozial und ökologisch nachhaltiges Haus

Die Planungen wurden seit Amtsantritt von Klaus Biesenbach weiterentwickelt, um das Haus noch gastfreundlicher, lebendiger, aber auch teilhabegerechter zu gestalten. So wird es etwa mehr ticketfreie Ausstellungsbereiche und kuratorisch frei bespielbare Flächen für soziale Aktionen geben. Rund um den Platanenhof wird ein Biergarten zum Verweilen einladen, während sich das Haus auf der Südseite mit einem Pop-Up-Café in Richtung Neuer Nationalgalerie öffnen wird. Die Eingangsbereiche auf der Ost- und Westseite des Hauses werden als kostenfreie „Street Galleries“ zugänglich sein. Die um das Gebäude angepflanzte Begrünung wird Schatten spenden und für ein verbessertes Mikroklima sorgen. Insgesamt wird das berlin modern das Kulturforum zu einem deutlich lebenswerteren Ort machen.

Auch die ökologische Nachhaltigkeit des Gebäudes wurde noch einmal optimiert: Die großflächige Photovoltaikanlage auf dem Dach ist sichtbarstes Zeichen dafür. Mit ihr ist der Primärenergiebedarf des Museums deutlich besser als die aktuelle gesetzliche Anforderung. Auch der Einsatz von Recyclingmaterialien beim Beton, bei den Fassadenbacksteinen und beim Bodenbelag im Außenbereich tragen zur guten CO2-Bilanz des Gebäudes bei. Im Planungsprozess konnten zudem eine Verschlankung des Tragwerkes und somit Einsparungen von Stahl und Beton erreicht werden. Außerdem wurde durch Anpassung u.a. der musealen Klimaanforderungen die Auslegung der Haustechnik optimiert. Zusammen mit der Entscheidung für energieeffiziente Heiz-Kühl-Böden reduzierte dies den Energiebedarf für die Klimatisierung um rund 20 Prozent.

Kunst am Bau: Rirkrit Tiravanija und Cyprien Gaillard

Für berlin modern wurden zwei Kunst-am-Bau-Wettbewerbe durchgeführt: Die ersten Preise gingen an Rirkrit Tiravanija und Cyprien Gaillard. Der Entwurf Untitled 2026 (pad thai vs khao soi) von Rirkrit Tiravanija schafft mit seinem erweiterbaren, modularen und mobilen Thai-Nudelshop ein Objekt, das Raum für soziale Interaktionen bietet und Kochen als kulturelle Praxis erlebbar macht. Neben Getränken und kleinen Snacks sind zwei thailändische Gerichte immer erhältlich: Pad Thai, der Exportschlager aus Thailand im Westen, und Khao Soi, das nordthailändische Gericht schlechthin. In the hands of Morpheus von Cyprien Gaillard kombiniert die Bronzeplastik einer schlafenden Punkerin, die rund 20 Jahre vor einem Berliner Bezirksamt stand, mit einer Videostele. Der Monitor zeigt zufällig aufeinanderfolgende Videoclips, und abstrakte Animationen spekulieren über die Gedankenwelt der Figur. Die Installation ist ein videografisches Nachdenken über das Träumen und den geteilten öffentlichen Raum an der Schwelle zur digitalen Welt.

Baumaßnahmen seit 2019

Der erste Spatenstich für berlin modern, damals noch „Museum des 20. Jahrhunderts“, fand im Dezember 2019 statt. Die vorbereitenden Baumaßnahmen, u.a. zur Baufeldfreimachung begannen im Jahr 2020. Im darauffolgenden Jahr starteten die Bauarbeiten zur Herstellung der Baugrube. Das gesamte Baufeld mit den Baueinrichtungsflächen erstreckt sich aktuell 150 Meter vom Scharounplatz bis zur Neuen Nationalgalerie, und rund 100 Meter in Ost-West-Richtung von der Potsdamer Straße bis zum Matthäikirchplatz.

Bevor der Neubau des Museums in die Höhe wachsen kann, musste zunächst tief in den Berliner Boden gegraben werden. Auf einer Grundfläche von ungefähr 8.000 m² entstand die Baugrube mit rund 16 Meter Tiefe. Mit hohem Tempo erfolgten bis zum Frühjahr 2023 der Aushub und Abtransport von rund 130.000 Kubikmetern Erde. Die Baugrubenumschließung ist als wasserdichtes Trogbauwerk ausgeführt. Ihre ca. 25 Meter tiefen seitlichen Stahlbetonschlitzwände sind mit ca. 500 Ankern und die Düsenstrahlsohle mit ca. 1.000 Mikropfählen gesichert. Es folgten die Erweiterung der Baustelleneinrichtung und -logistik sowie 2023 die Freigabe erster Teilabschnitte der Baustelle für die Rohbauarbeiten des Hochbaus. Aktuell wird ein dritter und letzter Kran aufgebaut, der mit den beiden bereits bestehenden die Baustelle für die nächsten Jahre weithin im Stadtraum sichtbar macht. Schrittweise werden die Geschosse emporwachsen und das Museum wird immer mehr erlebbare Form annehmen.

Die bauliche Fertigstellung ist für 2027 vorgesehen. Die Kosten für die Baumaßnahme liegen derzeit bei 363,8 Mio. Euro zuzüglich Risikokosten und Baupreisentwicklung.

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