Neue Arbeitsstelle für Provenienzrecherche und -forschung eingerichtet

Pressemitteilung vom 15.11.2007

Am 1. Januar 2008 wird die neu gegründete Arbeitsstelle für Provenienzrecherche und -forschung am Institut für Museumsforschung der Staatlichen Museen zu Berlin ihre Arbeit aufnehmen. Klaus-Dieter Lehmann, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz: „Dieser Schritt war schon lange nötig. Ich freue mich, dass der Bund die Mittel dafür bereitstellt und so einen entscheidenden Beitrag leistet zur Aufarbeitung unserer Vergangenheit. Insbesondere kleinere Einrichtungen werden davon profitieren. Dass die Arbeitsstelle bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz angesiedelt ist, bestätigt die bisherige Tätigkeit der Stiftung auf diesem Gebiet.“

Als Fördervolumen stehen jährlich ca. 1 Mio. Euro zur Verfügung, der überwiegende Teil davon für die dezentrale Datenerhebung. Die Leitung der Arbeitsstelle übernimmt Prof. Dr. Bernhard Graf, Direktor des Instituts für Museumsforschung der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. Sie soll durch einen Fachbeirat begleitet werden, dem unabhängige Fachleute und institutionell benannte Experten angehören.

Die Arbeitsstelle plant zunächst eine deutschlandweite Bestandserhebung aller aktuellen Projekte, Forschungs- und Recherchedefizite. Sie wird dann Projekte zur Provenienzforschung initiieren, koordinieren und auch selbst durchführen. Bedeutend ist dabei die Vernetzung der Einzelprojekte, gerade hinsichtlich übergreifender Aspekte. Basis für die Provenienzrecherche sind bestehende Datenbanken wie die LostArt-Datenbank der Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste in Magdeburg und die einschlägigen Museumsarchive und Forschungsbibliotheken. Nicht zuletzt deshalb wird die Arbeitsstelle räumlich nah am Zentralarchiv der Staatlichen Museen auf der Museumsinsel angesiedelt werden, dessen Bestände größtenteils den Zweiten Weltkrieg überdauerten und zu dessen elementaren Aufgaben die Provenienzforschung schon bisher zählte. Außerdem ist zur Unterstützung der Provenienzforscherinnen und -forscher der Aufbau einer Datenbank vorgesehen, in der die Ergebnisse dokumentiert werden. Die Arbeitsstelle wird jene Museen, die auf aktuelle Probleme stoßen, aber über keine eigenen Kapazitäten verfügen, finanziell und fachlich-beratend unterstützen. Zu ihren Aufgaben wird schließlich auch die Herstellung von Kontakten mit nationalen und internationalen wissenschaftlichen Einrichtungen und mit fördernden Einrichtungen, die Vermittlung von Ansprechpartnern für Rechtsfragen und die Anregung und Intensivierung von Grundlagenforschung zählen.

Bisher erfolgte Provenienzforschung in vielen deutschen Museen wegen Ressourcenknappheit nur auf Anfrage bei Prüfung von Restitutionsansprüchen. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz betreibt seit 1999 eine klare Praxis der Behandlung solcher Fälle. Sie restituiert Sammlungsobjekte, wenn insbesondere ein verfolgungsbedingter entschädigungsloser Verlust festzustellen ist, unabhängig davon, ob es zwin¬gende Folge einer gesetzlichen Regelung ist. Zudem reagiert sie nicht nur auf Restitutionsanträge, sondern hat sowohl in den Museen als auch in der Staatsbibliothek aktiv die Prüfung ihrer Bestände nach Kulturgut aus ehemals jüdischem Eigentum in Angriff genommen. Die neue Arbeitsstelle für Provenienzforschung wird dies auch anderen Museen, Bibliotheken und Archiven erleichtern.

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