Vier Barockbilder aus der Berliner Gemäldegalerie zurückgegeben

Pressemitteilung vom 03.07.2006

Heute hat die Stiftung Preußischer Kulturbesitz vier Gemälde aus dem 18. Jahrhundert zurückgegeben. Die Bilder waren 1942 über eine Kunsthandlung den Staatlichen Museen zu Berlin zur Restaurierung übergeben, dann aber trotz mehrmaliger Aufforderung nicht wieder abgeholt worden. Sie wurden fortan als Fremdbesitz in der Sammlung aufbewahrt und als solcher 1999 in der „Dokumentation des Fremdbesitzes“ der Gemäldegalerie und online bei der Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste in Magdeburg publiziert.

Herausragend unter den Werken ist das über vier mal zwei Meter große Ölbild „Steinigung des Heiligen Stephanus“ von Giovanni Domenico Tiepolo (1727–1804). Das Gemälde ent­stand 1754 als Altarbild der Benediktinerabteikirche von Münsterschwarzach bei Würzburg, für die bereits der Vater des Malers, Giovanni Battista Tiepolo, im Jahr zuvor eine „Anbetung der Könige“ gefertigt hatte. Nachdem das Kloster Anfang des 19. Jahrhun­derts säkularisiert wurde, verlor sich die Spur des Stephanus-Bildes.

Das Gemälde ist von überragender Bedeutung für die Geschichte der italienischen Kunst in Deutschland und neben den Fresken der Würzburger Residenz ein vorzügliches Beispiel für die Tätigkeit der beiden Tiepolos in Franken. Es zeigt mit seiner lichterfüllten Atmosphäre und der Figurendarstellung die Meisterschaft von Giovanni Domenico Tiepolo, sich der Formen­sprache seines berühmten Vaters anzugleichen. Es belegt den besonderen Ehrgeiz des Münsterschwarzacher Abtes, es seinem Bischof gleich zu tun und sich am besten internatio­nalen Geschmack und an höchster künstlerischer Qualität zu orientieren. Aufgrund seiner Bedeutung präsentierte die Gemäldegalerie das Bild seit 1998 öffentlich in ihrem Neubau am Kulturforum zusammen mit anderen herausragenden Werken der venezianischen Malerei. Es war zudem auf einer Tiepolo-Ausstellung von 1996 in Würzburg ausgestellt.

Die drei anderen Gemälde des deutschen Barock sind keinem Künstler eindeutig zuzuordnen. Zwei davon stellen Parklandschaften nach Art des Januarius Zick (1730-1797) dar und dien­ten vermutlich als Supraporten. Das vierte Gemälde, nach Art des Philipp Peter Roos (1657-1706) gemalt, zeigt eine rastende Herde mit einem Hirten. Diese Bilder wurden bisher im De­pot verwahrt.

Die Publikation der Gemäldegalerie „Dokumentation des Fremdbesitzes. Verzeichnis der in der Galerie eingelagerten Bilder unbekannter Herkunft“, hg. 1999 von den Staatlichen Museen zu Berlin, ISBN 3-88609-366-2 ist zu erwerben im Online-Shop der Staatlichen Museen zu Berlin.

Lost Art Internet Database

Die Abbildung des Tiepolo-Bildes kann bei der Pressestelle bestellt werden.

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