Das Hofmann-Virus
05.03.2018Das Hofmann-Virus
Josef Hofmann war einer der größten Klaviervirtuosen der Welt, der sein Publikum zur rasenden Verzückung spielen konnte. Rachmaninow widmete ihm eine Komposition, außerdem machte er sich als Erfinder einen Namen. Sein Nachlass gehört zu den Schätzen des Staatlichen Instituts für Musikforschung.
Soirée „Josef Hofmann – Wunderkind, Pianist, Erfinder“
Mit einer Soirée würdigt das Staatliche Institut für Musikforschung am 08. März 2018 Josef Hofmann als Pianist, Komponist und Erfinder. Bei der Veranstaltung werden der Nachlass und ein lebensgroßes Jugendporträt des Künstlers vorgestellt.
Josef Hofmann stammte aus einer Musikerfamilie in der Nähe von Krakau, „wo sein Vater Kapellmeister und Professor am Conservatorium“ war. Josefs unglaubliche Musikalität zeigte sich schon früh. In den 1880er Jahren übersiedelte die Familie nach Berlin, um die Begabung des Sohnes gezielter zu fördern. Hier nahm ihn der Berliner Impresario Hermann Wolff unter seine Fittiche. Wolff besaß einen untrüglichen Instinkt für die kommenden Stars und setzte alle Hebel in Bewegung, um „den kleinen Künstler“ bekannt zu machen. Unter den Linden, im Hotel Du Rome, dem Lieblingshotel Kaiser Wilhelm I., musste Josef mit Moritz Moszkowski, seinem neuen Lehrer, vierhändig auf Zuruf populäre Themen improvisieren. „Seit Menschengedenken“, so eine Pressenotiz, „hat keine musikalische Erscheinung eine ähnliche Sensation in Berlin hervorgebracht, wie dieser wunderbare Knabe, dessen Wesen und musikalisches Genie unwillkürlich die Erinnerung an Mozart wachrufen“.
Wichtiger als Moszkowski wurde für Hofmann der ‚Klavier-Titan‘ Anton Rubinstein, der damals in Dresden unterrichtete. Regelmäßig fuhr der 16-jährige Eleven nach Dresden, um vom großen Rubinstein den letzten Schliff zu erhalten. Pünktlich mit 18 startete Hofmann seine sagenhafte Karriere. Auch als Komponist eleganter Salonstücke trat er bald in Erscheinung. Er war ein Kassenmagnet, seine Auftritte wirkten genauso spektakulär wie die von Buffalo Bill oder dem Zauberer Houdini. Bereits mit 28 war er eine Legende: In Petersburg veranstaltete er einen Klaviermarathon von 30 Konzerten, an denen er hintereinander insgesamt 255 Werke spielte, ohne ein Stück je zu wiederholen.
In Russland lernte Hofmann auch Sergej Rachmaninow kennen. Der drei Jahre ältere Komponist war fasziniert von Hofmanns souveräner Artistik. Rachmaninow widmete ihm das 3. Klavierkonzert in d-Moll Op. 30 (1909). Doch der Widmungsträger sollte es niemals spielen, mit der schlichten Begründung, „es liegt mir nicht“. Dass dieser Josef Hofmann nicht nur ein vollendeter Virtuose, sondern ebenso ein guter Segler und Tennisspieler war, imponierte Rachmaninow. Noch mehr staunte er über Hofmanns ungewöhnliche technische Begabung, von der die wenigsten wussten:
Es gab da nämlich noch einen anderen Hofmann, den vernarrten ‚Automobilisten‘ und Erfinder, der 70 Patente anmeldete – darunter ein Paar zusammenklappbare Schlittschuhe, eine Spezialtastatur fürs Klavier und eine Luftkissenfederung, die, so Philipp Metz, als die „Hofmann’sche Luftfederung bekannt und in Krankenwagen und Flugzeuge eingebaut wurde“.
1946 gab Hofmann im Alter von 60 Jahren sein letztes Konzert und zog sich von den Konzertsälen der Welt zurück. 1957 starb er in Los Angeles.
Zahlreiche Notenhandschriften, Briefe und Fotografien aus dem Nachlass des großen Virtuosen gingen 2016 in den Bestand der Bibliothek des Staatlichen Instituts für Musikforschung über, wo sie erforscht werden.