Schinkel Is The Shit

01.03.2018Schinkel Is The Shit

Auch in den Sammlungen diverser SPK-Einrichtungen hat Karl Friedrich Schinkel seine bemerkenswerten Spuren hinterlassen: Von Architekturzeichnungen über Gemälde seiner Gebäude bis zu eigenen künstlerischen Werken. Eine Auswahl.

Friedrich Gilly: Entwurf zu einem Denkmal für Friedrich den Großen auf dem Leipziger Platz in Berlin (1796 – 1797)
Friedrich Gilly: Entwurf zu einem Denkmal für Friedrich den Großen auf dem Leipziger Platz in Berlin (1796 – 1797) © Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz

1797 sah der junge Karl Friedrich Schinkel (1781–1841) in der Berliner Akademie-Ausstellung den epochalen Entwurf Friedrich Gillys für ein Denkmal Friedrichs des Großen auf dem Leipziger Platz. Gilly war seinerzeit für seine von der französischen Revolutionsarchitektur beeinflussten Gebäude berühmt und sein Entwurf für das Denkmal Friedrich des Großen gilt als Schlüsselbild der nachbarocken, modernen Architektur in Berlin um 1800. Das Werk beeindruckte Schinkel zutiefst und es wurde zum Inaugurationsbild für seine eigene Laufbahn als Künstler und Architekt. Ein Jahr später verließ er das Gymnasium um Schüler Gillys zu werden. 

1803 brach der 22jährige Karl Friedrich Schinkel zum ersten Mal nach Italien auf. Zwanzig Jahre später betrat er im Süden Italiens erneut ‚klassischen Boden‘. Auf der Rückreise bestellte Schinkel in Rom bei Franz Ludwig Catel ein Porträt von sich als Weihnachtsgeschenk für seine Frau.

Das im Bild gezeigte Quartier war seinerzeit bei vielen Italienreisenden beliebt – und diente Schinkel später als Vorbild für seinen im Auftrag von König Friedrich Wilhelm III. errichteten Pavillon im Schloßpark Charlottenburg.

Karl Friedrich Schinkel: Situationsplan der Innenstadt mit Werderschem Markt, Mühlen und altem Packhof (1817)
Karl Friedrich Schinkel: Situationsplan der Innenstadt mit Werderschem Markt, Mühlen und altem Packhof (1817) © Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz

Ab 1823 baute Schinkel mit dem Alten Museum am Lustgarten das erste Museum Preußens – und eine Ikone des Klassizismus. In der Gestaltung orientierte er sich an Gestaltungsideen der griechischen Antike. Und so zitieren die 18 ionischen kannelierten Säulen, die weit gespannte Vorhalle, die Freitreppe sowie die mit antiken Skulpturen geschmückte Rotunde das römische Pantheon. 

Heute beherbergt das Haus die Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin, die hier ihre Dauerausstellung zur Kunst und Kultur der Griechen, Etrusker und Römer zeigt.

Karl Friedrich Schinkel: Friedrichswerdersche Kirche. Ausgeführter Entwurf. Perspektivische Ansicht (1828)
Karl Friedrich Schinkel: Friedrichswerdersche Kirche. Ausgeführter Entwurf. Perspektivische Ansicht (1828) © Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Franz Ludwig Catel: Schinkel in Neapel (1824)
Franz Ludwig Catel: Schinkel in Neapel (1824) © Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz / Jörg P. Anders

Karl Friedrich Schinkel beschäftigte sich als Stadtplaner mit der historischen Mitte Berlins. Seine zahlreichen städtebaulichen Umbaumaßnahmen trieb er mit dem Ziel voran, die Ansicht Berlins nachhaltig zu verbessern. Mit dem Bau des Alten Museums wollte er eine „in der Nähe der schönsten Gebäude Berlins gelegene, sehr unscheinbare Gegend durch einen stattlichen Bau zu verschönern“.

Karl Friedrich Schinkel: Brunnenentwurf für den Lustgarten. Ansicht mit hoher Fontäne (1826)
Karl Friedrich Schinkel: Brunnenentwurf für den Lustgarten. Ansicht mit hoher Fontäne (1826) © Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz

Von Karl Friedrich Schinkel entworfen und zwischen 1824 bis 1830 fast zeitgleich mit dem Alten Museum erbaut, ziert die Friedrichswerdersche Kirche den Werderschen Markt in Berlin. Als Dependance der Alten Nationalgalerie beherbergte sie bis 2012 eine Auswahl an Skulpturen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zugleich bot sie auch Raum für zeitgenössische Kunst.

Beim Bau eines nur dreieinhalb Meter entfernten Luxuswohnblocks wurde die denkmalgeschützte und aufwändig restaurierte Kirche schwer beschädigt. Wegen Einsturzgefahr musste das Baudenkmal 2012 geräumt werden und ist seither nicht zugänglich.

Die Bauakademie: Ausgangspunkt für kreatives Schaffen Preußens im 19. Jahrhundert

Aufgrund der unzureichenden Ausbildungsmöglichkeiten für Architekten, die im Zuge der Industrialisierung vor neue Aufgaben gestellt waren, gründete sich 1799 die „Allgemeine Bauschule“, die anfangs am Werderschen Markt untergebracht war. 

Eduard Gaertner (1801 – 1877): Die Bauakademie (1868) © Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz / Jörg P. Anders
Eduard Gaertner (1801 – 1877): Die Bauakademie (1868) © Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz / Jörg P. Anders
Karl Friedrich Schinkel: Bauakademie. Aufriss von drei Jochen der Hauptfassade (1831)
Karl Friedrich Schinkel: Bauakademie. Aufriss von drei Jochen der Hauptfassade (1831) © Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz

Zwischen 1832 und 1836 wurde ein eigenes Gebäude für die Bauakademie nach den Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel auf dem Gelände des alten Packhofs an der Spree errichtet. Der mit Schmuckziegeln und Terrakotten verzierte Bau setzte neue Maßstäbe: Schinkel wendete ein hochmodernes Verfahren an indem er durch „Skelettbauweise“ unverputzte Backsteinziegel in ein tragendes Gerüst einsetzte. Die ursprüngliche Gestaltung des Gebäudes und das städtebauliche Erscheinungsbildes Berlins der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind durch die Bilder des Berliner Architekturmalers Eduard Gaertner heute noch erfahrbar. 

Erste Pläne zur Errichtung der Bauakademie legte Schinkel 1831 unmittelbar nach der Ernennung von Peter Christian Beuth zum neuen Direktor der „Allgemeinen Bauschule“ vor. Ein Jahr später war Baubeginn. Charakteristisch für das Gebäude war die Ziegelfassade mit Friesen, Gesimsen, Lisenen sowie Reliefs.

Die untenstehende Zeichnung zeigt die Bauakademie aus Perspektive der Schloßbrücke. Hinter der Bauakademie ragen die markanten, mit Fialen bekrönten Türme der ebenfalls von Schinkel aus Backstein erbauten Friedrichswerderschen Kirche auf.

Karl Friedrich Schinkel: Bauakademie. Perspektivische Ansicht von der Schloßbrücke (1831)
Karl Friedrich Schinkel: Bauakademie. Perspektivische Ansicht von der Schloßbrücke (1831) © Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Karl Friedrich Schinkel: Weibliche Figur (Seifenbläserin) als Allegorie auf Christian Peter Wilhelm Beuth, den Pegasus über einer Industriestadt reitend (1837)
Karl Friedrich Schinkel: Weibliche Figur (Seifenbläserin) als Allegorie auf Christian Peter Wilhelm Beuth, den Pegasus über einer Industriestadt reitend (1837) © Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz / Dietmar Katz

Das Schloß Oriander auf der Krim ist einer jener Entwürfe Schinkels, der unausgeführt blieb. 1837 entwarf Schinkel für die russische Zarin eine Sommerresidenz im klassischen Stil ähnlich dem Schlösschen Charlottenburg in Sanssouci. Das Gebäude sollte auf einem 500 über dem Schwarzen Meer gelegenen Felsplateau errichtet werden Schinkel entwarf zwei unterschiedliche Konzeptionen für das Haus im „moskowitischen“ und „antikischem“ Stil. Letztendlich wurde das Werk nie umgesetzt – Offiziell wegen mangelnder Wasserversorgung.

Architekt – Grafiker – Bühnenbildner

Schinkel war ein Tausendsassa: Er konnte nicht nur bauen und planen, sondern auch malen. So widmete er 1837 er seinem Freund Christian Peter Wilhelm Beuth, Direktor der allgemeinen Bauschule in Schinkels Neubau der Bauakademie, ein fast surreal anmutendes Gemälde. 

Dargestellt ist eine androgyn-weibliche Gestalt auf einem geflügelten Pferd, die Aktenfleiß, Inspirationskraft und reale und zerplatze Visionen Beuths darstellen soll. Im Vordergrund eine weiträumig angelegten Industrielandschaft mit blockartigen Fabriken, Hochöfen, rauchenden Schornsteinen und einem stark befahrenen Kanal mit Flussanbindung. Dessen Rand ist von einem Rauchkranz umgeben, der es als fiktive Einblendung ausweist. Der Blick wird in eine Ecke des Beuth’schen Arbeitszimmers mit Akten des Gewerbevereins und des Berliner Kunstvereins gelenkt. Inspiriert wurde Schinkel durch eine Reise nach Großbritannien und der dort beobachteten fortschreitenden Industrialisierung.

Karl Friedrich Schinkel: Werke der höheren Baukunst, Schloss Oriander auf der Krim. Antikischer Entwurf (1848)
Karl Friedrich Schinkel: Werke der höheren Baukunst, Schloss Oriander auf der Krim. Antikischer Entwurf (1848) © Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Es ist das wohl bekannteste Bühnenbild der Welt und zugleich eine der eindrucksvollsten Bilderfindungen des 19. Jahrhunderts: Karl Friedrich Schinkels „Sternenhalle der Königin der Nacht“. In kaum einem anderen Werk Schinkels wird der von ihm immer wieder reflektierte Dualismus von Natur und Architektur in einem so hohen Abstraktionsgrad auf den Punkt gebracht: einerseits assoziiert die Szene einen Ausschnitt des nächtlichen Kosmos, vor dem im unteren Drittel und in den oberen Zwickeln tief gestaffelte, natürlich beleuchtete dunkle Wolkenformationen aufziehen; andererseits konstruiert Schinkel eine im Längsschnitt halbierte Kuppelhalle, deren Gewölberippen aus dreireihigen, sich nach oben verjüngenden und im Scheitelrund verlierenden Sternenketten bestehen. Den unteren Abschluss bildet eine horizontal durchlaufende Reihe von Sternen, die wie ein Tambour auf der Wolkenzone liegt. Die zentrale Figur der Königin durchschneidet diesen Ring genau mit der Mitte ihrer Gestalt und vermittelt so zwischen der irdischen Sphäre und der filigranen Tektonik ihres zauberhaft aufscheinenden Doms.
Karl Friedrich Schinkel: Die Zauberflöte. Oper von Wolfgang Amadeus Mozart. Entwurf zur Dekoration. Die Sternenhalle der Königin der Nacht (1815)
Karl Friedrich Schinkel: Die Zauberflöte. Oper von Wolfgang Amadeus Mozart. Entwurf zur Dekoration. Die Sternenhalle der Königin der Nacht (1815) © Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz / Jörg P. Anders

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