Deutschlandweite Studie: Museen genießen höchstes Vertrauen

Pressemitteilung vom 19.04.2024

Institut für Museumsforschung der SPK veröffentlicht die erste bevölkerungsrepräsentative Studie zu Vertrauen in Museen in Deutschland

Museen genießen in Deutschland höchstes Vertrauen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts für Museumsforschung. Demnach besitzen besonders Museen das Potenzial, das gesellschaftliche Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken und Vertrauen in kulturelle Institutionen insgesamt zu befördern. Dieses verborgene Sozialkapital in das Licht der aktuellen Debatte zu rücken und die gesellschaftspolitische Dimension von Museumsarbeit empirisch zu unterfüttern war das Ziel der bevölkerungsrepräsentativen Studie, die das Institut für Museumsforschung im Dezember 2023 nach dem Vorbild einer US-amerikanischen Studie durchgeführt und nun veröffentlicht hat.

Zu den wichtigsten Erkenntnissen gehört unter anderem, dass Museen im persönlichen und institutionellen Umfeld das höchste Vertrauen nach Familie und Freunden und vor Wissenschaftler*innen und Medien genießen. Sie erzielen die höchsten Vertrauenswerte unter allen öffentlichen Einrichtungen und heben sich damit deutlich ab von politischen Organisationen, zu denen ebenfalls Vertrauenswerte erhoben wurden. Das Vertrauen in Museen speist sich aus der Perzeption von Neutralität. Menschen, die Museen als neutral und unparteiisch wahrnehmen, vertrauen diesen wesentlich stärker als diejenigen, die diese Neutralität nicht anerkennen.

Museen genießen selbst bei „Nie-Besucher*innen“ abstraktes Vertrauen in Form eines Vertrauensvorschusses. Zugleich wächst das Vertrauen mit der Zahl der konkreten Besuchskontakte. Je höher die Besuchshäufigkeit, desto höher auch die angegebenen Vertrauenswerte. Diese klare Korrelation ist bei allen anderen gesellschaftlichen Items nicht feststellbar. Offenbar besteht hier ein Spielraum, in dem Museen durch gute Performanz Sozialkapital generieren können.

Für den Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, steht fest: „Diese Studie wird unseren Blick auf Museen verändern: Im Zeitalter zunehmender Polarisierung und drängender gesellschaftlicher Fragen ist das Museum einer der Orte, der Verlässlichkeit bietet. Doch dieses Vertrauen bringt auch Verantwortung mit sich: Museen können und sollten Position beziehen – allerdings in dem Bewusstsein, dass gerade ihre Wahrnehmung als neutrale Instanzen Grundlage für dieses Vertrauen ist. Kultureinrichtungen können die Urteilskraft in unserer Gesellschaft stärken. Genau darauf kommt es in diesen Zeiten an. Wir haben vielfältige Möglichkeiten, Wissen zu vermitteln, und sollten das auch im aufklärerischen Sinne tun.“ 

Die Direktorin des Instituts für Museumsforschung, Patricia Rahemipour, bemerkt: „Unzählige Studien zum Vertrauen der Bevölkerung in die demokratischen Institutionen, die Medien und die Wissenschaft beherrschen derzeit die Schlagzeilen und erinnern uns in diesen krisenhaften Zeiten daran, wie wichtig das gesellschaftliche und Institutionenvertrauen für den Erhalt und Fortbestand unserer Demokratie ist. Umso erstaunlicher ist es, dass das Vertrauen in Museen als den ältesten und dauerhaftesten kulturellen Institutionen unserer Gesellschaft bisher noch nie Gegenstand einer breit angelegten Untersuchung gewesen ist. Dies Lücke wollen wir mit unserer Studie schließen.“ 

Ihre Ko-Autorin Kathrin Grotz, Stellv. Direktorin des IfM, ergänzt: „Bei der Auswertung der Daten ging es uns vor allem um das Abschneiden der Museen im Vergleich zu anderen politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Akteur*innen, die das Sozialkapital unserer Gesellschaft konstituieren. Diese Einordnung ist wichtig, um die Relevanz und zukünftige Rolle der Museen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu bestimmen und auszuloten, welches verborgene Kapital hier noch zu heben ist.“ 

Die Studie „Das verborgene Kapital: Vertrauen in Museen in Deutschland“ liefert auch erstmals seit 2013 Daten zur Besuchshäufigkeit in Museen in Deutschland. 5,3 Prozent der Befragten gehen gar nicht ins Museum. Der Anteil derjenigen, die im vergangenen Jahr mindestens einmal im Quartal ein Museum besucht haben, liegt mit 6,0 Prozent nur wenig darüber. Ein gutes Drittel (35,1%) hat in den letzten zwölf Monaten mindestens einmal ein Museum betreten, bei knapp der Hälfte (47,7%) ist dies mehr als ein Jahr her.

Grotz, K., & Rahemipour, P. (2024). Das verborgene Kapital: Vertrauen in Museen in Deutschland. Wie die Menschen in Deutschland auf eine Kultureinrichtung im Wandel blicken. Eine bevölkerungsrepräsentative Studie des Instituts für Museumsforschung – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin. Zenodo. doi.org/10.5281/zenodo.10965937

Die komplette Studie zum Download: https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/institut-fuer-museumsforschung/forschung/forschungsprojekte/das-verborgene-kapital/

Weitere Nachfragen können Sie richten an: Institut für Museumsforschung, In der Halde 1, 14195 Berlin, Tel. 030/266 4269 01; Mail: ifm@smb.spk-berlin.de. 
 

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