Bereichsnavigation
Berliner Kunstgewerbemuseum restituiert zwei Werke an die Erben des Kunsthändlers Bachstitz
Pressemitteilung vom 09.07.2013
Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat heute zwei Werke aus dem Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin an die beiden Enkel des Kunsthändlers Kurt Walter Bachstitz zurückgegeben. Es handelt sich um eine Schreibtafel und einen Bronzemörser aus der Zeit der Renaissance. Die Objekte waren 1943 vom damaligen Schlossmuseum Berlin, dem Vorgänder des Kunstgewerbemuseums, vom „Kunsthandel K.W. Bachstitz“ erworben worden.
Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, sagte: „Ich bin froh, dass wir mit dieser Rückgabe einen weiteren Fall geklärt haben, bei dem die Stiftung im Besitz von unrechtmäßig entzogenem Kulturgut war. Die Entscheidung für die Rückgabe erfolgte auf Grundlage der Washingtoner Prinzipien von 1998.“ Rechtsanwalt Henning Kahmann von der Berliner Kanzlei von Trott zu Solz Lammek sagte im Namen der Erben: „Wir danken der Stiftung Preußischer Kulturbesitz für ihre beispielhaft unvoreingenommene Prüfung der Angelegenheit.“
Kurt Walter Bachstitz war deutsch-österreicherischer Kunsthändler, der wegen seiner jüdischen Herkunft von der Verfolgung durch die Nationalsozialisten betroffen war. Er lebte zunächst in Wien, ab 1938 in Den Haag, wo er schon seit 1920 den „Kunsthandel K.W. Bachstitz“ betrieb. Bachstitz gehörte zu den Mäzenen des Kaiser-Friedrich-Museums, aus dem die heutige Gemäldegalerie und die Skulpturensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin hervorgingen. Nach der Kapitulation der Niederlande 1940 nahm der Druck der Verfolgung auf Bachstitz zu. Er musste seine Aufgabe als geschäftsführender Mitarbeiter der Kunsthandlung niederlegen, arbeitete jedoch bis zu seiner Emigration im Hintergrund maßgeblich in der Firma mit. 1943 wurde er vorübergehend inhaftiert. 1944 konnte er der Deportation in ein Konzentrationslager durch die Ausreise in die Schweiz entgehen. Vor diesem Hintergrund ist der Verkauf der zwei Objekte im August 1943 als verfolgungsbedingtes Geschäft einzuordnen. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat sich daher zu einer Rückgabe der Stücke entschlossen.
Es handelt sich zum einen um ein seltenes Exemplar einer mehrfach aufklappbaren Schreibtafel, die um 1500 in Tirol entstanden ist. Ihre Tannenholzrahmen mit ornamentalen Holzeinlagen enthalten drei Schiefertafeln. Das vor allem kulturhistorisch interessante Stück gehörte ehemals zur berühmten Sammlung von Albert Figdor, die 1930 versteigert wurde. Das zweite Objekt ist ein mit zwanzig weiblichen Hermen sehr üppig verzierter Mörser aus Bronze. Wie bei einer Reihe vergleichbarer Werke bilden zwei Männerköpfe mit langem Hals die Griffe des Gerätes. Der Mörser ist ein charakteristisches Beispiel italienischer Gebrauchsbronzen der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Das Schlossmuseum hatte 1943 insgesamt vier Objekte von der Kunsthandlung Bachstitz erworben. Zwei konnten nicht zurückgegeben werden, da sie seit 1945 zu den verschollenen Beständen des Kunstgewerbemuseums zählen.