„Lepsius – die deutsche Expedition an den Nil“ – Eine Präsentation der Staatlichen Museen zu Berlin im Ägyptischen Museum Kairo

Pressemitteilung vom 30.10.2006

Der Supreme Council of Antiquities und das Ägyptische Museum Kairo eröffnen morgen mit den Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz in Kooperation mit der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften die Ausstellung „Lepsius – die deutsche Expedition an den Nil“. Sie findet im Rahmen einer Ausstellungsreihe statt, die das Kairoer Museum den großen Pionieren der Ägyptologie widmet. „Champollion le Grand“, eine Hommage an den Entzifferer der Hieroglyphen, bildete 2004 den Auftakt, die Sonderausstellung über den deutschen Ägyptologen Carl Richard Lepsius (1810–1884) ist nun ein weiterer Höhepunkt.

Die Schau ist der Auftakt für künftige gemeinsame Projekte und eine intensivierte Zusammenarbeit zwischen Berlin und Kairo. Sie ist ein herausragendes Beispiel für die erfolgreiche Kooperation Deutschlands und Ägyptens auf dem Gebiet der Archäologie seit dem 19. Jahrhundert. Mit ihr wird einer der bedeutendsten Protagonisten der Ägyptologie vorgestellt.

Carl Richard Lepsius gilt nicht nur als Begründer dieser Disziplin in Deutschland,  sondern auch als einer der Pioniere der modernen Archäologie. Bis zum 3. Februar 2007 zeigt die Ausstellung in Kairo eine Auswahl von Zeichnungen, die während seiner großen Ägypten-Expedition (1842–1845) entstanden. Zusammen mit  optischen Instrumenten, den Skizzen- und Tagebüchern lassen sie die Anfänge der archäologischen Feldforschung lebendig werden.

Lepsius war einer der ersten, der in systematischer Weise die Geschichte Ägyptens erforschte. Während seiner 1842-1845 im Auftrag Friedrich Wilhelms IV. unternommenen Expedition nach Ägypten setzte er in der Methode der archäologischen Denkmäleraufnahme neue Maßstäbe; eigens dafür bildete er beispielsweise einen Hieroglyphenzeichner aus. Das Ergebnis seiner Feldforschung publizierte Lepsius in dem auch heute noch unverzichtbaren Standardwerk „Denkmaeler aus Aegypten und Aethiopien“. Als Vorlage dafür dienten die während der Expedition entstandenen Originalzeichnungen, die nun erstmals im Mittelpunkt einer Ausstellung stehen.

Die Zeichnungen sind zudem in besonderer Weise mit dem Neuen Museum verbunden, das zu dieser Zeit (1843–1855) auf der Museumsinsel Berlin erbaut wurde: Noch von Kairo aus legte Lepsius dem Generaldirektor der Königlichen Museen eine wissenschaftlich exakte Ausmalung als Dekorationsprinzip für die Ägyptische Abteilung nahe. Die Expeditionsmitglieder Max und Ernst Weidenbach schufen dann in den Jahren 1847–1850 einen Großteil der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Wandbilder des Museums nach Vorlage der Zeichnungen. Lepsius selbst wurde 1855 zum wissenschaftlichen Direktor und schließlich 1865 zum Direktor des Ägyptischen Museums ernannt. In den 1870er Jahren übernahm Lepsius zudem die Leitung der Königlichen Bibliothek zu Berlin, der heutigen Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz.

Die Bedeutung der Ausstellung unterstreichen auch die Begleitveranstaltungen des Goethe-Instituts und des Deutschen Archäologischen Instituts in Kairo: Das Symposium „Lepsius – The German Nile Expedition“ und der Vortrag „Museumsinsel Berlin – Welterbe weiterbauen“ des Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Klaus-Dieter Lehmann, am 1. November 2006 im Goethe-Institut. Zur Ausstellung erscheint der dreisprachige (arabisch, deutsch, englisch) Katalog „Lepsius – Die deutsche Expedition an den Nil“, hg. von Agnete von Specht, 2006 (ISBN-10: 3-88609-549-5, ISBN-13: 978-3-88609-549-0).

Lebenslauf Carl Richard Lepsius

  • 1810 geboren am 23. Dezember in Naumburg an der Saale
  • 1829-33 Studium an den Universitäten Leipzig, Göttingen und Berlin (Vorlesungen in Geschichte, Germanistik, Altertumswissenschaften und Vergleichende Sprachwissenschaften)
  • 1833 Dissertation „De tabulis Eugubinis“, danach Paris-Aufenthalt
  • 1837 Publikation „Lettre à Mr. H. Rossellini sur l’ alphabet hiéroglyphique”
  • 1836–38 Italien-Aufenthalt (Archäologisches Institut in Rom)
  • 1842 Außerordentliche Professur für Ägyptologie an der Berliner Universität
  • 1842 Publikation „Das Todtenbuch der Ägypter“
  • 1842–45 Expedition nach Ägypten und in den Sudan
  • 1846 Ordentliche Professur für Ägyptologie an der Berliner Universität
  • 1849–1859 Publikation „Denkmaeler aus Aegypten und Aethiopien“ (12 Bände)
  • 1850 Wahl zum ordentlichen Mitglied der Akademie der Wissenschaften, somit Anerkennung der Ägyptologie als selbständiger Wissenschaftszweig
  • 1855 Ernennung zum wissenschaftlichen Direktor des Ägyptischen Museums Berlin
  • 1865 Ernennung zum Direktor des Ägyptischen Museums Berlin
  • 1866 Zweite Ägyptenreise
  • 1867–80 Präsident des Archäologischen Instituts in Rom
  • 1869 Dritte Ägyptenreise
  • 1873 Kommissarischer Oberbibliothekar der Königlichen Bibliothek zu Berlin (heute Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz)
  • 1874-84 Oberbibliothekar der Königlichen Bibliothek zu Berlin
  • 1884 gestorben am 10. Juli in Berlin
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