Zum gestrigen Beitrag des ARD-Magazins „FAKT“ über menschliche Überreste aus der früheren Kolonie Deutsch- Ostafrika / Parzinger schließt Rückgaben nicht aus

Pressemitteilung vom 23.11.2016

Die gestrige Sendung FAKT (ARD, 21.45 Uhr) hat über angeblich neue Funde von menschlichen Schädeln aus der Kolonialzeit berichtet, unter anderem in einem vermeintlichen „Geheimdepot“ der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Schon 2014 und 2015 hat die SPK in mehreren Pressemitteilungen über diese menschlichen Überreste aus ethnologischem Zusammenhang, die sich in ihrer Obhut befinden, informiert. Es handelt sich dabei um die sogenannte S-Sammlung von Felix von Luschan, die aus etwa 5600 Schädeln besteht, die der Forscher zwischen ca. 1885 und ca. 1920 zusammentrug. Die SPK hat diese anthropologische Sammlung 2011 in einem sehr schlechten Zustand von der Charité übernommen, wo sie unter unzulänglichen Bedingungen in einem Bunker gelagert worden waren. Die Sammlung wird nun im Zentraldepot der Staatlichen Museen zu Berlin würdig und angemessen aufbewahrt.

Seit Übernahme der Sammlung hat das zur SPK gehörende Museum für Vor- und Frühgeschichte die Schädel gereinigt und umfassend konservatorisch gesichert. Die genaue Herkunft der menschlichen Überreste wird nun in den kommenden Jahren sukzessive geklärt. „Rückgaben schließen wir hier nicht aus“, so SPK-Präsident Hermann Parzinger. Momentan wird eine Forschungsdatenbank erstellt, die dann auch für wissenschaftliche Zwecke zugänglich sein wird, und zudem wird geprüft, ob die Listen der Charité, auf denen der Beitrag von „FAKT“ offenbar basiert, dem tatsächlichen Bestand in der Stiftung entsprechen.

Im Rahmen der Provenienzforschung werden die Schädel aus dem heutigen Ruanda und Tansania vorrangig überprüft. Die in der Meldung von „FAKT“ dazu genannten Zahlen decken sich in etwa mit dem aktuellen Kenntnisstand des Museums für Vor- und Frühgeschichte. Vor dem Hintergrund der noch ausstehenden vertieften Provenienzforschung kann die SPK derzeit jedoch keine Angabe dazu machen, ob bzw. wie viele Schädel in der Sammlung sind, die, wie FAKT berichtet hat, „von Aufständischen [stammen], die während der damaligen Kolonialkriege von deutschen Truppen hingerichtet und deren Körperteile zu Forschungszwecken nach Berlin geschickt worden sind“.

Für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz gilt, was sie in ihren Grundpositionen zum Umgang mit menschlichen Überresten in den Sammlungen formuliert hat. Unter anderem besagen diese zum Umgang mit menschlichen Überresten aus ethisch fragwürdiger Herkunft: „Stellt sich bei der Erforschung der Herkunft heraus, dass die Erwerbung unter Umständen stattgefunden hat, die heute als unethisch einzuordnen sind, ist [...] verantwortungsvoll über den weiteren Umgang mit dem jeweiligen menschlichen Überrest zu entscheiden. [...] Das weitere Vorgehen ist gegebenenfalls mit den Vertretern der Herkunftsgesellschaft zu erörtern. Dies setzt jedoch voraus, dass eine klare Zuordnung der Überreste zu einer solchen Herkunftsgesellschaft möglich ist. Es ist dann [...] eine verantwortungsvolle Entscheidung über den weiteren Umgang zu treffen [...]. Diese kann auch in einer Übergabe der Überreste an die Herkunftsgesellschaft bestehen, falls diese dies wünscht. In besonderen Einzelfällen ist auch dort, wo Überreste keiner Herkunftsgesellschaft zuzuordnen sind, eine Bestattung der Überreste denkbar.“

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