Annemarie Heinrich: Fotografie und Vernetzungen zwischen Berlin und Buenos Aires

News vom 25.07.2024

Das Ibero-Amerikanische Institut (IAI) zeigt bis zum 28.9.2024 Porträtfotografien der einflussreichen Fotografin Annemarie Heinrich (1912–2005). Zur Eröffnung war ihr Sohn Ricardo Sanguinetti in Berlin

Zwei Porträtfotografien von Annemarie Heinrich. Abgebildet sind Annemarie Heinrich im Selbstporträt mit ihrer Kamera und einer das Bild reflektierenden Kugel und Jorge Luis Borges im Porträt
© Archivo Heinrich – Sanguinetti. Fotos: Annemarie Heinrich

Jorge Luis Borges, Pablo Neruda und María Elena Walsh wurden von Annemarie Heinrich porträtiert; das Ibero-Amerikanische Institut (IAI) zeigt eine Ausstellung mit Aufnahmen der 1928 aus Deutschland emigrierten Fotografin aus der argentinischen Literaturszene der 1930er bis 1960er Jahre. Mit ihren Porträts von Persönlichkeiten des künstlerischen und kulturellen Lebens von Buenos Aires und ihren experimentellen Arbeiten hat Annemarie Heinrich die moderne Fotografie Argentiniens geprägt.

Die Ausstellung mit reproduzierten Porträtaufnahmen aus dem Archiv von Annemarie Heinrich wurde am 19. Juli 2024 im Rahmen des 30. Jubiläums der Städtepartnerschaft Berlin – Buenos Aires feierlich eröffnet. Annemarie Heinrichs zusammen mit mehreren Familienangehörigen aus Argentinien angereister Sohn, Ricardo Sanguinetti, berichtete von den ersten beruflichen Schritten seiner Mutter in Buenos Aires, einer modernen Frau in einem gesellschaftlich teils noch stark maskulin und ökonomisch von der Weltwirtschaftskrise geprägten Umfeld, zwischenzeitlichen finanziellen Nöten der Familie, vom Zusammenhalt mit ihrem Ehemann, dem unter seinem Pseudonym Álvaro Sol bekannten Schriftsteller Ricardo Sanguinetti, und wie sich das Leben der Familie immer stärker um das Fotostudio drehte, in dem zunehmend Persönlichkeiten aus der Mode-, Kunst- und Kulturszene ein- und ausgingen. Das Studio wächst, Annemarie Heinrich beschäftigt mehrere Fotografinnen und irgendwann treten auch ihre beiden Kinder, Ricardo und Alicia Sanguinetti in die Fußstapfen ihrer Mutter und arbeiten im Studio mit.

Rasch nach den Anfängen im Fotostudio werden Annemarie Heinrichs Werke erstmals 1938 in Chile in einer Einzelausstellung und später in vielen Einzel- und Gruppenausstellungen in Lateinamerika, den Vereinigten Staaten und Europa ausgestellt. Sie engagiert sich in deutschen und argentinischen fotografischen Vereinigungen und gründet 1952 zusammen mit anderen Fotograf*innen die später in Lateinamerika einflussreiche Gruppe La Carpeta de los Diez. Die Bedeutung der Fotografie Annemarie Heinrichs und ihre Rolle als Schlüsselfigur für den Aufbau kultureller Netzwerke hoben der argentinische Botschafter S.E. Fernando Brun und die Direktorin des IAI Barbara Göbel in ihren Begrüßungen hervor.

In der Ausstellung im IAI ebenfalls einsehbar sind teils seltene Ausgaben einiger Werke der von Annemarie Heinrich in Porträts abgebildeten Autor*innen aus den Bibliotheksbeständen des Instituts neben Monografien zum vielfältigen Werk der Fotografin und verschiedenen Nummern der Zeitschrift Radiolandia, für deren Coverfotos sie mehr als vierzig Jahre lang verantwortlich war. Und dank einer Schenkung von Ricardo und Alicia Sanguinetti ist auch ein wertvoller Neuzugang für die Bibliothek ausgestellt: der überaus seltene Bildband Ballet en la Argentina von Annemarie Heinrich und Álvaro Sol (1961). Die in Zusammenarbeit mit der Argentinischen Botschaft in Deutschland organisierte Ausstellung des IAI begleitet eine von Renata Jonic und Lutz Matschke (DGPh) entwickelte und kuratierte umfassende Retrospektive von Annemarie Heinrich im Willy-Brandt-Haus in Berlin (19.7. – 29.9.2024) sowie eine Schau ihrer Porträtaufnahmen aus der pulsierenden Film-, Musik- und Cabaret-Szene von Buenos Aires in der Argentinischen Botschaft in Berlin (6.9. – 25.10.2024).

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