Parzinger: Benin-Bronzen müssen öffentlich gezeigt werden

News vom 09.05.2023

SPK-Präsident reagiert auf Medienberichte, wonach Nigerias scheidender Staatspräsident Buhari sämtliche Objekt an Oba Ewuare II., den Nachfolger der Könige von Benin, übereignet hat

Goldene Objekte auf einem Tisch
Im Dahlemer Depot des Museums wurden die Objekte sorgfältig verpackt und für den Versand vorbereitet. © SPK/photothek/Thomas Trutschel

Im Dezember vergangenen Jahres haben Außenministerin Baerbock und Kulturstaatsministerin Roth die ersten Benin-Bronzen an Nigeria zurückgegeben. Damals hieß es, sie gehörten dem nigerianischen Volk. Die Ethnologin Brigitta Hauser-Schäublin hat nun in einem Beitrag für die „Frankfurter Allgemeinen Zeitung” berichtet, dass Nigerias noch amtierender Staatspräsident Mohammedu Buhari bereits Ende März sämtliche Benin-Bronzen an Oba Ewuare II., den Nachfolger der Könige von Benin, übereignet hat. Damit verfüge der Oba über sämtliche Verfügungs- und Aufbewahrungsrechte für die Objekte. SPK-Präsident Hermann Parzinger erklärt dazu:

"Wir kennen den Erlass des nigerianischen Präsidenten. Die Rolle der staatlichen National Commission of Museum and Monuments (NCMM), der wir das Eigentum an den Objekten übertragen haben, wird mit keinem Wort erwähnt. Hier besteht auf unserer Seite, aber auch innerhalb von Nigeria dringender Klärungsbedarf. Wichtig ist, dass die Benin-Bronzen öffentlich gezeigt werden, wie das auch vereinbart wurde. Daran wird derzeit auch gearbeitet. Der Einbezug des Oba von Benin in eine verlässliche und dauerhafte innernigerianische Lösung ist wichtig.

Ich teile die Befürchtung, die Bronzen würden nun auf Nimmerwiedersehen in irgendwelchen Gemächern oder Tresoren verschwinden, ausdrücklich nicht! Ich finde, dass das eine gewagte Unterstellung ist. Wollen wir wirklich wieder in die Haltung der 1970er Jahre zurückfallen, als eine Rückgabe von Kulturgütern an Afrika von uns Europäern mit Verlust, Zerstörung und Ausverkauf gleichgesetzt wurde. Dieses Denken müssen wir hinter uns lassen, wenn wir ein neues Verhältnis zu Afrika finden wollen, das gerade auch in der derzeitigen globalen Konstellation essentiell für Europa ist. Wir erleben es doch immer wieder, dass Rückgaben im Herkunftsland Debatten zwischen staatlichen Kulturerbebehörden und regionalen Communities auslösen. Das sind ganz wichtige Prozesse, um zu einer tragfähigen Lösung zu kommen, die natürlich unterschiedliche Interessen vereinen muss. Auch für die Herkunftsländer sind Restitutionen ein neues Phänomen, insofern sind solche Debatten legitim und geradezu notwendig. In unseren Gesprächen haben der Oba und seine Vertreter das hohe Interesse an einer öffentlichen Präsentation von Kunst aus Benin, auch mit weltweiten Leihgaben in Museen, stets sehr glaubhaft unterstrichen."

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