Das Rathgen-Forschungslabor

Das international vernetzte Rathgen-Forschungslabor untersucht Objekte von der Frühzeit bis zur Gegenwart. Mit einem interdisziplinären Ansatz werden etwa Fragen des Bewahrens, zu Material, Herkunft oder Fälschungen geklärt.

Untersuchung der Sitzfigur des Hetepnjaus im Rathgen-Forschungslabor (öffnet Vergrößerung des Bildes)

Untersuchung der Sitzfigur des Hetepnjaus aus dem Ägyptischen Museum und Papyrussammlung mit einem tragbaren Röntgen-Fluoreszenzgerät ARTAX zur zerstörungsfreien Elementanalyse (Inv. Nr. ÄM 34428, Kalkstein bemalt, um 2250 v. Chr.) © Staatliche Museen zu Berlin / Sabine Schwerdtfeger

International gefragt: Die Expertise des Rathgen-Forschungslabors

Das Rathgen-Forschungslabor der Staatlichen Museen zu Berlin ist eine in Deutschland führende naturwissenschaftliche Einrichtung. Das älteste Museumslabor der Welt wurde 1888 als Chemisches Labor der Königlichen Museen zu Berlin gegründet. Noch heute entwickelt es methodisches Wissen für die Museen. Das Institut nimmt interdisziplinäre Aufgaben innerhalb der Stiftung und darüber hinaus wahr.

Das Rathgen-Forschungslabor beschäftigt sich mit naturwissenschaftlichen, konservierungswissenschaftlichen, kunsttechnologischen und archäometrischen Fragen. Es untersucht materialübergreifend die Sammlungsobjekte der Stiftung. Darüber hinaus wird das Labor von anderen Einrichtungen mit der Erforschung ihrer Objekte beauftragt. Die Expertise des Forschungslabors umfasst auch Themen im Bereich der Denkmalpflege und der Erhaltung archäologischer Stätten.

Die fünf Arbeitsgebiete des Forschungslabors:

  • Präventive Konservierung, die dem Verfall der Objekte vorbeugen soll, sowie Untersuchung von Zerfallsprozessen
  • Enge Zusammenarbeit mit Restauratoren im Bereich der Konservierungswissenschaft, um neue Methoden zur Restaurierung zu entwickeln
  • Auf dem Feld der Kunsttechnologie unter anderem Untersuchung von Fälschungen
  • Archäometrische Fragestellungen etwa zur Datierung, Herkunftsbestimmung, Material- und Isotopenanalyse
  • Spurenelementenanalyse als weitere zentrale Aufgabe, die das Institut in Kooperation mit anderen Museen und Instituten anbietet

Interdisziplinäre Kooperation mit Forschungseinrichtungen und Museen

Als Naturwissenschaftler, die sich mit geisteswissenschaftlichen Fragen beschäftigen, arbeiten die Experten des Rathgen-Forschungslabors interdisziplinär. Die Vielfalt der Fragestellungen erfordert die Kooperation mit anderen Forschungseinrichtungen etwa mit der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung oder dem Helmholtz-Zentrum für Materialien und Energien. Entscheidend ist zudem, Objekte aus verschiedenen Sammlungen zusammen zu untersuchen und zu vergleichen.

Das Institut wirkt in zahlreichen nationalen und internationalen Gremien zur Erhaltung von mobilem und immobilem Kulturgut mit. Seine Direktorin ist Sprecherin der Stiftung in der 2008 gegründeten Forschungsallianz Kulturerbe. In dem Verbund entwickelt die Stiftung gemeinsam mit renommierten Partnern innovative Restaurierungs- und Konservierungsmethoden.
 
Zudem ist das Rathgen-Forschungslabor aktiver Partner der Initiative IPERION CH, einer Plattform für die europäische Kulturerbe-Forschung. Im Juni 2015 startete das Netzwerk, in dem sich 24 exzellente europäische Einrichtungen sowie das Getty Institut in den Vereinigten Staaten zusammenschlossen. Das Rathgen-Forschungslabor testet innerhalb dieser europaweit größten Infrastruktur für Kulturerbe-Forschung neue minimalinvasive Analysen des Materials von Kunstwerken. Außerdem prüft es, wie sich etwa Teilchenbeschleuniger in der Forschung an Kulturgut nutzen lassen.

Erster Chemiker an einem Museum: Friedrich Rathgen

Der Chemiker Friedrich Rathgen wurde 1888 der erste Direktor des Chemischen Labors der Königlichen Museen zu Berlin. Er führte den wissenschaftlichen Ansatz zur Pflege von Museumsobjekten ein und leistete einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der modernen archäologischen Restaurierung.

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