Das Neue Museum nach über 60 Jahren wiederhergestellt – Ein Juwel der Museumsinsel wiedergewonnen

Pressemitteilung vom 05.03.2009

Heute wird mit einer symbolischen Schlüsselübergabe in Anwesenheit des Bundesbauministers Wolfgang Tiefensee, des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit, des Kulturstaatsministers Bernd Neumann und des Präsidenten des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS Michael Petzet das sanierte Neue Museum im Rahmen eines Festaktes an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz übergeben.

Die planerische Verantwortung für das Bauvorhaben hatte David Chipperfield Architects mit Julian Harrap als Restaurierungsarchitekt. Die Gesamtbaukosten liegen bei rund 200 Mio. Euro. Somit wurde der Kostenrahmen von 233 Mio. Euro deutlich unterschritten. Einige Risikofaktoren, die zu Beginn der Planung für diese ungewöhnliche Baustelle einzukalkulieren waren, hatten sich glücklicherweise nicht realisiert. Seit 2003 stellt der Bund komplett die Mittel für die Bauinvestitionen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zur Verfügung.

In rund zehn Jahren der Planung, Restaurierung und des Wiederaufbaus wurde das im Zweiten Weltkrieg stark beschädigte und teilweise zerstörte Museum, das bis in die Zeit der Wiedervereinigung Ruine blieb, wieder aufgebaut und in den erhaltenen Teilen sorgsam restauriert. Das Neue fügt sich in das Alte ein, bleibt aber als heutige Ergänzung klar erkennbar. Der erhaltene Bestand kann seine ästhetische Wirkung voll entfalten. Die Spuren der Beschädigungen und damit die Geschichte des Hauses bleiben erkennbar. Das Haus ist zudem mit zeitgemäßer Technik ausgestattet worden.

Alle einzelnen Maßnahmen erfolgten in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden für Denkmalschutz, wie das auch bei den anderen Bauvorhaben der zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden Museumsinsel der Fall ist. Je nach Art und Ausmaß der Schäden wurde für jeden Raum eine individuelle Lösung der Restaurierung, Sanierung, Ergänzung oder des Wiederaufbaus gesucht. Die Erhaltung der historischen Elemente hatte Vorrang bei allen Überlegungen. Dieser behutsame Umgang mit dem kulturellen Erbe steht im Ein¬klang mit der Charta von Venedig von 1964, einer international anerkannten Richtlinie für Denkmalpflege.

Die Grade der Zerstörung beim Neuen Museum waren sehr unterschiedlich. In dem am besten erhaltenen Raum, dem Niobidensaal, waren nahezu alle Oberflächendekorationen noch vorhanden. Bei seiner Restaurierung wurden die Fehlstellen ergänzt, was erst bei genauerer Betrachtung erkennbar wird. An anderen Stellen waren ganze Gebäudeteile komplett (Nordwestflügel, Südkuppelsaal) oder in wesentlichen Teilen (zentrale Treppenhalle) zerstört. Hier wurden die historischen Raumvolumina und Strukturen beim Wiederaufbau in moderner Formensprache aufgegriffen. In den meisten Räumen war der Erhaltungszustand und damit die Art der Ergänzung abgestufter und sehr viel differenzierter. Zu berücksichtigen waren zudem auch die besonderen Techniken, die schon beim Bau des Neuen Museums im 19. Jahrhundert eingesetzt wurden: Eisenträger, besonders leichte Deckenkonstruktionen aus Tontöpfen oder Putz-Arten wie Stucco lustro oder Marmorino.

Das Neue Museum wurde als zweites Haus auf der Museumsinsel ab 1843 von Friedrich August Stüler (1800-1865) erbaut. Vor 150 Jahren wurde es das erste Mal der Öffentlichkeit übergeben, heute erlebt es seine Wiedergeburt nach siebzig Jahren: Bei Kriegsausbruch 1939 wurde es geschlossen und seine Sammlungen wurden ausgelagert. Zwei Bombentreffer beschädigten das Haus im Zweiten Weltkrieg schwer: Im November 1943 brannte die berühmte Treppenhalle mit den Wandmalereien von Kaulbach vollständig aus und im Februar 1945 wurden der Nordwestflügel und der Südkuppelsaal zerstört. Die Schäden waren so stark, dass das Haus von den Verantwortlichen in der DDR zunächst nicht – wie die anderen Gebäude der Museumsinsel – wiederhergestellt wurde. Deshalb entstanden durch Witterungseinfluss in den folgenden Jahrzehnten weitere Schäden. Erst 1985 wurde der Wiederaufbau des Hauses beschlossen und 1986 ein Notdach angebracht.

In Folge der Wiedervereinigung übernahm die Stiftung Preußischer Kulturbesitz die Verantwortung für die Museumsinsel. 1993 wurde ein erster Wettbewerb zur Wiederherstellung des Neuen Museums ausgeschrieben, der kein zufriedenstellendes Ergebnis brachte. Aus dem zweiten Wettbewerb (Gutachterverfahren) von 1997 ging David Chipperfield als Sieger hervor. Seine Planungen wurden nun realisiert. Sie sind wesentlicher Bestandteil des 1999 verabschiedeten Masterplans Museumsinsel. 2003 wurden die Bauarbeiten am Neuen Museum aufgenommen. Circa 300 Fachfirmen waren am Bauvorhaben beteiligt, darunter rund 150 Restauratoren.

In den kommenden Monaten wird das Neue Museum mit den Objekten des Ägyptischen Museums und der Papyrussammlung und des Museums für Vor- und Frühgeschichte, ergänzt um Werke aus der Antikensammlung, eingerichtet werden. Auch die Büste der Nofretete wird wieder in das Haus einziehen, in dem sie 1924 zum ersten Mal einer breiten Öffentlichkeit präsentiert wurde. Im Oktober 2009 wird das Neue Museum plangemäß als drittes saniertes Haus auf der Museumsinsel, nach der Alten Nationalgalerie 2001 und dem Bode-Museum 2006, wiedereröffnet. Damit werden sich erstmals nach siebzig Jahren wieder alle fünf Häuser der Museumsinsel dem Publikum präsentieren.

Doch zunächst können sich die Besucher an den Tagen der Offenen Tür vom 6. bis 8. März 2009 (10-18 Uhr) einen Eindruck von diesem wieder gewonnenen Juwel der Museumsinsel verschaffen.

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