„Für Museumssammlungen ist die Digitalisierung ein Segen“

News vom 30.05.2017

museum4punkt0 – Das Deutsche Auswandererhaus Bremerhaven ist Partner des Projektes „museum4punkt0 – Digitale Strategien für das Museum der Zukunft“. Simone Eick, Direktorin und Geschäftsführerin, sprach mit uns über ihre Erwartungen und Vorhaben.

Simone Eick
Dr. Simone Eick, Direktorin und Geschäftsführerin des Deutschen Auswandererhauses Bremerhaven © Deutsches Auswandererhaus / Stefan Volk

Welche Erwartungen haben Sie an museum4punkt0?

Vor allem erhoffe ich mir neue Möglichkeiten, das so genannte immaterielle Kulturgut sehr viel besser im Museum präsentieren zu können: In der Migrationsgeschichte zählen dazu Rituale, Erzähltraditionen, Freiheitsideale und Ähnliches. Des Weiteren erhoffe ich mir, dass unsere realen und virtuellen Besucher an unserer Ausstellung und dem Aufbau unserer Sammlung nachhaltiger partizipieren können. Wir wollen zukünftig familiäre Wanderungsgeschichte online und im Ausstellungsbereich der Sammlung zeigen sowie unsere Besucher zu historischen und aktuellen Migrationsthemen befragen.

Aus Ihrem heutigen Blickwinkel: Wie profitieren Museen und deren Besucher von digitalen Medien und der Digitalisierung?

Für die Museumssammlungen ist die Digitalisierung ein Segen: Die Originale müssen nicht mehr „angefasst“ werden, wenn man die Bestände durchsucht und erforscht. Die digitalen Medien ermöglichen in der Ausstellung bei der Objektpräsentation Vertiefungsebenen und online auf der Internetseite neue Kommunikationsmöglichkeiten mit den Besuchern.

Da die Mittel nun bewilligt sind: Womit werden Sie beginnen?

Wir werden zunächst unsere IT-Technik modernisieren, sodass sie den Ansprüchen der neuen Technologie gewachsen ist. Parallel werden wir grundsätzliche Fragen gemeinsam mit Projektwissenschaftlern klären: Welche Aspekte von Migration kann man besser digital als analog vermitteln? Welche Besucherumfragen lassen sich in der Anonymität des Internets besser stellen als in einem öffentlichen Raum wie einem Museum? Auch werden wir unsere Sammlung danach untersuchen, welche Fotos und Dokumente sich besonders für die digitale Präsentation eignen.

Welche Bedeutung hat museum4punkt0 für Museen wie das Deutsche Auswandererhaus, die in ihren Sammlungen versuchen, die Ideen, Erinnerungen und Emotionen von Zeitzeugen zu bewahren und diese in die Ausstellung zu integrieren?

Bislang sind die Darstellungsmöglichkeiten für autobiographische Zeugnisse und immaterielles Kulturerbe begrenzt: Bilder und Briefe können gezeigt, Tagebucheinträge und Filmausschnitte an Multimediastationen zugänglich gemacht werden. Hier kann durch den Einsatz neuer Medien eine neue Erzählform entstehen; diese als zukünftige Darstellungsform der Biographie- und Mentalitätsgeschichte zu entwickeln ist äußert spannend.Die Fragen stellte Julia Lerche.

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