Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts nimmt ihre Arbeit auf

Pressemitteilung vom 22.07.2011

Die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts wird auf nationaler Ebene Fragen zur Sicherung schriftlich überlieferter Bestände in Archiven und Bibliotheken behandeln. Sie wurde auf Initiative von Kulturstaatsminister Bernd Neumann von Bund und Ländern eingerichtet und ist bei der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz angesiedelt. Die Koordinierungsstelle nimmt am 1. August 2011 ihre Arbeit auf.

„Nach den Verlusten von Kulturgut im Kölner Stadtarchiv und in der Weimarer Anna Amalia Bibliothek war auch der breiten Öffentlichkeit klar, wie wertvoll unser schriftliches Erbe ist und wie hoch der Aufwand, es zu bewahren. Diesem Einvernehmen ist nun mit der Einrichtung der Koordinierungsstelle eine konkrete Maßnahme gefolgt. Ihre Anbindung an die Staatsbibliothek zu Berlin ist Ausdruck der gesamtstaatlichen Verantwortung, die die SPK auch in anderen Bereichen wahrnimmt, und Folge der exzellenten Arbeit, die die Staatsbibliothek zu Berlin bereits seit Jahren auf dem Gebiet der Bestandserhaltung leistet“, sagt dazu Hermann
Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Barbara Schneider-Kempf, Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin, ergänzt: „Bereits im letzten Jahr stellte die Staatsbibliothek unter Beweis, dass sie alle Kompetenzen vereint, die für die Einrichtung und das Wirken der nationalen Koordinierungsstelle notwendig sind. 31 Archive und Bibliotheken in ganz Deutschland profitierten im Jahr 2010 von dem großzügig ausgestatten Sofortprogramm des Bundes und der Länder, dessen konkrete Umsetzung von der Staatsbibliothek zu Berlin organisiert wurde. Dies gelang nicht zuletzt dadurch, dass in unseren hauseigenen Werkstätten ausgezeichnete Fachkompetenz vertreten ist und sämtliche anerkannte Verfahren zur Sicherung des uns anvertrauten Kulturerbes erfolgreich angewendet werden, etwa die aufwändige Bearbeitung von Tintenfraß oder Pergamentschäden bis hin zu Massenverfahren der Papierentsäuerung und Schutzverfilmung bzw. Schutzdigitalisierung von Objekten.“

Zu den Aufgaben der Koordinierungsstelle gehören die Koordination von
Bestandserhaltungsmaßnahmen, die Evaluation bereits vorliegender
Forschungsergebnisse und erfolgversprechender Techniken und die Erarbeitung eines nationalen Bestandserhaltungskonzepts. Über die Förderung von Modellprojekten soll die Koordinierungsstelle die Entwicklung innovativer Verfahren zur Bestandserhaltung unterstützen. Schließlich soll sie bestehende Netzwerke und Kompetenzstellen auf nationaler und regionaler Ebene verknüpfen und die Öffentlichkeit für die Gefährdungen des schriftlichen kulturellen Erbes sensibilisieren.

Für die Aufgaben der Koordinierungsstelle sind im Haushalt des Kulturstaatsministers jährlich 500 000 Euro vorgesehen. Über die Kulturstiftung der Länder beteiligen sich die Länder mit weiteren 100 000 Euro.

Im April 2009 hatten unter Federführung von Generaldirektorin Schneider-Kempf Vertreter der in der „Allianz Schriftliches Kulturgut Erhalten“ zusammengeschlossenen großen deutschen Bibliotheken und Archive Bundespräsident Horst Köhler die Denkschrift ZUKUNFT BEWAHREN überreicht. Diese enthielt den Vorschlag, sich auf nationaler Ebene für die Bestandserhaltung des schriftlichen Kulturguts zu engagieren. Skizziert wurden pragmatische Handlungsempfehlungen für die Sicherung der historischen Bestände in Archiven und Bibliotheken und Vorschläge zu
den konkreten Schritte, welche durch Bund, Länder und Kommunen unternommen werden könnten. Das Vorhaben, eine entsprechende Arbeits- und Koordinierungsstelle einzurichten, wurde 2009 im Koalitionsvertrag der Bundesregierung verankert und ist nun umgesetzt worden.

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