1500 Meisterwerke für das Berliner Museum für Islamische Kunst

Pressemitteilung vom 10.06.2009

Heute unterzeichnet Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, im Pergamonmuseum einen Vertrag über eine umfangreiche Dauerleihgabe der Sammlung de Unger. Der Sammler Edmund de Unger wird durch seinen Anwalt und seinen Sohn Richard de Unger vertreten. Die international als „Keir Collection“ bekannte Sammlung islamischer Kunst von Edmund de Unger wird künftig die Bestände des Museums für Islamische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin bereichern. Sie umfasst Werke aus fast allen Perioden und Kunstlandschaften der islamischen Kernländer um das Mittelmeer und Zentralasien. 112 der insgesamt 1500 Werke aus verschiedenen Kunst- und Kunstgewerbesparten befinden sich bereits in Berlin, die übrigen werden nach dem Ableben des Sammlers folgen.

Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz sagt dazu: „Edmund de Unger hat eine der weltweit größten und bedeutendsten Privatsammlungen auf dem Gebiet der islamischen Kunst zusammengetragen. Wir freuen uns sehr, dass er sie der Stiftung anvertraut. Durch diese Dauerleihgabe an Berlin macht er wahre Meisterleistungen islamischer Kunst und Kunsthandwerks einer breiten Öffentlichkeit zugänglich.“

Der Sammler

Edmund de Unger wurde 1918 in Budapest geboren. Nach dem Krieg wanderte er nach England aus, wo er studierte und als Anwalt tätig war. Schon als Jugendlicher sammelte er, wie seine Eltern, Teppiche. In den sechziger Jahren entdeckte er seine Liebe zur islamischen Kunst und baute seitdem mit großer Sachkenntnis seine Sammlung auf diesem Gebiet auf. Systematisch wählte er selten repräsentierte und in der Forschung noch kontrovers diskutierte Objekte aus, die er etwa auf Märkten und vor allem auch in berühmten alten Sammlungen aufspürte. Über seine Sammlertätigkeit sagt Edmund de Unger, der in der Fachwelt einen hervorragenden Ruf genießt: „Jedes einzelne Objekt, das ich erwerben konnte, erzählt eine Geschichte, und jede Erwerbung geschah aus plötzlicher Leidenschaft oder allmählich wachsender Zuneigung. Mein Wunsch ist es, die Freude an den Werken mit anderen Liebhabern islamischer Kunst zu teilen.“

Die Sammlung

Zu den zentralen Sammlungsgebieten de Ungers gehören Brokate und Teppiche, frühmittelalterliche Bronzen sowie Objekte aus der Buchkunst. Den Hauptteil der Textiliensammlung, die vor- und frühislamische, mittelalterliche und neuzeitliche Gewebe und Stickereien umfasst, bilden persische Textilien der Safawidenzeit und europäische Textilien. Wertvolle Kalligraphien, aufwendig verzierte Bucheinbände und prachtvolle Miniaturen aus Iran, Zentralasien sowie dem mamlukischen Ägypten zählen ebenfalls zu der Leihgabe. Die Sammlung umfasst außerdem seltene, kostbare Bergkristallobjekte, deren Herstellung unter der Herrschaft der Fatimiden in Ägypten (969–1171) eine Blütezeit erlebte. Auch islamische Keramik aller Perioden ist in großer Vielfalt vorhanden.

In ihrem kunsthistorischen Wert und ihrer stilistischen Breite ist die Keir Collection mit den Beständen der wichtigsten Museen islamischer Kunst vergleichbar. Sie war an fast allen großen Ausstellungen und Publikationen zu dem Thema beteiligt. Zahlreiche Werke aus der Sammlung führten zudem zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Eine repräsentative Auswahl der schon in Berlin befindlichen Leihgaben wird im Dezember 2009 unter dem Thema „Sammeln und Sammler“ ausgestellt. Die Ausstellung wird sich außerdem mit dem Phänomen des Sammelns und des Kunstmarktes beschäftigen, etwa mit den Fragen, was der Sammler in seinen Stücken sieht oder wie der Wert von Objekten auf dem Kunstmarkt entsteht.

Das Museum für Islamische Kunst

Das Museum für Islamische Kunst im Pergamonmuseum auf der Museumsinsel Berlin zeigt die Kunst der islamischen Völker vom 8. bis ins 19. Jahrhundert. Die 1904 gegründete „Islamische Kunstabteilung“ umfasste zunächst die Mschatta-Fassade (Jordanien, ca. 742) sowie vor allem Teppiche aus der Sammlung von Wilhelm von Bode, dem damaligen Direktor bei den Königlichen Museen. Heute ist bildende Kunst in nahezu allen Sparten vom Architekturdekor über das Kunsthandwerk und den Schmuck bis hin zur Buchkunst vertreten. Die Kunstwerke der Sammlung stammen aus einem Gebiet, das sich von Spanien bis nach Indien erstreckt, mit Schwerpunkten Vorderer Orient einschließlich Ägypten und Iran. Vom Kunsthandwerk sind fast alle Materialien vertreten: Gefäßkeramiken, Metallarbeiten, Holz- und Beinschnitzereien, Gläser, Gewebe, Teppiche. Aus der Sammlung der Buchkunst werden in Wechselausstellungen Miniaturen und arabisch-persische Kalligraphien der Moghulzeit gezeigt. Zu den Höhepunkten der Sammlung zählen, neben der Fassade von Mschatta, die Grabungsfunde aus Palästen in Samarra (Irak, 9. Jh.), das Aleppo-Zimmer (Syrien, 1600) und die Wandkeramiken in verschiedenen Techniken als Gebetsnischen aus der Türkei und dem Iran.

Stefan Weber, Direktor des Museums für Islamische Kunst, betont: „Die Keir Collection bildet eine nahezu nahtlose Ergänzung zu den Beständen in Berlin. Ob prachtvolle Buchmalereien oder Glanzstücke aus mittelalterlichen Keramikwerkstätten, sie alle runden die enzyklopädische Sammlung des 105 Jahre alten Museums in Berlin ab.“

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