Der Entwurf von David Chipperfield für die James Simon-Galerie als Empfangsgebäude der Museumsinsel Berlin

Pressemitteilung vom 27.06.2007

Der heute vorgestellte überarbeitete Entwurf der James Simon-Galerie von David Chipperfield Architects ist das Ergebnis der Planungsphase, die mit der Bereitstellung der Bundesmittel (73 Mio. Euro) im November 2006 ermöglicht wurde. Durch veränderte Vorgaben war eine Überarbeitung des 2001 von Chipperfield vorgelegten, von den Gremien aus finanztechnischen Gründen aber nicht behandelten Entwurfs notwendig geworden. Mehrere Faktoren sollten in dem überarbeiteten Entwurf nun berücksichtigt werden: die veränderten Bedingungen für die innere Struktur des Gebäudes, die sich aus der mittlerweile vorliegenden Planung des angrenzenden Pergamonmuseums ergaben, die Reduktion des Bauvolumens zur verbesserten organischen Eingliederung in das architektonische Umfeld und die Auseinandersetzung mit der öffentlichen Diskussion um den Neubau im historischen Ensemble. Ein neues Eingangsgebäude auf der seit 1939 freien Fläche des ehemaligen Packhofgeländes war bereits Kernbestandteil des 1999 verabschiedeten Masterplans. Es soll die historischen Gebäude der Museumsinsel vor Verschleiß schützen und funktional entlasten. Es wird für die künftig vier Millionen Besucher pro Jahr die zentralen Infrastruktureinrichtungen, die Räume für Gastronomie, Orientierung, Information, für Shops und Wechselausstellungen aufnehmen sowie für die Verteilung der Besucherströme sorgen.

Klaus-Dieter Lehmann, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, erklärt dazu: „Chipperfield ist es mit seinem Entwurf gelungen, die Stülersche Vision eines arkadischen Museumsensembles in zeitgemäßer Form fortzuentwickeln und den Zauber einer Tempelstadt der Künste zur Vollendung zu bringen: mit einer Architektur von beeindruckender Ästhetik und überzeugender Funktionalität. Durch die große Freitreppe, den offenen Charakter der Architektur und die attraktiven Angebote wird dies ein wahrhaft urbaner Ort für die Berliner und die Besucher der Stadt werden.“

Die Architektur hat einen betont kommunikativen Charakter, formuliert das die Häu­ser ästhetisch und funktional Verbindende und bezieht Innen- und Außenraum in ein reizvolles Wechselspiel ein. Das historische Motiv der Kolonnaden ist in eine mo­derne Architektursprache übersetzt und zum bestimmenden Element geworden.

Die zum Lustgarten hin geöffnete und weithin sichtbare breite Freitreppe entspricht der Funktion des Hauses als Empfangsgebäude für den gesamten Museumskom­plex. Sie leitet die Besucher mit einer einladenden Geste ins obere Geschoss mit Eingangshalle, Cafe, mit einer auch außerhalb der Öffnungzeiten frei zugängliche Terrasse am Kupfergraben und dem Zugang zum Hauptrundgang im Pergamonmuseum.

Zum Neuen Museum hin entsteht mit der Fortführung der Stülerschen Kolonnaden ein wohl gestalteter Platz mit einem zweiten ebenerdigen Zugang zur James Simon-Galerie. Auf dieser Ebene liegen das Auditorium und Seminarräume. Eine Treppe führt nach oben, eine andere nach unten zu den Wechselausstellungen und zur Archäologischen Promenade. Das Kolonnadenmotiv prägt auch die Westansicht vom Kupfergraben aus: Auf einem hohen, die Architektur des benachbarten Pergamonmuseums fortführenden Sockel erhebt sich ein transpa­renter, durch filigrane Stabreihung und Glas definierter Baukörper, der vielfältige Einblicke und Ausblicke erlaubt.

Die einzelnen Baukörper des Entwurfs sind unterschiedlich in der Höhenentwicklung und binden den Neubau harmonisch in das historische Umfeld ein. Die James Simon-Galerie wird durch die Staffelung ihrer Baukörper und ihre transparente Gestaltung vielfältige Blicke auf die Fassade des Neuen Museums erlauben, ande­rerseits aber auch die heutige ahistorische, komplett freie Sicht auf das Neue Museum vom Kupfergraben aus korrigieren und die historische Ensemble-Struktur wieder herstellen. Denn als Stüler das Neue Museum plante, fand er auf dem benachbarten Grundstück am Kupfergraben das Packhofgebäude von Schinkel vor, das 1939 abgerissen wurde. Deshalb formulierte er die Rückfront des Neuen Mu­seums zu diesem Gebäude hin.

Jeder zweite Besucher der Museumsinsel ist Ferntourist, für den eine erste Orientierung und Informationsangebote von entscheidender Bedeutung sind. Die James Simon-Galerie wird hier Angebote machen können, die einem der größten Museumskomplexe weltweit mit seinem internationalen Publikum angemessen sind. Ebenso zentral ist auch die Verteilerfunktion des Neubaus für die geführten Grup­pen, die mehr als die Hälfte der Besucher ausmachen. Von hier aus führt der Weg direkt in den Hauptrundgang im Pergamonmuseum mit den monumentalen Architekturexponaten wie Pergamonaltar und Ischtar-Tor. Von hier aus gelangt man aber auch direkt in die vier der fünf Museen verbindende Archäologische Promenade. Es bleiben darüber hinaus die historischen Eingänge der einzelnen Museen bestehen, so dass der Neubau nicht zum Nadelöhr wird und gerade auch die individuell interessierten Besucher keine unnötigen Wege gehen müssen.

Der vorliegende Entwurf ist beim Stiftungsrat der SPK und bei der Denkmalpflege (Landesdenkmalamt, Landesdenkmalrat, ICOMOS) vorgestellt und diskutiert worden und hat dort große Zustimmung erfahren. Das Welterbe-Zentrum der Unesco in Paris ist ebenfalls direkt informiert worden. Der Entwurf wird in den nächsten Monaten weiter ausfor­muliert und präzisiert werden. Baubeginn ist voraussichtlich 2009 und die Eröffnung voraussichtlich 2012. Anhand der Website und mit dem interaktiven 3D-Modell der Museumsinsel im Pergamonmuseum (Raum unter der Eingangstreppe), die beide derzeit aktualisiert werden, wird sich die Öffentlich­keit laufend informieren können. Weitere öffentlichkeitswirksame Maßnahmen sind geplant.

Der Neubau soll den Namen von James Simon tragen, dem großen Förderer der Berliner Museen, der ihnen durch seine Schenkungen Weltruhm verlieh. Sein Engagement für Kunst und Wissenschaft ist ein leuchtendes Vorbild auch für ein modernes Mäzenatentum.

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