Goldener Botschafter der Musikkultur
News vom 22.05.2018
Eine fünfteilige Serie von Goldmünzen würdigt den traditionsreichen Musikinstrumentenbau. Zum Auftakt hatten das Staatliche Institut für Musikforschung und das Bundesministerium der Finanzen am 8. Mai zur Präsentation der ersten Münze „Kontrabass“ ins Musikinstrumenten-Museum geladen.

Der Star des Abends hat einen Durchmesser von 22 mm und wiegt ¼ Unze: Am 8. Mai wurde im Musikinstrumenten-Museum die 50 Euro-Münze „Kontrabass“ vorgestellt. Sie bildet den Auftakt einer Serie, in der fünf typische Instrumente der deutschen Musiklandschaft ob ihrer historischen Bedeutung gewürdigt werden. Neben der „Kontrabass“-Münze werden bis 2022 vier weitere Münzenmotive die Serie vervollständigen und so – um es mit den Worten von Bettina Hagedorn, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister der Finanzen, zu sagen – ein „kleines Orchester in Gold“ bilden: der Hammerflügel für die Tasteninstrumente, das Orchesterhorn für die Blasinstrumente, die Pauke für die Schlaginstrumente und die Gitarre für die Zupfinstrumente.
Doch nicht nur dem schnöden Mammon wurde gehuldigt: Alle Beteiligten stellten die gelungene Zusammenarbeit von Politik und Kultureinrichtung bei der Planung und Durchführung dieses Projektes heraus. So zeigte sich der Vizepräsident der SPK, Günther Schauerte, in seiner Begrüßungsrede begeistert darüber, „dass diese Initiative von Seiten des Bundesfinanzministeriums ausging“. Auch Conny Restle, die Direktorin des Musikinstrumenten-Museums, drückte ihre Freude darüber aus, „dass sich die Bundesregierung ausdrücklich zu der Musik und den Musikinstrumenten als Teil unserer kulturellen Identität bekennt.“
In ihrem Festvortrag „Goldene Zeiten – der Musikinstrumentenbau in Deutschland“ zeichnete Restle die zentralen Traditionslinien des deutschen Instrumentenbaus bis in die Gegenwart nach. Bereits seit dem ausgehenden Mittelalter nimmt der deutsche Musikinstrumentenbau eine herausragende Stellung in Europa ein. Dass es sich bei diesen Tätigkeiten nicht bloß um ein einfaches Handwerk handelt, betonte schon 1773 Peter Nathanael Sprengel in seinem berühmten Kompendium über die Künste und Handwerke. So sah er in den Instrumentenmachern seiner Zeit viel mehr Künstler, ähnlich wie Goldschmiede oder Maler. Insbesondere Zupf-, ausgewählte Streich- und Blasinstrumente sowie das moderne Klavier erhielten in Deutschland ihre endgültige Form. Bis heute findet sich in Deutschland eine Vielzahl von Meisterbetrieben und größeren Manufakturen, deren exzellente Produkte bei Amateur- und Profimusikern auf der ganzen Welt gefragt sind. Für Conny Restle sind deutsche Musikinstrumente daher erfolgreiche „Botschafter deutscher Musikkultur im In- und Ausland.“
Eine der großen Errungenschaften des deutschen Musikinstrumentenbaus war die Erfindung und Entwicklung des Kontrabasses in seiner heutigen Form. Die Geschichte des Instruments ist eng mit der Stadt Mittenwald verbunden, die dank ihrer Lage an einer wichtigen Handelsroute nach Italien und vor allem dank der üppig bewachsenen Fichten- und Bergahornwälder im Umland Ende des 17. Jahrhunderts zu einem Zentrum des Geigenbaus heranwuchs. Hier verschmolz der Geigenbauer Andreas Jais Elemente der Gamben- und Bratschenfamilie in die eigenständige schlanke Form des Kontrabasses. Folgerichtig diente als Vorlage für das Motiv der ersten Goldmünze daher ein von Andreas Jais um etwa 1730 hergestellter Kontrabass aus der Sammlung des Berliner Musikinstrumenten-Museums. Auf die Münze gebracht hat den Kontrabass dann der Münchner Münzdesigner Erich Ott.
Dass der Kontrabass neben seiner wichtigen Rolle als tiefstes Streichinstrument in Orchestern auch als Soloinstrument beeindrucken kann, zeigte der Musiker Gunārs Upatnieks von den Berliner Philharmonikern. So präsentierte er in drei während des Abends vorgetragenen Stücken die ganze Klangvielfalt des Instruments.
Höhepunkt des Abends war zweifellos die Übergabe der neuen 50-Euro Goldmünze „Kontrabass“ durch Staatssekretärin Bettina Hagedorn an Conny Restle und Günther Schauerte. „Das Musikinstrumenten-Museum in Berlin ist ein hervorragender Ort, um diese erste Münze der neuen Goldgedenkmünzenserie der Bundesrepublik zu präsentieren“, unterstrich Bettina Hagedorn an dieser Stelle. „Es ist in ihrer Vielfalt eine der repräsentativsten Sammlungen für Deutschland und darüber hinaus ist ihr Haus auch musikwissenschaftlich engagiert bei der Erforschung der historischen Instrumente und der historischen Aufführungspraxis.“
Aufgezeichnet von Nikolas Mathey