Erinnerungsprojekt „Kunst, Raub und Rückgabe – Vergessene Lebensgeschichten“ startet

News vom 24.02.2023

Am 23.2.2023 präsentierten SPK und Bayerische Staatsgemäldesammlungen erstmals ihr Projekt, das von verlorener Kunst und von jüdischen Menschen erzählt. Zusammen mit BR und rbb werden diese Geschichten in einer Mediathek der Erinnerung gezeigt

Gruppenfoto vor einer Leinwand
© SPK / photothek / Sebastian Rau

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit dem Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin und die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen haben ein einzigartiges Erinnerungsprojekt gestartet, das aus dem Etat der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien mit 690.000 Euro gefördert wird. Es erzählt von jüdischen Menschen, die einst das Kulturleben Deutschlands maßgeblich geprägt haben, dann aber von den Nationalsozialisten verfemt, entrechtet, verfolgt, beraubt und ermordet wurden. Beide Einrichtungen richten damit den Fokus nicht mehr nur auf Werke, die als Ergebnis der Provenienzforschung restituiert werden, sondern auf die vielen Lebensgeschichten von teilweise unbekannten Kunstsammlerinnen und Kunstsammlern, denen die Stücke einst gehörten. Zusammen mit dem Bayerischen Rundfunk und dem Rundfunk Berlin-Brandenburg soll diesen Menschen ein facettenreiches filmisches Denkmal gesetzt werden. Es entsteht eine eigene Projektwebsite als multimediale Mediathek der Erinnerung.

Hermann Parzinger, Präsident der SPK, sagte: „25 Jahre sind seit der Washingtoner Konferenz vergangen. Wie wir haben viele Einrichtungen in Deutschland Kunstwerke und Bücher restituiert, faire und gerechte Lösungen im Sinne der Nachkommen gefunden. Aber es bleibt noch sehr viel zu tun, denn der nationalsozialistische Kunstraub ist ein riesiges Verbrechen. Und bei allem geht es nicht nur um Akten, es geht um Menschen, die aus ihren Leben herausgerissen, die verfemt und verfolgt und vernichtet wurden. Ihre Namen und ihre Familien sollten vergessen gemacht werden. Wir möchten an möglichst viele Menschen mit unserem Projekt erinnern und wir möchten damit etwas gegen das Übel des Antisemitismus tun – wo und wie es auch immer auftreten möge. Unser Projekt hat einen Pilotstatus. Weitere Einrichtungen können und sollen sich anschließen. Es geht uns darum, möglichst viele dieser vergessenen und erschütternden Biographien erzählen zu können.“

Im Rahmen der Auftaktveranstaltung wurden die ersten beiden Filme zu den Lebensgeschichten von Friedrich Guttsmann und August Liebmann Mayer vorgestellt. Im Anschluss sprach Moderatorin Shelly Kupferberg mit Ann-Charlott Mörner, der Enkelin von Friedrich Guttsmann, Gilbert Lupfer (Deutsches Zentrum Kulturgutverluste), Rüdiger Mahlo (Jewish Claims Conference) und Hermann Simon (Gründungsdirektor des Centrum Judaicum Berlin) über das Projekt, über Erinnerung und die Bedeutung von Provenienzforschung. Miriam Friedmann, Enkelin eines weiteren Verfolgten, dessen Schicksal im Rahmen des Projektes vorgestellt wird, kam in einer Videogrußbotschaft zu Wort.

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