Erinnerung an jüdische Schicksale: Multimediales Archiv geplant

News vom 27.01.2022

SPK und Bayerische Staatsgemäldesammlungen starten ein gemeinsames Projekt zur Erinnerung an NS-Verfolgte. Das multimediale Archiv soll an ihre Schicksale erinnern und die Lebensgeschichten hinter Restitutionsfällen aufzeigen. BKM fördert das Projekt mit 690.000 Euro

Eine Person hält eine Lupe über ein Blatt Papier
© SPK / photothek.net / Thomas Koehler

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit ihren Staatlichen Museen zu Berlin und die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen werden in einem dreijährigen Projekt eine Mediathek von Kunstsammlerinnen und -sammlern, Mäzenen und sammelnden Bürgerinnen und Bürgern jüdischer Herkunft aufbauen. Dieses Archiv der vergessenen Schicksale basiert auf den Provenienzforschungen beider Einrichtungen. Neben der Mediathek werden spezifische digitale Vermittlungsformate für Jugendliche und junge Erwachsene entwickelt. Medienpartner des Projektes, das von der Beauftragten des Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert wird, sind der Rundfunk Berlin-Brandenburg und der Bayerische Rundfunk.

Das Projekt wird die Vielfalt jüdischer Biographien in der deutschen Gesellschaft vor 1933 beleuchten. Mit der Erzählung unterschiedlichster individueller Lebensgeschichten soll es auch heute noch vorhandenen stereotypen Vorstellungen entgegenwirken. Hermann Parzinger, Präsident der SPK, betont: „Die jüdischen Sammlerinnen und Sammler haben dieses Land geprägt, haben Künstlerinnen und Künstler gefördert und den Ruf der Museen geprägt. Viele von ihnen wurden Opfer der Nationalsozialisten, ihre Sammlungen geraubt. Wir stoßen bei unseren Forschungen immer wieder auf Namen, die keiner mehr kennt, die aber einst für bedeutende Sammlungen, für Haltungen, für ein Leben mit Kunst standen. Was waren das für Menschen? Durch das Erzählen ihrer Lebensgeschichten möchten wir viele Namen ins Bewusstsein zurückbringen. Mit dem gemeinsamen Projekt möchten SPK und Bayerische Staatsgemäldesammlungen einen Beitrag zur Erinnerungskultur und für eine tolerante, offene Gesellschaft leisten.“

Seit über zwanzig Jahren beschäftigen sich Kultureinrichtungen weltweit mit der Aufarbeitung des durch die Nationalsozialisten ausgeübten Raubs von Kulturgut, das zumeist jüdischen Bürger*innen gehörte. Auch die Einrichtungen der SPK und die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen erforschen, ausgehend von den Washington Principles, systematisch die Herkunft der Objekte in ihren Sammlungen und suchen nach fairen und gerechten Lösungen mit den Nachkommen der Opfer. Die SPK hat seit 1999 mehr als 50 Restitutionsbegehren bearbeitet und dabei mehr als 350 Kunstwerke und rund 2000 Bücher an die Berechtigten zurückgegeben. Darunter waren eine Zeichnung von Vincent van Gogh, Arbeiten von Munch und „Der Watzmann“ von Caspar David Friedrich.

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