Wie Ausstellungen auf Reisen gehen: fünf Fragen an Tania Lipowski

News vom 04.09.2015

Die Referatsleiterin für Ausstellungs- und Drittmittelprojekte spricht über Gastspiele der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in den Ländern und den Erfolg des Föderalen Programms.

Ausstellung „Berliner Skulpturenfund“ des Museums für Vor- und Frühgeschichte im Römisch-Germanischen Museum in Köln
© RGM/Rheinisches Bildarchiv Köln/Anja Wegner

Was ist eigentlich das Föderale Programm?

Darf ich etwas ausholen? (Lacht.) Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz wird von Bund und Ländern gemeinsam getragen. Mitte der Neunzigerjahre überlegten einige Länder ernsthaft, aus der Finanzierung auszusteigen. Sie hatten das Gefühl, dass sie sich für eine Stiftung in Berlin engagieren, aber eigentlich nichts dafür zurückbekommen. So entstand 2001 das Föderale Programm, das darauf angelegt ist, in den Ländern mit Ausstellungen, Leihgaben und Veranstaltungen aus dem gesamten Portfolio der SPK präsent zu sein.

Und wie funktioniert das?

In allen Einrichtungen der SPK wurden etwa 25 kleinere Ausstellungen kuratiert, die wir auf Reisen schicken. Das Programm wird jährlich überarbeitet und neue Ausstellungen kommen dazu.

Ein Stadtmuseum oder eine kommunale Galerie muss nur über die Website zum Föderalen Programm mit uns Kontakt aufnehmen, dann kommt sie in den Genuss unserer Schätze. Voraussetzung ist natürlich, dass die klimatischen Bedingungen stimmen und der Transport übernommen wird. Für die Ausleihe der Ausstellung zahlen sie nichts, den Ausstellungskatalog können sie, sofern vorhanden, in Kommission übernehmen.

Gibt es richtige Renner im Programm?

Auf jeden Fall. Die Ausstellung „Adventskalender aus 100 Jahren“ vom Museum Europäischer Kulturen nimmt die Spitzenposition ein, gefolgt vom „Berliner Skulpturenfund“ des Museums für Vor- und Frühgeschichte, den zum Beispiel im Römisch-Germanischen Museum in Köln über 50.000 Besucher gesehen haben.
Die letztgenannte Schau zeigt Skulpturen der Klassischen Moderne, die vor fünf Jahren bei einer archäologischen Grabung vor dem Roten Rathaus in Berlin gefunden wurden. Es handelte sich um Stücke, die jahrelang vermisst wurden, weil sie von den Nazis als „Entartete Kunst“ diffamiert und aus den Museen verbannt worden waren. Diese Stücke, geborgen aus dem Bombenschutt, sind in diesem Jahr noch in Detmold und Görlitz zu sehen.

Übrigens wird die erfolgreiche Sommerausstellung „Wir kommen auf den Hund“ aus dem Kupferstichkabinett im kommenden Jahr auf Gut Altenkamp in Papenburg zu sehen sein.

Haben Sie Partner, bei denen Sie immer wieder zu Gast sind?

Ja. Mit Schloss Corvey in Höxter und dem genannten Gut Altenkamp arbeiten wir wirklich seit Jahren zusammen und haben schon gut 30 Ausstellungen zusammen realisiert. Am häufigsten sind wir in Nordrhein-Westfalen zu Gast, neulich übrigens mit den erwähnten Adventskalendern im Westfälischen Schieferbergbau- und Heimatmuseum in Schmallenberg-Holthausen, dem Geburtsort unseres Vizepräsidenten Günther Schauerte.

Was erleben Sie bei den Ausstellungseröffnungen?

Meistens begeisterte Museumsleute! Die kleinen Häuser in den Ländern erfahren durch die Ausstellungen eine unglaubliche Aufmerksamkeit, sind dauernd in den Schlagzeilen und werden gut besucht. In Corvey waren wir mal mit einer Rembrandt-Ausstellung aus dem Kupferstichkabinett, da wurde eine extra Rembrandt-Torte gebacken! Ich glaube wirklich, dass wir mit dem Föderalen Programm, das wir natürlich immer wieder neu und frisch bestücken müssen, eine Menge Besucher erreichen und dies ist doch die beste Werbung für die kommunalen Kultureinrichtungen, aber natürlich auch für die SPK.

Die Fragen stellte Ingolf Kern.

Weiterführender Link

Föderales Programm

zur Übersicht