Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz als Wissenschaftsinstitution

Pressemitteilung vom 02.07.2008

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat nicht nur die ihr übertragenen Kulturgüter zu bewahren, zu pflegen und zu ergänzen, sondern auch, wie es im Stiftungsgesetz von 1957 heißt, „eine Auswertung dieses Kulturbesitzes für die Interessen der Allgemeinheit in Wissenschaft und Bildung und für den Kulturaustausch zwischen den Völkern zu gewährleisten“. Diese Positionierung als Scharnier zwischen Kunst und Kultur auf der einen und Wissenschaft und Forschung auf der anderen Seite ist ein Alleinstellungsmerkmal der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Alle ihre fünf Einrichtungen nehmen diese Funktion sowohl aktiv als auch als Dienstleister oder Kooperationspartner für Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen wahr.

Die Staatlichen Museen zu Berlin (SMB) sind, neben ihrer umfangreichen Ausstellungstätigkeit, auch eine Forschungseinrichtung. Der Gründungsgedanke, die Kunst und Kulturen der Welt zu sammeln, zu erforschen, zu bewahren und jedermann zu vermitteln, bildet heute noch die Basis für ihr Selbstverständnis. An erster Stelle stehen Forschungsprojekte, die die wissenschaftliche Erschließung, Interpretation und Publikation von Sammlungsobjekten zum Ziel haben. Dazu wird neben der archäologischen bzw. kunst- und kulturhistorischen sowie ethnologischen Forschungstätigkeit der Museumsmitarbeiter und der naturwissenschaftlichen Untersuchung durch das eigene Rathgen-Forschungslabor häufig auch die Kompetenz von Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland herangezogen. Lehraufträge von Wissenschaftlern und Restauratoren halten die traditionelle Verbindung von Museum und Universität aufrecht. Auch die Kunstbibliothek, die größte kunstwissenschaftliche Fachbibliothek in Deutschland, trägt dazu bei. Im Rahmen der Vermittlungstätigkeit der Museen finden regelmäßig Vorträge, Kolloquien und Symposien statt und es werden zahlreiche Veröffentlichungen herausgegeben. Das Institut für Museumsforschung schafft mit systematischen Untersuchungen die Grundlage dafür, dass auch die Museumspädagogik und die Besucherdienste wissenschaftlich fundiert arbeiten können. Die aktuelle Beteiligung der Staatlichen Museen an dem Berliner Exzellenzcluster „Topoi“ („The Formation and Transformation of Space and Knowledge in Ancient Civilizations“) unterstreicht ihren Beitrag zur Spitzenforschung in Deutschland.

Die Staatsbibliothek zu Berlin (SBB) ist die größte wissenschaftliche Universalbibliothek Deutschlands. Als allgemein zugängliche Forschungs- und Informationsbibliothek mit universalen historischen und aktuellen Sammlungen bietet sie breit gefächerte Dienstleistungen an. Mit der Erschließung wissenschaftlicher Fachliteratur und Bereitstellung von Informationsmedien bietet sie die Grundlage für internationale Spitzenforschung und die nationale Literaturversorgung. Im Rahmen des Programms „Sammlung Deutscher Drucke“ etwa ist sie für den Erwerb der deutschen Druckschriftenproduktion der Jahre 1871-1913 zuständig und stellt so als eine von sechs an der so genannten „verteilten Nationalbibliothek“ beteiligten Institutionen sicher, dass die Literatur dieses Zeitraums zunehmend lückenlos vorhanden ist. Außerdem betreut die Staatsbibliothek zu Berlin mehrere Sondersammelgebiete im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Systems der überregionalen Literaturversorgung. Insbesondere im Rahmen der Beschreibung und Erschließung mittelalterlicher Handschriften und neuerer Nachlässe verfolgt sie auch selbst wissenschaftliche Projekte. Wie die Staatlichen Museen zu Berlin ist die Staatsbibliothek außerdem am Exzellenzcluster Topoi beteiligt.

Das Geheime Staatsarchiv PK(GStA PK) ist als Hauptarchiv des ehemaligen (Brandenburg-) Preußen und mit einer Überlieferungsbreite vom 12. bis zum 20. Jahrhundert wie die ihm vergleichbaren großen deutschen und europäischen Zentralarchive zunächst Dienstleister für wissenschaftliche Forschungstätigkeit. Darüber hinaus tritt das Archiv erfolgreich als aktive Forschungseinrichtung auf, deren Auswertungsarbeit sich ebenso in den hauseigenen Veröffentlichungsreihen wie in den zahlreichen Beiträgen spiegelt, die seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu preußischen Geschichtsthemen alljährlich vorlegen. Sein aktiver Kontakt zur Forschung wird auch in den Tagungen deutlich, die das Archiv mit seinen Kooperationspartnern organisiert. Beispielsweise fand das seit 1978 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt zur Inventarisierung der Prozessakten des Reichskammergerichts im GStA PK mit einer internationalen, interdisziplinären Bilanztagung im April 2008 seinen Abschluss. Weiterhin betreibt das Archiv derzeit besondere, meist drittmittelgeförderte Erschließungs- und Auswertungsprojekte, von denen das seit 2005 laufende Projekt zur Erforschung der preußisch-deutsch-chinesischen Beziehungen zwischen 1842 und 1911 hervorzuheben ist, das 2008 mit einem in Peking stattfindenden Workshop abgeschlossen und je in einem Dokumenten- und Aufsatzband zusammengefasst werden wird.

Das Ibero-Amerikanische Institut (IAI) ist eine einzigartige Verbindung von Forschungs-, Informations- und Kulturzentrum, an dem Wissenschaftler und wissenschaftliche Bibliothekare eines breiten Spektrums sozial- und geisteswissenschaftlicher Disziplinen arbeiten. Seine zwei Forschungsschwerpunkte sind „Die Beziehungen zwischen Europa und Lateinamerika in Vergangenheit und Gegenwart“ und „Identitätskonstruktionen in Lateinamerika und der iberischen Halbinsel – Abgrenzungs- und Aneignungsstrategien“. Darüber hinaus werden wissenschaftliche Aktivitäten und Forschungen zu einer Reihe anderer Themen durchgeführt. Das Institut hat ein eigenes Stipendienprogramm und arbeitet eng mit Forschungsförderern zusammen. Eine große Zahl von Gastwissenschaftlern aus der ganzen Welt halten sich pro Jahr im Institut auf. Viele von ihnen kommen ins Institut, weil es die größte europäische Spezialbibliothek zu Lateinamerika, der Karibik, Spanien und Portugal beherbergt. Ein weiterer Vorteil des IAI ist, dass es ein Knotenpunkt in einer Reihe wissenschaftlicher und kultureller Netzwerke ist. Es steht in einem engen Austausch mit universitären und außeruniversitären Institutionen im In- und Ausland, die zu Ibero-Amerika arbeiten. Regelmäßig finden im Institut internationale wissenschaftliche Tagungen sowie zahlreiche weitere wissenschaftliche und kulturelle Einzelveranstaltungen statt, an denen diese Partner beteiligt sind. Darüber hinaus verfügt das IAI über ein vielfältiges Publikationsprogramm in deutscher, spanischer, portugiesischer und englischer Sprache mit Zeitschriften und Buchreihen.

Das Staatliche Institut für Musikforschung (SIM) ist eine moderne musikwissenschaftliche Forschungs­- und Dokumentationseinrichtung. Sein Musikinstrumenten-Museum ist ein repräsentatives, familienfreundliches Museum mit attraktiver Schausammlung, zugleich aber auch zentrale Forschungsstätte für Instrumentenkunde in Deutschland. Im Mittelpunkt der Arbeit des Instituts stehen dezidiert Forschungsprojekte im Mittelpunkt, die instrumentenkundliche und historisch-theoretische Fragestellungen zusammenführen und zunächst in Projektveranstaltungen dem Fachpublikum sowie einer breiteren Öffentlichkeit vermitteln, um dann in der zentralen multimedialen Publikationsreihe „Klang und Begriff“ veröffentlicht zu werden. An seiner auf 15 Bände disponierten „Geschichte der Musiktheorie“, einem renommierten Standardwerk, sind zahlreiche internationale Wissenschaftler beteiligt. Hervorzuheben ist auch das vom Arnold Schönberg Center Wien unterstützte, DFG-geförderte Editionsprojekt der „Briefwechsel der Wiener Schule“. Mit der internationalen, über das Internet frei zugänglichen „Bibliographie des Musikschrifttums“ leistet das Institut einen umfassenden, tagesaktuellen Beitrag zur musikwissenschaftlichen Literaturversorgung, auch innerhalb der von der Bayerischen Staatsbibliothek im Zusammenarbeit mit dem SIM und der Staatsbibliothek zu Berlin unterhaltenen „Virtuellen Fachbibliothek Musik“. Nicht zuletzt ist das SIM als Kooperationspartner des Musikwissenschaftlichen Seminars der Freien Universität Berlin an dem Exzellencluster „Languages of Emotion“ beteiligt.

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