„Das Reichskammergericht im Spiegel seiner Prozessakten – Bilanz und Perspektiven der Forschung“, eine Tagung der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz

Pressemitteilung vom 08.04.2008

Im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem findet vom 10. bis 13. April 2008 eine Tagung zum Reichskammergericht statt, an der 40 Juristen, Historiker und Archivare aus dem In- und Ausland (Österreich, Belgien, Niederlande) teilnehmen werden. Mit der Durchführung der Veranstaltung unterstreicht das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz erneut seinen Anspruch, in einem kontinuierlichen Austausch mit der internationalen Forschung zu stehen.

Die Tagung steht am Ende des seit 1978 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts zur Erschließung der Prozessakten des Reichskammergerichts. In den 76 000 überlieferten Prozessakten spiegelt sich die Tätigkeit des Reichskammergerichts von seiner Gründung auf dem Reichstag zu Worms 1495 bis zum Ende des Alten Reiches 1806 wider. Die Akten wurden im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach dem Wohnort der Beklagten auf ca. 45 Archive im In- und Ausland aufgeteilt. Im Rahmen des Projekts sind sie erstmals nach einheitlichen Gesichtspunkten erfasst und damit der Forschung zugänglich gemacht worden. Es liegen bereits 76 gedruckte Inventarbände vor.

Die Tagung wird die auf der Grundlage der gedruckten Inventare entstandenen Forschungen bilanzieren und die Perspektiven für die zukünftigen Forschungen beleuchten. 15 Referate werden einzelne Themen in vier Sektionen behandeln: Personengruppen vor dem Reichskammergericht, Streitgegenstände vor dem Reichskammergericht, das Reichskammergericht und andere Höchstgerichte im Reich, die Erfassung des Raumes durch das Reichskammergericht. Ein weiteres Referat wird das am Lehrstuhl für Rechtsgeschichte an der Ruhr-Universität Bochum angesiedelte Nachfolgeprojekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur Erfassung der Prozessakten des Reichskammergerichts in einer Datenbank vorstellen und die neuen Möglichkeiten aufzeigen, die es für die Auswertung der Quellen bietet.

Im Rahmen der Tagung hält der belgische Rechtshistoriker Professor Dr. Dr. Alain Wijffels einen öffentlichen Abendvortrag über das Reichskammergericht im Vergleich zu den höchsten Gerichten in anderen europäischen Ländern. In dem Vortrag werden die Forschungen zum Reichskammergericht in den Kontext der europäischen Geschichte und Rechtsentwicklung eingeordnet. Professor Wijffels lehrt an den Universitäten Leiden, Brüssel und Löwen. Er ist Mitglied der Rechtshistorischen Kommission bei der königlichen Akademie in Brüssel, Vorstandsmitglied der Stiftung für niederländische Rechtsgeschichte in Utrecht und langjähriges Mitglied der Gesellschaft für Reichskammergerichts-forschung.

Pressekontakt:

Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz
Dr. Ingrid Männl
Tel.: 030 83901-133, Fax: -180
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