Verloren geglaubtes Werk von Menzel in die Staatlichen Museen zu Berlin zurückgekehrt

Pressemitteilung vom 15.04.2014

Vor wenigen Tagen ist die Gouache „Aschermittwochmorgen“ von Adolph von Menzel nach Berlin zurückgekehrt. Das Werk galt seit dem Zweiten Weltkrieg als verschollen. Vor einigen Jahren wurde die Stiftung Preußischer Kulturbesitz auf seinen Verbleib im Litauischen Kunstmuseum in Vilnius aufmerksam. Im Zuge eines Gerichtsverfahrens anerkannte das Bezirksgericht Vilnius nun das Eigentum der Stiftung Preußischer Kulturbesitz an dem Werk.

Hermann Parzinger, Präsident der SPK, sagt dazu: „Ich freue mich, dass wir auch bei der Wiedergewinnung eigener Kriegsverluste immer wieder erfolgreich sind. Das Menzel-Werk wird nun zunächst konservatorisch aufbereitet und dann der Öffentlichkeit im Kupferstichkabinett wieder zugänglich gemacht.“

Das Werk „Aschermittwochmorgen“ (1885, Aquarell und Gouache auf braunem Papier, 39,4 x 24,7 cm) von Adolph von Menzel (1815-1905) wurde noch im Jahr seiner Entstehung für die Berliner Museen erworben. Im Zweiten Weltkrieg wurde es, wie auch andere Bestände der Museen, zum Schutz vor Luftangriffen ausgelagert. „Aschermittwochmorgen“ befand sich ab März 1944 im Keller des Reichsbankgebäudes in Berlin (Mitte) und galt seit 1945/46 als verschollen.

Schon zu DDR-Zeiten gab es erste, noch sehr ungenaue Hinweise auf den Verbleib des Werkes in Litauen. Nach einem erneuten Hinweis an die Staatlichen Museen zu Berlin 2004 nahm die Stiftung Preußischer Kulturbesitz zunächst auf Fachebene, dann über das Auswärtige Amt Verhandlungen mit dem Litauischen Kunstmuseum auf, um eine Rückführung zu erreichen. 2006 wurde von litauischer Seite ein Verfahren nach dem litauischen Gesetz über den „Schutz der mobilen Kulturgüter“ eingeleitet, in dem nun dem Rückgabeanspruch der SPK stattgegeben wurde. Ungeklärt bleibt, auf welchem Weg das Werk in das Litauische Nationalmuseum gelangte.

„Aschermittwochmorgen“ ist eine der seltenen Stadtansichten Menzels und zählt zu seinen bedeutendsten Gouachen. Die in gewagter Perspektive wiedergegebene Szene auf der Hildebrandstraße nahe dem Tiergarten trägt auch den Titel „Aschermittwoch – Straße nach dem Karneval“. Wegen der außergewöhnlichen Perspektive und delikaten Farbigkeit nimmt sie einen herausragenden Platz im späten Werk des Künstlers ein. Auch in stadtgeschichtlicher und architekturhistorischer Beziehung ist die Gouache bedeutend, legt sie doch Zeugnis ab von einer Berliner Wohnkultur, die spätestens durch den Zweiten Weltkrieg restlos zerstört wurde. Dargestellt ist eine Privatstraße des Tiergartenviertels, die nahe dem heutigen Kulturforum gelegene Hildebrandstraße. Die dortigen Prachtbauten der Gründerzeit sind dem Zweiten Weltkrieg fast restlos zum Opfer gefallen.

Das Werk war Teil der Menzel-Sammlung, die seit dem 19. Jahrhundert vom Kupferstichkabinett und der Nationalgalerie systematisch aufgebaut wurde. Mit rd. 7000 Einzelblättern stellt sie noch heute die weltweit bedeutendste Spezialsammlung zu dem Künstler dar. 1993 haben die Staatlichen Museen zu Berlin die Werke Menzels je nach ihrer Gattung und konservatorischen Bedürfnissen der Nationalgalerie (Gemälde) oder dem Kupferstichkabinett (Ölskizzen, Pastelle, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgraphik) zugeordnet.

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