Stiftung Preußischer Kulturbesitz restituiert Werk aus der Sammlung Haussmann / Verbleib im Kupferstichkabinett durch Rückkauf gesichert

Pressemitteilung vom 06.01.2016

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat vor kurzem ein Werk aus dem Kupferstichkabinett an die Erbin des Kunstsammlers Dr. Fritz Haussmann zurückgegeben. Die allegorische Zeichnung des Architekten Jean Baptiste Broebes aus dem 18. Jahrhundert verbleibt jedoch auch in Zukunft in den Staatlichen Museen zu Berlin, die sie von der Erbin erworben haben.

Der Berliner Kunstsammler Dr. Fritz Haussmann (1885 – 1956) war Rechtsanwalt am Kammergericht und erfolgreicher Geschäftsmann. Im Sommer 1938 wanderte er aufgrund der zunehmenden Repressalien gegen Juden in die Schweiz aus. Seine kleine, aber repräsentative Kunstsammlung italienischer Bilder des 17. und 18. Jahrhunderts ließ er in seiner Berliner Wohnung zurück, in der seine Mutter weiterhin wohnte. Diese beschloss 1938 ebenfalls auszuwandern und suchte bei der zuständigen Devisenstelle um Genehmigung zur Ausfuhr der Wohnungseinrichtung und Kunstgegenstände an. Da sie nicht über die nötigen Finanzmittel verfügte, um die anfallenden Abgaben zu entrichten, musste sie die wertvollsten Werke aus der Kunstsammlung an das Kaiser-Friedrich-Museum abgeben.

Schon 2007 restituierte die SPK eines dieser verfolgungsbedingt verlorenen Werke aus der Sammlung Fritz Haussmanns. Es handelte sich um „Zug des Silen“ des Barockmalers Guiseppe Crespi, das sich in der Gemäldegalerie befunden hatte. Bereits damals entdeckten die Museen im Zuge ihrer Recherchen, dass noch zwei weitere Werke aus der Sammlung Haussmann durch eine Überweisung der Zollbehörden 1939 „anlässlich Auswanderung“ in die Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin gelangt waren. Damals ließen sich die Arbeiten jedoch nicht in der Sammlung nachweisen. Durch die seitdem fortgeschrittene Aufarbeitung der Sammlungsbestände konnte nun eines der beiden Werke identifiziert werden.

Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, sagt: „An diesem Beispiel können wir einmal wieder sehen, wie wichtig die Aufarbeitung unserer Sammlungen ist, die auch 15 Jahre nach der Wiedervereinigung immer noch nicht abgeschlossen ist. Es ist erfreulich, dass wir ein weiteres Werk aus der Sammlung von Fritz Haussmann identifizieren konnten und damit zur Wiedergutmachung des geschehenen Unrechtes beitragen konnten. Der Erbin von Dr. Fritz Haussmann möchte ich dafür danken, dass wir das Werk für das Kupferstichkabinett erwerben konnten.“

Rechtsanwältin Imke Gielen von der Berliner Kanzlei von Trott zu Solz Lammek sagte im Namen der Erben: „Wir begrüßen die nicht nachlassenden Provenienzrecherchen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und hoffen, dass im Zuge dieser Recherchen auch noch das dritte Werk aus der Kunstsammlung Haussmann im Sammlungsbestand aufgefunden werden kann.“

Die allegorische Darstellung „Athena empfiehlt dem König die Künste“ (um 1700/20; Feder in Braun und Grau, grau laviert, 20,7 x 40,2 cm) ist die qualitätvollste der wenigen bekannten Zeichnungen des französischstämmigen Architekten Jean Baptiste Broebes. Sie stellt ein mit der Kunst- und Architekturgeschichte Berlins verbundenes Thema dar: Die Göttin Athena stellt dem preußischen König die Personifikationen diverser Künste vor, eine beliebte, auf die jeweiligen Zwecke abgewandelte Allegorie in Zeiten feudaler Auftragsverhältnisse und herrschaftlichen Mäzenatentums. Der Raum mit fiktiven Ausschmückungen verweist auf den Thronsaal im Stadtschloss des preußischen Königs.

Im Kupferstichkabinett befinden sich noch sechs weitere Werke von Jean Baptiste Broebes (um 1660 in Paris – nach 1720 in Barby). Der französische Kupferstecher und Architekt der Festungs- und Zivilbaukunst musste als Hugenotte 1685 sein Heimatland verlassen. Ab 1692 trat er in brandenburgische Dienste. Nach seiner Berufung nach Berlin im Jahr 1699 lehrte er zwei Jahrzehnte an der Akademie der Künste als Professor für Militär- und Zivilbaukunst. Als Broebes' Hauptwerk gilt die als Auftragsarbeit geschaffene Sammlung von Ansichten aller Stadtschlösser, Lustschlösser und königlichen Palais, die es an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert in Berlin, Potsdam und Umgebung gab. Diese 52 Blätter umfassenden „Vues des Palais et Maisons de Plaisance de S. M. le Roy de Prusse“ sind posthum 1733 im Kunsthandel von Johann Georg Merz in Augsburg erschienen.

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