Biografien der Bilder
20.11.2018Biografien der Bilder
Drei Jahre lang erforschte das Zentralarchiv die Provenienzen der Sammlung Berggruen. Die Ergebnisse zeigt die Ausstellung „Biografien der Bilder. Provenienzen im Museum Berggruen“

Sven Haase über die Ausstellung “Biografien der Bilder”
Dr. Sven Haase, Kurator der Ausstellung "Biografien der Bilder", spricht im Interview über die Provenienzforschung, die dieser Schau voranging.
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Transkript
Worum geht es in der Ausstellung „Biografien der Bilder“?
Wir werden in 8 Räumen verschiedene Themen dieses Provenienzforschungsprojektes vertiefen, als da wären: Als Oberbegriff und quasi Einführung ein Raum zu Sammlern und Händlern. Ein weiterer Raum wird sich um den Kunstraub in Frankreich drehen, den thematisieren, dann haben wir das Glück, einen zeitgenössischen Künstler gewonnen zu haben, der eine zeitgenössische Installation ins Berggruen bringen wird, die dieses Thema „Kunstraub der Nationalsozialisten“ behandelt.Es ist die erste, muss man dazu sagen, es ist eine der ersten Ausstellungen der Staatlichen Museen, die explizit dieses Thema Provenienzen, Biografien, Werkbiografien, Besitzergeschichten in den Vordergrund stellt, sodass es ein kleiner Versuch ist.
Wie lange haben Sie dafür geforscht?
Die Ausstellung wird der Abschluss zu einem dreijährigen Provenienzforschungsprojekt sein, in dem wir den SPK-eigenen Bestand, also den Bestand der Nationalgalerie im Museum Berggruen auf die Provenienzen hin untersucht haben. Es geht dabei um 135 Werke, die vor 1945 entstanden sind, die wir näher untersucht haben.
Wie viele NS-verfolgungsbedingt entzogene Werke haben Sie dabei gefunden?
Herausgefunden haben wir konkret, dass 4 der 135 Werke definitiv NS-Raubkunst waren. Das heißt, sie wurden ihren Besitzern, ihren rechtmäßigen Eigentümern in Frankreich von den deutschen Besatzern entzogen, konkret dem Kunsthändler und -sammler Paul Rosenberg und dem Kunstsammler Alphonse Kann, die wurden entzogen von den deutschen Behörden. Glücklicherweise konnten sie direkt nach dem Krieg an ihre rechtmäßigen Eigentümer restituiert werden.
Wie kamen diese Werke dann ins Museum Berggruen?
Die Eigentümer, es sind ja die Eigentümer der Werke, haben die Werke dann weiterveräußert, bei dem Fall von Paul Rosenberg 1979, also es befand sich noch etliche Jahrzehnte im Familienbesitz, auf einer Auktion, wo es dann Heinz Berggruen als Privatmann erworben hat, und durch die Übereignung an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz beziehungsweise an die Nationalgalerie sind sie dann ins Museum Berggruen gekommen.
Was gab es noch Interessantes bei dem Projekt?
Also, was wirklich bei dem Projekt sehr spannend ist, und was wir auch in der Ausstellung zeigen wollen, ich habe es angedeutet, ist die Vielfalt der Provenienzen, dass, wenn man so will, ist die Untersuchung des Bestandes so eine Art Crash-Kurs in der Kunstmarktgeschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die ganzen bekannten Namen begegnen einem: Alphonse Kann hab ich genannt, Paul Rosenberg hab ich genannt, Henri Kahnweiler wäre ein anderer Fall, anhand deren sehr bekannten Namen man deren Geschichte erzählen kann, wiederum bezogen auf die Werke, und natürlich viele Namen, die damals bekannt waren, heute aber in Vergessenheit geraten sind.
© SPK / Birgit Jöbstl