Lateinamerika in Wissenschaft und Politik. ADLAF-Tagung im IAI
News vom 19.06.2024
Am 6. und 7. Juni 2024 fand im Ibero-Amerikanischen Institut (IAI) die diesjährige Tagung der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Lateinamerikaforschung (ADLAF) zum Thema „Space Matters. Latin America in Science and Politics“ statt.

Der ADLAF gehören ca. 30 Institutionen der Lateinamerikaforschung aus dem deutschsprachigen Raum und mehr als 200 einzelne Wissenschaftler:innen an. Die diesjährige Tagung, an der ca. 100 Wissenschaftler:innen aus Deutschland und Lateinamerika teilnahmen, beschäftigte sich schwerpunktmäßig mit der Situation der Lateinamerikaforschung im deutschsprachigen Raum und der Frage, warum es wichtig ist, sich in Deutschland und Europa mit Lateinamerika und nicht zuletzt mit der Wissensproduktion aus Lateinamerika zu beschäftigen.
Zu Beginn präsentierte Peter Birle vom IAI die ersten Ergebnisse einer seit 2022 laufenden Studie des Instituts zu „Stand und Perspektiven der Lateinamerika- und Karibikforschung in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften im deutschsprachigen Raum“. In den 14 berücksichtigten Disziplinen konnte das Projektteam insgesamt 433 Plan- und Projektstellen an Universitäten und außeruniversitären Institutionen mit Forschungsbezug identifizieren. Die meisten Stellen gibt es in Berlin (89), gefolgt von Bonn (29), Hamburg (24) sowie Bielefeld und Köln (jeweils 19). Zu den größten Herausforderungen für die Regionalforschung zu Lateinamerika gehören neben Finanzierungsfragen auch das Verhältnis zur jeweiligen Mutterdisziplin, epistemologische Fragen (Überwindung eurozentrischer Perspektiven) sowie die Orientierung an weniger asymmetrischen Formaten der internationalen Forschungszusammenarbeit.
Ein von Barbara Göbel, Direktorin des IAI, moderierter Roundtable mit Repräsentant:innen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Karlsruhe Institute for Technology beschäftigte sich mit der Rolle der Forschungsförderer und Forschungsverbünde für die Lateinamerikaforschung. Ein weiterer Roundtable war dem Thema „Räume und Disziplinen als strukturierende Elemente der akademischen Landschaft“ gewidmet. Die Nachwuchsgruppe der ADLAF koordinierte ein Panel zum Thema „Kollektives Handeln, Governance und Demokratie“. Im Rahmen des Roundtables „Lateinamerika global: Themen, Konzepte und Dialoge“ analysierten vier Wissenschaftlerinnen aus Argentinien, Kolumbien, Mexiko und Finnland die Relevanz konzeptioneller und theoretischer Beiträge aus Lateinamerika zu den Themen Demokratie, Migration, sowie und Friedens- und Konfliktforschung.
Bei den im Rahmen der ADLAF-Mitgliederversammlung durchgeführten Vorstandswahlen wurde das IAI für zwei Jahre zum neuen geschäftsführenden Institut gewählt. Die Direktorin des IAI wird das Amt im Laufe des Sommer 2024 von dem seit 2020 amtierenden Vorsitzenden Rainer Wehrhahn (Universität Kiel) übernehmen. Das IAI hat sich zum Ziel gesetzt, im Laufe seiner Amtszeit die Mitgliederbasis der ADLAF weiter auszubauen und die Rolle der ADLAF als wissenschaftspolitischer Akteur zu stärken.
Weiterführende Links
- ADLAF
- Ibero-Amerikanisches Institut
- IAI-Workshop zur Rolle der Förderinstitutionen und Forschungsgesellschaften für die Lateinamerikaforschung
- Interview zur Arbeit an der IAI-Studie „Stand und Perspektiven der Lateinamerika- und Karibikforschung in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften im deutschsprachigen Raum“