Mäzene gesucht – Fundraising-Projekte in der SPK

News vom 11.05.2016

Rahmen für Hieronymus Bosch, Erhaltung der Ahnentafeln großer Preußen, Bücherrettung im Ibero-Amerikanischen Institut, virtuelle Münzen und numismatische Nachwuchsförderung – Das sind nur einige der Projekte in den SPK-Einrichtungen, die Kunst- und Kulturenthusiasten mit einer kleinen Spende voranbringen können.

Hieronymus Bosch: Frühe Kopie der „Versuchung des Heiligen Antonius“, 1560
© SMB, Gemäldegalerie / Bertram Lorenz

Jeder kann ein kleiner James Simon sein

Was wären die Sammlungen der SPK-Einrichtungen ohne ihre Förderer? Die großen Mäzene und Schenker wie James Simon, Egidio Marzona oder Erich Marx? Man muss aber nicht die Nofretete nach Berlin holen oder ein wertvolles Beuys-Kunstwerk herschenken, um die Sammlungen zu unterstützen. Wie so oft sind es die kleinen Aktionen, die in der Masse eine nicht zu unterschätzende Wirkung haben. Das ist gut, denn die Mittel sind wie immer knapp – auch wenn sie für die Erhaltung des großen Erbes unerlässlich wären. Darum macht privates Engagement von Kunst- und Kulturenthusiasten viele Projekte, vor allen in den Bereichen Digitalisierung, Restaurierung und Vermittlung, erst möglich.

Crowdfunding für Hieronymus Bosch

Die „Jungen Kaiser“ – quasi die Jugendgruppe des altehrwürdigen Kaiser Friedrich Museumsvereins von 1897 – etwa widmen sich dem Bild „Versuchung des Heiligen Antonius“ von Hieronymus Bosch. Um es für die kommende Bosch-Ausstellung der Gemäldegalerie zugänglich zu machen, bedienen sich die „Jungen Kaiser“ des modernen Wegs des „Crowdfunding“. 130 Jahre befand sich das Werk, eine frühe Kopie nach Boschs Flügelaltar, im Depot. Die drei kostbaren, aber gefährdeten Bildtafeln von 1560 brauchen heute neue Rahmen. Die hierzu nötigen 3.500€ versuchen die Kunstfreunde über eine der gängigen Crowdfunding-Plattformen im Internet zusammenzubekommen – noch bis zum 22. Mai 2016 kann gespendet werden. Jede Spende ist steuerlich absetzbar und wird zusätzlich belohnt: Für 5 € gibt es eine namentliche Erwähnung auf der Facebook-Seite der „Jungen Kaiser“, für 100 € eine eigens angefertigte Radierung mit Motiven des Bosch-Bildes, für 500 € eine Privatführung durch die Bosch-Ausstellung mit dem Direktor der Gemäldegalerie, Bernd Lindemann.

Die Patenschaft I: Ein Angebot, dass man nicht ablehnen kann

Auch das Geheime Staatsarchiv bittet um die finanzielle Mithilfe von Spendern bei der Rettung eines großen Erbes: den Johanniter-Aufschwörungstafeln. Über 900 der Pergamentrollen, die einst als „Bewerbungsunterlagen“ für die Aufnahme in den Johanniterorden dienten, liegen in Preußens Gedächtnis in Dahlem. Geöffnet werden können die Rollen nur von spezialisierten Restauratoren, da sonst Beschädigung droht. Beim Aufrollen kommen farbenprächtige Wappen auf der Stammtafel eines Adligen zum Vorschein, die bis in die vierte Generation zurückreicht. Jeder, der im 18. Jahrhundert Johanniter werden wollte, hatte durch solch eine Ahnentafel seine adelige Abstammung nachzuweisen. In den Pergamentrollen finden sich darum auch die Namen von Vertretern aller einflussreichen preußischen Adelsfamilien des 18. Jahrhunderts. Nun gilt es, diese wertvollen Dokumente preußischer Geschichte zu erhalten. Darum wurde 2011 das Pilot-Fundraising-Projekt ins Leben gerufen, in dessen Rahmen bereits einige der Aufschwörungstafeln restauriert, plangelegt, digitalisiert und archivgerecht gelagert werden konnten – aber längst noch nicht alle. Wer die Patenschaft für eine der Tafeln übernimmt, erhält zum Dank eine Patenurkunde, eine DVD mit einem Scan der geretteten Aufschwörungstafel und – auf Wunsch – eine Spendenbescheinigung.

Die Patenschaft II: Bedrohte Bücher über Ibero-Amerika retten

Am Ibero-Amerikanischen Institut (IAI) kann man mit ein paar Euros ebenfalls viel Gutes tun: Nämlich Pate werden für wertvolle und einzigartige, aber leider durch jahrelange Benutzung bedrohte oder schon beschädigte Bücher. Auf der Website des IAI findet sich eine Liste jener Bücher, die dringend restauriert werden müssen. Beispielsweise die Sammlung mit Briefen, die Eduard Seler (1849-1922), Begründers der Alt-Amerikanistik- und –Mexikanistik in Deutschland, von seinen Reisen auf den Spuren der Azteken in Mexiko schrieb. Oder die Aufzeichnungen des britischen Zoologen und Botanikers Alfred Russel Wallace (1823-1913) zu seiner vierjährigen Expedition ins Amazonasgebiet. In den Büchern von Erasmus Franciscus (1627-1694) finden sich vor allem Kuriositäten und Merkwürdigkeiten aus aller Welt – ausgeschmückt mit zahlreichen Illustrationen und Kupfertafeln. Dies sind nur einige Beispiele der gefährdeten Preziosen, die durch eine Buchpatenschaft vor dem Verfall bewahrt werden können.

Die Patenschaft III: Die besseren Bitcoins

Digitale Münzen: Bei dem Patenschaftsprojekt des Münzkabinetts geht es natürlich nicht um einen Beitrag zur Diskussion um die Abschaffung des Bargelds – vielmehr sollen die numismatischen Schätze der Öffentlichkeit besser zugänglich gemacht werden. Mit nur 20 € kann eine Münze digitalisiert, dokumentiert und in einem interaktiven Münzkatalog online verfügbar gemacht werden. Hier können die Benutzer die Münzen und Medaillen nach Herkunftsort oder Epochen sortieren, erfahren, mit welchen Personen die Münzen verbunden waren und lernen die Objektgeschichte kennen. Im interaktiven Münzkatalog sind insgesamt bereits 25.500 Einträge abrufbar – fast die Hälfte davon, 9.505, dank der Hilfe von Münzpaten. Für die Erschließung und Dokumentation sind nach Möglichkeit vor allem junge Wissenschaftler zuständig. Damit dienen die Münzpatenschaften auch der Förderung des numismatischen Nachwuchses.

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