Brücken bauen mit der Sprache der Musik
News vom 03.12.2015
Die Stiftung engagiert sich mit verschiedenen Angeboten für geflüchtete Menschen. Gerade ist an den Staatlichen Museen zu Berlin das Projekt mit dem Arbeitstitel „Flüchtlinge als Tutoren in Berliner Museen“ angelaufen. Flüchtlinge mit anerkanntem Asylstatus werden als Multiplikatoren ausgebildet, um in ihrer Muttersprache durch die Berliner Museen zu führen. Im Musikinstrumenten-Museum können geflüchtete Kinder Instrumente ausprobieren und selbst basteln. Katrin Herzog, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Staatlichen Instituts für Musikforschung, erläutert, wie leicht sich mit der universellen Sprache der Musik Brücken bauen lassen.
Das offizielle Programm für Flüchtlinge im Musikinstrumenten-Museum startet im Januar 2016. Beim ersten Kinderfest des Museums im Oktober war bereits eine Gruppe von Flüchtlingskindern dabei. Wie haben Sie den Nachmittag erlebt?
Katrin Herzog: Die Berliner Stadtmission hat unser Fest mit einer Gruppe von Flüchtlingskindern besucht. Die Kinder saßen gleich vorne an der Bühne auf dem Boden und haben sehr interessiert zugesehen. Ein kleiner Junge aus der Gruppe hat kräftig mit anderen Kindern zusammen Flöte gespielt. Ein anderer hat sich – wohl schon vorher – am Finger verletzt und war sehr ängstlich als ich ihm ein Pflaster verpassen wollte. Als er gemerkt hat, dass ich ihm mit meiner Schere nicht den Finger ab- sondern nur das Pflaster zurechtschneiden wollte, hat er sich aber schnell wieder beruhigt. Beim Rausgehen schienen dann eigentlich alle recht zufrieden und einige haben sich auch noch einmal bedankt.
Haben Sie im Nachhinein noch Rückmeldungen erhalten?
Ein Betreuer der Stadtmission hat sich gleich mehrfach bei uns bedankt. Das hat uns natürlich sehr gefreut. Er hat auch erzählt, dass die Kinder am Anfang erst einmal ziemlich eingeschüchtert waren von der Menge an Menschen. Nach einer Weile ging es aber. Ein Teil des Kinderfestes war beispielsweise ein Bastel-Workshop. Hier sind die Kleinen richtig aufgetaut und haben mit Begeisterung mitgemacht.
Eigenen sich Musikinstrumente besonders gut, um ohne umfangreiche Sprachkenntnisse Kultur zu vermitteln?
Das denke ich auf jeden Fall. Musik ist eine universelle Sprache. Selbst Musik machen zu können, und wenn es auch einfach nur ein paar Töne auf einem Instrument sind, das man vorher noch nie in der Hand hatte, öffnet einfach die Herzen der Menschen. Das ist so bei Jung und Alt und macht wohl auch die Faszination von Musik aus. Kinder sind da oft noch viel offener und begeisterungsfähiger als Erwachsene. Gerade das Instrumenten-Basteln ist wirklich keine komplizierte Sache. Am Ende haben die Kinder ein Instrument in der Hand, auf dem sie echt Musik machen können - und sogar mehr als nur einen Ton. Beim Basteln ist man auch nicht so sehr auf Sprache angewiesen. Das funktioniert sehr gut auch non-verbal. Man zeigt etwas und die Kinder machen es nach.
Welche Veranstaltungen wird das Staatliche Institut für Musikforschung ab Januar 2016 geflüchteten Menschen anbieten?
Basierend auf den Erfahrungen, die wir bei unserem Kinderfest gemacht haben, möchten wir an zwei Samstagen im Januar – und zwar am 9. und 30. – einen Mitmach- und Bastelnachmittag für Flüchtlingskinder in unserem Museum anbieten. Von 13.30 bis 16.30 Uhr gibt es jeweils dreimal ein 90-minütiges Programm, beginnend mit einer Führung, bei der Kinder einzelne Instrumente auch selbst ausprobieren und darauf spielen können. Im Anschluss daran kann sich jedes Kind ein eigenes Musikinstrument basteln. Davor oder danach gibt es im Museums-Café kostenlos Kakao und Kuchen. Wir wenden uns damit natürlich vor allem an Gruppen, gerne auch mit Dolmetscher. Die beiden Pädagoginnen, die die Führungen und den Workshop betreuen, sprechen neben Deutsch auch Englisch. Gerade beim Basteln und Musizieren lässt sich ja vieles auch non-verbal gut vermitteln.